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Achtung, Achtung: Tennis-Sputnik Rublew hebt ab

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Djokovic, Thiem, Tsitsipas, von diesem Trio der Asse hätte man erwartet bis gehofft, dass eines davon beim Erste Bank Open 500 in Wien sticht. Von Andrej Rublew, immerhin vierfacher Saisonsieger, war weniger die Rede gewesen, obschon er davor in Hamburg und St. Petersburg gewonnen hatte. Am Ende aber war´s der 22jährige Russe, der hielt, was man sich und andere von sich (mehr oder weniger) versprochen hatten. Erst musste ein Blasen-geplagter Thiem dran glauben, dann der Riese Anderson aufgeben, ehe Rublew mit seinem ersten Wien-Triumph den fünften (Rekord-)Sieg der Saison gegen den Riesentöter Sonego fixierte. Ohne Satzverlust. Eindeutig.

Rublew, who? Als er vor fünf Jahren als Teenager schon Daviscup-Luft geschnuppert und 2017 sein erstes ATP-Turnier gewonnen hatte, wurde der Russe aus Moskau sportlich in den Himmel gehoben, wegen seiner jugendlichen Frechheit aber mitunter auch verdammt. Der Höhenflug verwandelte sich ab 2018 für eineinhalb Jahre durch eine Rückenverletzung in eine Bergab-Spirale am Court, wenn sie ihn nicht überhaupt ins Sofa im Home-Office von Moskau zwang – ohne Tennis-TV, weil ihn dann eigenen Aussagen nach Depressionen hätten packen können. Immerhin hat er zeitgerecht die Bremse gezogen statt die Karriere über Knie und Kreuz zu brechen. Und seit in Hamburg im Vorjahr die Trendwende unter dem spanischen Coach Fernando Vicente (einst Gegner von Muster, Skoff, Schaller) gelang, ging´s wieder steil bergauf mit dem rundum gereiften Moskowiter. Seit er den Rohrkrepierer beseitigt hat, hebt Rublew als neuer Tennis-Sputnik ab, der den Himmel erobern.

Wie Wien und die Erste Bank Open 500 bewiesen, scheint Rublew mit einiger Verzögerung die Vorschusslorbeeren eines Roger Federer einzulösen. Der Grand-Slam-Rekordler (20 Siege) aus Basel hatte schon vor längerer Zeit prophezeit, „dass Riblew etwas ganz Besonderes ist!“ Wer erlebt hat, mit welcher Wucht der Jung-Twen auf die Bälle hämmert, wie er in heiklen Situationen sich Luft mit freien Punkten verschafft, sprich: Asse oder Winner zur rechten Zeit schlägt, der kann nur konform gehen  mit Federers Einschätzung. Dieser Blondschopf aus Moskau, der sein Tennishandwerk von Mama Marina (geborene Marenko, einst Kournikova-Trainerin) und die nötige Härte vom Papa gelernt hat, einem Ex-Boxer, dem ist jedenfalls bewusst, dass weitere Grand-Slam-Siege von und für Dominic Thiem auch über Andrej Rublew führen. Noch hat sich der 22-jährige erst unter die Top 10 und ins ATP-Finale in London gespielt, aber sein weiterer Vorstoß ist wohl nur eine Frage der Zeit und auch der körperlichen Fitness wie Gesundheit. Ohne Kreuz mit dem Rücken wird Rublew, der erste russische Stadthallen-Seger, schwer aufzuhalten sein auf dem Weg nach ganz oben.

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