Zwar geht der alpine Skilauf, wenn das Wetter mitspielt, in Lenzerheide in die Zielgerade, den trainings- und wettkampfreien Tag aber möchte ich nützen, um mich in alter Vorliebe wieder einmal der Schwimmerei zuzuwenden. Eine Woche nach den Großen waren jetzt die Kleinen von U16 bis zu U11 in Graz (Auster) und Wien (Floridsdorf) bei Kurzbahnmeisterschaften unterwegs und, der neuen Kooperation von Verband mit den laola1-Sportlern sei gedankt, auch mit einem Online-Livestream übers Wochenende im Bild. Das mag eine tolle Sache sein für alle Eltern und Verwandte von Kindern, Schülern, Jugendlichen, die da um Titel und etwas hochtrabend auch Medaillen geschwommen sind –keine Rede hingegen von einer medial wirksamen, nachhaltigen Darstellung des Schwimmsports.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, kontrastierte dieses – nicht böse sein, wenn ich das bewusst verzerrt so nenne – Micky-Mäuse-Meeting mit der vom neuen Schwimm-General Peter Vargo (Sohn des leider schon verstorbenen, früheren Austria- und auch zweimaligen Teamverteidigers) konstatierten Bestandsaufnahme, die er eigentlich ändern wollte oder sollte. „Der Schwimmverband hat schon fünf Olympiateilnehmer“, so Vargo, um dann den Finger in eine offene Wunde zu legen, „aber die österreichische Sportwelt kennt keinen einzigen!“
Da hatte Vargo in seiner Einschätzung nicht so Unrecht, dass sich der Verband jahrelang mehr um Gerichtsprozesse kümmerte statt darum, seine neuen Vorzeigeschwimmer zu forcieren. Unter denen gibt´s ja einen aktuellen Weltranglistendritten, eine Ex-Kurzbahn-Vizeweltmeisterin, eine Junioren-Vizeweltmeisterin, eine zweifache Youth-Olympic-Bronzegewinnerin und Universiade-Finalsten etc., auf Neudeutsch lauter „Proven Products“, die sich normalerweise für einen Marketing-Spezialisten – Vargo soll als Gründer der Handball-Champions-League („Mein Baby“) einer sein – auch in allen Medien-Formen und sozialen Foren selbst in Corona-Zeiten verkaufen lassen.
Womit aber wird gedient? Schlicht und einfach mit Vereinsmeierei, die Mittelmaß hochjubelt statt jene, die es schon gesprengt haben, in den Mittelpunkt zu stellen. Wer hindert den Schwimmverband daran, seine fünf Olympiaschwimmer, voran den zweimaligen EM-Vierten, WM-Fünften und zwischendurch auch Weltranglisten-Ersten über 400m Kraul, Felix Auböck, via ORF und anderen elektronischen wie Print-Medien bekannt(er) zu machen. Oder Lena Grabowski aus dem Outlet-Center Parndorf, die erste Burgenländerin, die je eine WM-(Silber)Medaille im Schwimmen holte. Oder Marlene Kahler. Oder Christopher Rothbauer. Oder Bernhard Reitshammer, um das Tokio-Quintett zu nennen, das durchaus noch um noch einmal so viele Namen erweitert werden könnte.
Der Skiverband – Ö (oder Oe) am Anfang trennt ihn vom O(SV) – käme nie auf die absurde Idee, Erfolge seiner Topläufer(innen) unter den Scheffel zu stellen, dafür aber Schüler(innen) in einem hausgemachten, aber aushäusigen Live-Stream zu propagieren. Das ist, verzeihen Sie den Vergleich, ja nicht anders, als würde man das Pferd beim Schwanz aufzäumen. Österreichs Schwimmsport erlebte seine goldenen und besten Jahre, als er sich mit seinen damaligen Toptrainern und Vorzeigeportlern an internationalen Maßstäben (FINA-Punktetabelle, Welt- und echte Europaklasse ab 850 Punkte, 50m-Bahn) orientierte und nicht so sehr regionalen Wünschen folgte und/oder eben diesen Ansprüchen genügte.
Ich bin schon gespannt, mit welchen (Generalstabs-)Plänen der neue OSV-General aus Krems (Stadt des NÖ-Schwimm-Präsidenten samt dessen Frau, der Ex-Interims-OSV-Chefin) in den kommenden Meeting-Wochen bis zur Budapest-Euro (Mitte Mai) alles unternimmt, mit den Tokio-Teilnehmern und den Olympiakandidaten auch den Schwimmsport nicht nur in die Homepage-Auslage zu stellen. Einer breiten Öffentlichkeit muss klar werden, welches Gesicht zu welchem Namen gehört. Und wozu diese neue Generation fähig ist. Punktum.