Das Damen-Imperium hat in Crans-Montana zurückgeschlagen, sich im Super G zumindest rehabilitiert nach der Abfahrtspleite. Zwei, fünf, sieben, das wär´ schon ein Resultat, das man auch bei der Cortina-WM – sofern es die tatsächlich doch gibt – durchaus mit Handkuss nehmen würde, erst recht Tamara Tippler, diese extrovertierte, extrem schnelle, aber heuer nicht mehr ganz so fehleranfällige, knapp blonde 30-jährige Steirerin aus Mautern am Schoberpass nahe dem Präbichl. Und wer weiß, ob nicht auch noch die Vizeweltmeisterin von 2017, das modebewusste, schwarzhaarige Kontrastprogramm Stephanie Venier aus Oberperfuss bei Innsbruck aufs Podest gerast wäre, hätte sie nicht mit aktuell bester Zwischenzeit zum zweiten Mal in drei Rennen einen Crash – zum Glück ohne größere physischen, sondern höchstens mentalen Folgen – gebaut.
Es war natürlich schade, dass sie das nicht runtergebracht hat, weil´s so gut für ihr Selbstvertrauen und als Motivationsschub für das ganze Team wichtig gewesen wäre. Allerdings trifft das, was die Venier-Hochrechnungen angeht, auch auf jene Top-Guns zu, die wie die Tirolerin das Ziel nicht oder nur disqualifiziert erreichten wie die unschlagbare Abfahrtskanone Sofia Goggia (2. Zeit, Torfehler), wie Breezy Johnson (USA), wie Petra Vlhova (Slk) oder wie die Top-Allrounderin Wendy Holdener (Sz) und Elena Curtoni (It). Da geht´s nicht darum, jemanden irgendeinen Zacken aus einem Krönchen zu brechen, sondern schlichtweg darum, die Dinge realistisch zu betrachten, damit man im Ernstfall nicht aus allen Wolken fällt.
Und das gilt selbstredend natürlich auch für die Herren der Schöpfung, die ganz ohne atemberaubende (Zielsprung)Stürze den Kitz-Klassiker nach der Wengen-Streif ins Trockene bringen konnten mit dem Doppelpack für Beat Feuz, der nach jahrelangen erfolglosen Sieganläufen seinen fünf Mal siegreichen Landsmann Didier Cuche zumindest erreicht, wenn nicht überboten hat mit seinem zweiten Triumph binnen 48 Stunden auf der klassischen, unverkürzten Strecke. Wie das, bitte schön? Weil Cuche erst den Kitz-Sprint gewonnen hat und dann zweimal, wenn nicht dreimal nur auf mehr oder weniger extrem verkürzter Abfahrt triumphiert hat, was aber im Resultat nicht steht!
Feuz hat vor Johan Clarey aus Frankreich gewonnen, dem ältesten Streif-Podest-Fahrer, den es je gab. Ob Feuz, der in Tirol wohnt, ob Clarey, aber auch und vor allem Vorjahrssieger Matthias „Motl“ Mayer, haben sich Siege und Stockerlplätze mehr als nur verdient, weil sie bei mehr oder weniger dichtem Nebel und schlechtester Sicht in Mausefalle und Steilhang hatten fahren müssen. Und darum sind auch die Resultate unserer doch nicht mehr so jungen „Nachwuchsfahrer“ wie Hemetesberger (29/10.), Danklmaier (29/16.) oder Walder (29) oder Neumayer (28) insofern zu relativieren, dass sich bei ihnen der Nebel wieder vertschüsst und sogar die Sonne abschnittsweise gelächelt hatte, abgesehen davon, dass einige von der „Jungen“ die Streif-Abfahrt bis zur Hausbergkante von zwei Kitz-Europacup-Starts mit Trainings- und Renntagen wie ihre Westentasche gekannt haben.
Wie gesagt – hier geht´s nicht darum, Leistungen zu schmälern, sondern zu wissen, welche Platzziffern unter welchen Begleitumständen zustande kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich, woran sich wohl nur ältere Reporter-Semester erinnern, auf einen gewissen Markus Foser verweisen, der dank bester Sicht mit einer Startnummer jenseits der 60 einmal in Gröden den Premierensieg des ebenfalls Wetter-begünstigten Kärntners Werner Franz (Nr. 53 oder so) verhindert hatte. Was wurde aus Foser, dem „Star“ aus Liechtenstein? Ein Mitläufer der Abfahrtsszene, der bald in Vergessenheit geriet. Manch Momentaufnahme gilt eben, wie der Name sagt, nur für den Augenblick. Ob er sich im WM-Ernstfall wiederholen würde, sei dahingestellt. Was aber nichts daran ändert, dass das Damen-Ergebnis von Crans-Montana wie das Kitz-Resultat in Zeiten wie diesen mit Handkuss genommen werden. Für eine Abfahrtsnation wie Österreich war´s wie heilsamer Balsam auf manch schmerzende Speed-Wunden…
