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Begräbnis eines Originals spannt sentimentalen Bogen zum 80er des Kitz-Turniers

Gerade darum, weil wir am Hietzinger Friedhof am Grab von Georg Pazderka stehen und darum, weil morgen die Qualifikation fürs 80. Jubiläums-Turnier In Kitzbühel beginnt, sei daran erinnert, dass der „Schurl“ mehr war als nur ein Tennis-Original, das auch mit Bratpfannen aufgeigte. Wer in die Siegerlisten des Traditionsturnie r in der Gamsstadt schaut, der wird dort seinen Namen unter den Doppelsiegern finden. Jawohl, der kleine, drahtige Wiener „Patzi“ hat das Kitz-Doppel an der Seite eines ganz Großen gewonnen, der sich nicht zu schade war, mit ihm zu spielen: Arthur Ashe, Wimbledonsieger und Nummer 1 der Welt. Patzi, der weitgereiste Nobody aus Wien, und Arthur Ashe, der farbige Trendsetter, schlugen damals im Endspiel mit Wojtek Fibak un9d Zsiesislaw Dobrowolski das polnische Daviscup-Doppel. Und auch zum 4:1 gegen Finnland Im Daviscup hat Pazderka zwei Siege (Einzel, Doppel) beigetragen. Aber damals und heute, das sind ganz andere Tenniswelten. Und sozusagen andere Schuhe.

Kitzbühel allerdings, daran kann auch ich mich erinnern, der seit den frühen 70er-Jahren dabei war, lebte schon lange vor den sich alle Jubeljahre  wiederholenden Jubiläen auf großem Fuß. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war die Schuhnummer noch weit größer, da muss man nur nachblättern, wer da aller gastierte, siegte, elektrisierte – von Rod Laver bis Boris Becker, von Roy Emerson bis Pete Sampras, von Pierre Darmon bis Vitas Gerulaitis, von Fredi Huber bis Hans Kary und Jan Kodes, von Björn Borg bis Muster und Thiem, von den Deutschen Bungert und Kuhnke bis zu Spaniern….

…. und zum Gaucho Guillermo Vilas, auf den auch die Society richtig „gamsig“ war, weil der Kitz-Fan (4 Siege) mit seiner damaligen Freundin im Helikopter einschwebte, keiner anderen als Prinzessin Caroline von Monaco. Da schaute nicht nur die Tenniswelt nach Kitzbühel, das sich zu Recht als Monte Carlo der Alpen fühlen durfte. Damals mit royalen Rotoren statt bulligen Flügeln, durch Terminkollisionen aufs Regionale gestutzt. Halt dort, wo man Griaß di, Pfiat eng oder Servus die Madln und Wadln sagt …

Kitz und Tennis gibt´s ja schon viel, viel längen als die 80 Jahre, über die jubiliert wird. Schon 19o5 wurden Bälle gewechselt, also lange, bevor ein ebenso legendärer wie unterschätzter Ski- und Tennis-Freak wie Walter Föger (später ÖTV-General) unmittelbar nach Kriegsende mit Lust, Laune und List, die auch Besatzungsregeln austrickste, ein Turnier organisierte – mit geschmuggelten Bällen! Als noch gegen Spesenvergütung gespielt wurde, gastierte die Tenniswelt von Amerika bis Down Under nach Wimbledon nicht  nur für schöne Sommerferien zu Füßen von Horn, Hahnenkamm und Schloss Kaps der sportlichen Lamberg-Grafen-Family.

Walter Föger kennt die junge, nicht nur mediale Generation wenn überhaupt nur noch vom Hörensagen. Wie den kleinwüchsigen, nicht gerade beliebten, aber als Turnierdirektor ganz großen Kammerbeamten Dieter Küchenmeister, der die Freundschaft zum rumänischen Eishockey- und Allerweltkumpel Ion Tiriac zum Ass im Ärmel des Kitz-Turnieres machte. Amtsschimmel und Rennpferd, um das so despektierlich zu sagen, erwiesen sich über Jahrzehnte als Traumkombination, zu der alle kamen, solange sie rief. Wo sich Tennisstars sommers die Klinke so in die Hände drückten wie winters beim Streif- und Ganslern-Klassiker, dort rannten Society und Snobiety, echter und Geldadel auch bei Blitz und Donner die Tore ein, bis der Rahmen die Holzarena sprengte und die Betonschüssel baute,  inzwischen schon ein Denkmal ohne Dach als Regenschutz – im Gegensatz  zum alten in einer Vergangenheit, die verklärt.

Früher gab´s rund um, aber auch im Turnier-Geschehen viele auf Neudeutsch so genannte „Juicy Stories“ von Liebesgeschichten ohne  Heiratssachen, Bienenstichen  oder Polsterregen wie damals, als das Becker-Sandkasten-Drama wegen Wettersturz und Kälteschock abgebrochen wurde. Oder Musters zweitägiger Weg zum endlich ersten finalen Kitz-Heimsieg. Alles andere denn viel Lärm um Nichts oder aufgeblasenes Wenig auf einem Jahrmarkt der Eitelkeiten vor dem alljährlichen Sommer-Jahrmarkt. Sic tempora mutantur. So ändert sich mit der Zeit auch eine Tenniswelt, um die Schurl, der Patzi aus Wien, schon lange einen Bogen machte. Und wo die Zukunft ohne alte Gams, aber mit einem Logo beginnt, das wieder despektierlich gesagt, an einen notdürftigen Hund erinnert. Oder ist’s ein Produkt künstlicher Intelligenz, die ja bald die natürliche ersetzen soll.

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