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Bei aller Wissenschaft im Sport – mit KI im Fußball lässt Homunkulus grüßen

Heute hätte sich ja einiges angeboten an Themen, die es wert sind, darüber zu schreiben wie den US-Open-Triumph der sympathischen Weißrussin gegen eine amerikanisch-koreanische Milliardärs-Tochter. Oder den mehr als nur wahrscheinlichen vierten Rekord-Sieg von Primoz Roglic in der Vuelta und der sportlichen Stärke der kleinen 3-Millionen-Nachbar-Republik im Allgemeinen nicht nur seines jungen Erzrivalen Pogacar wegen. Auch über Tennis mit zwei Challenger-Finalisten hätte sich diskutierten lassen im Vorfeld des Daviscups gegen die Türkei, die bestenfalls ein Schlaraffenland ist oder wäre für Trainingscamps in ihren Riviera-Resorts wie Belek und Co.

Alles interessant, aber noch weit interessanter und mit Zukunftsängsten verbunden war für mich die Diskussion im Sport-1-Doppelpass über Wohl und Wehe der auch im Fußball immer mehr eingesetzten und um sich greifenden künstlichen Intelligenz, für die der Geschäftsführer einer einschlägigen deutschen Firma (KI Plaier) interessante Thesen, untermauert mit einem wahren Zahlenfriedhof, in die Runde warf, an denen sich die Geister von Fußball-Promis a la Basler (links) und Bruchhagen da, Babbel und Khedira dort schieden.

Ja, allenthalben auch für kopfschüttelnden Widerspruchsgeist sorgten, als Wendt etwa meinte, der Stuttgarter Undav hätte dem Vfb mehr gebracht als ein Haaland dem Serienmeister Manchester City. Oder dass der FC Bayern München eher trotz statt mit Goalgetter Kane (36 Tore) die beiden letzten verkorksten Saisonen nicht schlechter als sonst gewesen wäre, er nur deshalb so schlecht ausgesehen hätte, weil Leverkusen in den Schussminuten so viele Punkte und Siege geholt hatte (Foto r.). Wenn´s nach der Wendt´schen KI ginge, dann  müsste Bayern München  heuer mit dem stärksten Kader wieder vorn sein und der aktuells, sicher temporäre Überraschungs-Tabellenführer Heidenheim, ein besserer Dorfklub, in die Relegation gehen.

Nicht etwa, dass ich ein grundsätzlicher Feind der akademisch-statistischen, auch medizinischen Datenbanken wäre, das war ja auch ein Meistermacher aus einer anderen Zeit und Welt wie der legendäre Ernst Happel nicht, der sich für die Fitness, Kraft und Kondition seiner Spieler schon seinerzeit wissenschaftlich ausgebildeter Spezialisten bedient hat, ohne deren Mithilfe in der Vorbereitung auch der von ihm als einer der ersten Trainer gepredigte totale Fußball ja damals nie hätte gespielt werden können …

 

Auch wenn´s ein emeritierter Eisen-Fuß wie Babbel spannend findet, wie KI auch den Transfermarkt künftig beeinflussen, wenn nicht beherrschen könnte oder gar würde, so hat mich persönlich mehr als nur irritiert, wie Wendt fast euphorisch über den gläsernen Fußballer, von dem sich alles berechnen lassen würde bis zum letzten Muskelansatz, den längsten Atemzügen und weitesten Laufwegen. Kurzum, kein Kicker mehr mit angeborenen Fähigkeiten, sondern eine Fu0ballerform von Homunculus, der da und dort noch aufgepeppt wird, wo sich Möglichkeiten findet, mit denen sich in erster Linie verhindern lässt, dass der Gegner ins Spiel kommt.

Auch wenn viele anders denken, so fürchte ich, dass der wachsende Einfluss von KI auch geschäftliche Auswirkungen wie im Transfermarkt hat, sondern mit dem schon jetzt übertriebenen Spiel gegen den Ball sowohl das spielerische Element weiter zerstört als auch Spielgestalter größeren Kalibers mehr oder weniger verdrängt, weil sie in die diversen Hochrechnungen und Zahlenkombinationen, die die KI ausspuckt, nicht mehr passen. In diesem Sinne und Falle möchte ich bei aller vernünftigen Einbindung der Wissenschaft aus voller Überzeugung sagen: Wehret, bitte vielmals, den Anfängen dieser allzu künstlichen Entwicklung, für die auch ein anderes geflügeltes Wort gilt: Allzu viel ist ungesund. Und manchmal auch Gift… 

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