Jetzt geht´s los, jetzt geht´s los! ich freu mich schon drauf, auch wenn´s ehrlich gesagt, ganz schön viel Schlaf kostet. Wie bitte, Schlaf kostet? Natürlich, weil Tennis endlich als Abwechslung zum Ski- und Schneewinter vor der Kalendertür steht – in Australien, Down Under, weit vom Schuss, zehn Stunden Zeitunterschied und dazu noch mitten im Hochsommer auf dem Fünften Kontinent, in dem es nicht nur beim Schlagabtausch heiß hergehen kann. Einen kleinen Vorgeschmack oder Appetithappen haben wir sozusagen schon kosten dürfen in Form der eintägigen Exhibition in Adelaide, bei der unser Sportler des Jahres Dominic Thiem allerdings eine knappe Zweisatz-Niederlage gegen Rafael Nadal bezog.
Da es mehr Wettkampfsimulation und Show war als ein echtes Match, spielte das Ergebnis kaum eine Rolle. Hauptsache, die fünftausend Zuschauer hatten ihren Spaß dabei und von den Allerallerbesten beste Unterhaltung serviert bekommen. Nach Domi und Rafa auch noch von einem Trio, weil sich Djokovic, die Nr. 1, mit Serben-Freund Krajinovic, sozusagen auf ein „Packl“ gehaut hat, um ein Solo zu zweit gegen einen Sparringpartner zu spielen. Wen der große (Aufschlag-) Imitator Djoker zum Gaudium der Fans nachgeahmt hat, hab´ ich verpasst. Leider. In Djoker steckt nämlich ein Scherzkeks, hab´s oft erlebt in New York, bis ihn die Roddick-Kopie zum Buhmann machte. Forever.
Aber zurück zur Adelaide-Show. Sollte ich mich verhört oder in die falsche Kehle bekommen haben, dass 5000 echte, leibhaftige Fans auf Tribünen sitzen durften, um Weltklassespieler zu sehen, die Weltklasseschläge auspackten? Und das just in Australien, wo doch ebendort die totale Vorsicht als Mutter aller Corona-Weisheiten jeden Neuankömmling aus allen anderen Kontinenten in eine 14tägige Quarantäne befördert hat, bis – ja, b is die Luft so rein war, dass man Arenen wieder füllen konnte/kann. Allerdings, das muss man zugeben, ging Adelaide mit der Corona-Rollo viel, viel lockerer um, denn die Top-10-Stars oder Allzeitlegenden wie die Williams-Sisters hatten – Infektionsgefahr hin, Covid 19 her – im Gegensatz zum Totalverbot auf alles für das Nullachtfünfzehn-Profi-Fußvolk in der Melbourne-Bubble nicht nur weit mehr bis großen Spielraum in wie außerhalb des Hotels,.
Nein, nein: sie durften auch Frau/Mann, Freunde, Sparringpartner, Physio, Manager und Co. mitbringen, und mehr noch: auch auf den Open-Air-Tennisplätzen ganz normal Bälle wechseln als Kontrastprogram zu den (finanziell und offenbar auch virologischen) Armutschkerln in Melbourne, die immerhin den Softball gegen die Wand schmettern und im Zimmer ihr Workout machen durften. Naja, was stellen sich Habenichtse eigentlich vor? Glauben die wirklich, dass sie tun und lassen dürfen, was Ticketsellern erlaubt ist? Kleine, wohlerworbene Unterschiede muss es schließlich geben. Hält ja keiner irgendjemanden auf, dass er/sie sich nach oben bis zur elitär-bevorzugten Beletage emporarbeitet, wo der Atem heißer, die Luft dünner, das Virus verschreckter, die Infektionsgefahr niedriger, der Kassastand aber dafür umso höher ist. Bingo! Wie das Leben halt so spielt im Normalfall, obschon das alles so normal wieder nicht ist.
Oder so verzerrend wie die warnenden Mahnrufe für den Djoker, also Novak Djokovic, der als Weltranglistenerster und Multimillionär einerseits zu den Privilegierten gehören würde, hätte er sich nicht mit einer neuen, von ihm geführten „Spielervereinigung“ beim ATP-Establishment schon vor Monaten in die (Brenn)Nesseln gesetzt. Motto: Ja, werter, umtriebiger Freund Djoker, das Rad der Zeit hat sich, nein: du hast es gedreht, jetzt bist leider unser Feind. Wer hat dich gebeten, dass Du Dich als Großkopferter mit sozialer Ader für die Kleinen in Melbourne einsetzt, ohne dass man dich darum gebeten oder auch nur gefragt hat? Stopp!!! Bis hierher und nicht weiter, das übersteigt bei weitem deine Befugnisse. Auch für Dich gilt: Sei froh, dass Du Deinem Beruf als Tennisprofi weiter in der geschützten, stets getesteten, sicheren Blase nachgehen kannst und dabei auch noch ganz schön viel an Kohle auf die hohe Kante legen darfst. Schließlich kann man ja derzeit eh nix ausgeben und nur Online kaufen…
Ja, es geht irgendwie drunter und drüber. Auch Down under im Countdown zum ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, das ich kaum erwarten kann, obschon es mir in den nächsten Wochen ständig den Schlaf rauben dürfte. Trotzdem freu ich mich schon drauf, dass ich aus (Covid19) gesicherter Entfernung die Australian Open 2021 verfolgen darf, die – Pandemia macht´s doch möglich – endlich um drei Wochen später als früher anfangen dürfen, also fast so spät, wie es Reformer eigentlich schon lange gefordert haben, damit die Profis mehr Erholungs- und Aufbauzeit nach dem Saisonende haben.
Gerade des längeren Wartens wegen freu ich mich erst recht aufs Tennis, obschon es mir wie schon zu Musters Zeiten wieder mehr als einen Zipfel Schlaf rauben wird. Noch schöner wär´s nur, würden Tage zur Nacht oder Nächte zum Tag werden bis zum Grande Finale von Melbourne, in dem „Dominator“ Thiem dann nach dem zweiten Grand Slam-Titel greift. Das Leben ist ein Traum. Oder: Der Traum, ein Leben. Schlaflos oder nicht. Ich freu mich drauf, dass ich mit Zuschuaern, Schiedsrichtern Ballkindern auch wieder Zuschauer sehe. Angeblich 30.000 pro Tag. Australien, down under, weit weg, nur aus der tv-ferne zu sehen, ist eben anders. Aus Adelaide wird, so sagt´s der Gouverneur, offenbar auch Virologe oder Medizinmann, halt binnen zwei Wochen dann Melbourne. Cash as cash can..