Ich hatte das Glück, dass ich in meiner Wahlheimat Kitzbühel nach dem Bad im Schwarzsee beim Schneider himmlischer Hosen, dem unvergleichlichen Kommerzienrat Prader, eigentlich seiner Fee Michaela, die den Amazon-Prime-Stick mitgebracht hatte, einen TV-Blick nach Wimbledon machen durfte. Und dort Teile des 5-Satz-Duells zwischen Jannik Sinner und Daniil Medwedew sehen konnte, der dramatischen Neuauflage des Australien-Open-Endspiels ums Semfinale im Rasenklassiker im Süden von London.
Ja, welch ein Schlagabtausch mit wechselndem Momentum und dem besseren Ende für die russische Tennis-Version des Stummfilmkomikers Buster Keaton. Aber Hut ab vor dem ersten Südtiroler, der jemals Nr. 1 im Welttennis wurde, also einer jener Sportler gleich jenseits unserer Grenze, den wir zumindest vom Herzen her so gut wie eingebürgert haben. Schließlich hat er ja das übliche Ritual als Erste-Bank-Wien-Sieger beendet, indem er vom Englischen mit den Worten ins Deutsche wechselte, „dass wir ja in Wean sein und Deitsch red´n kunnt…“
Ja, das wäre was, hätten wir im Jahr Null nach Dominic Thiem den Beute-Italiener aus Sexten in unseren Reihen. Da wären unsere Blicke auch nach dem Aus von Ofner und dem Fräulein Lilli, das in Mailand trainiert, auf Wimbledon gerichtet gewesen und nicht auf die heimische Meisterschaft im östlichsten Südosten Österreichs in Oberpullendorf und gleich danach bei den Challenger-Turnieren in Salzburg und in Braunschweig, wo unsere zweite Garde mit dreistelligen Platzziffern ebenso wie das vom Sportdirektor himself betreute Starlet Schwärzler auf vertrautem Sand gleich zum Auftakt ins Gras beißen musste. Von Salzburger Tennis-Festspielen konnte also keine Rede sein, da ja auch der neue Meister Filip Misolic der Müdigkeit ebenso Tribut zollen musste wie sein Oberpullen-Finalgegner Rodionov in Braunschweig.
Und wenn manch Medien der unaufhaltsame Vormarsch der Jungen und Jüngsten verkauft wird, dann frage ich mich, ob es sich dabei nicht um einen Etikettenschwindel und Verkaufsschmäh handelt, weil mir die männlichen wie weiblichen (und noch nicht diversen) Namen der Wunderkinder von morgen nicht bekannt sind. Im Gegensatz zur unbestrittenen Tatsache, dass die zwar rekonvaleszenten Nr. 1, Julia Grabher, von einer 41jährigen Hobbyspielerin abserviert wurde, der Frau Stummer, die am Ende dann ihr bereits viertes Endspiel um den Titel im dritten Satz vorzeitig beenden musste. All das bestätigt ja meinen dringenden Verdacht, dass man daran unverkennbar die Handschrift der/des Verantwortlichen erkennen kann. Nur so weiter, dann wird man sich des Hochkarätigen kaum erwehren können im Tennislande Österreich…
Ich muss mich natürlich entschuldigen, dass die vielen tollen Erfolge der Österreicher: Innen und die tollen Events in unserem Lande leider zum Großteil an mir auch deshalb vorbeigegangen sind, weil ich viel zu lange viel zu oft wie gestern beim Kommerzienrat Prader in Kitzbühel auf die Weltbühne geschaut habe, auf der auch Österreicher die Tenniswelt bisweilen oder des Öfteren gerockt haben und viel zu wenig interessiert bin an der Tennisprovinz zu den lokalen Märchenprinzen, die lieber den kleinen Spatz in der Hand halten statt nach der Taube am Dach zu greifen. Aber auch Kleinvieh macht bekanntlich, wie der Volksmund sagt, ganz schön viel Mist.