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Betrachtung zum Gleitschirmtod des Grenzgängers, der Sprung aus dm All überlebt hatte

Der Herztod, der den Überflieger oder besser gesagt Himmelspringer Felix Baumgartner quasi im alltäglichen, vergleichweise Kindergarten-Paragilding in Italien ereilte, hat mich vom Hocker gehaut. Und bin, ohne den tollkühnen Felix (weil ich meine Laureus-Einladung 2014 in Rio an Kollegen versschenkt hatte) jemals persönlich kennengelernt zu haben, auch deshalb erschüttert, weil er nicht nur ein furchtloser Grenzgänger war zwischen Himmel und Erde, todesmutiger Herausforderung und bodenständiger Werte, sondern ein Mann, der mit seinen Übeerzeugungen sowohl imponierte als auch polarisierte. Ein Mann, der as All und die Erde aus Perspektiven erlebt hat, wie noch nie ein Mensch davor, was auch sein Welt(anschaungs)bild sicher geprägt hat. Warum das oft geprüfte Herz  just in einem so durchtrainerten Körper eines erst 56-jährigen nicht mehr mitgespielt hat, bleibt zwar vielen ein Rätsel, schließt aber nicht aus, dass es womöglich Spätfolgen eines Sprunges von Gottes Himmel zu Mutter Erde gewesen sein könnte.

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich aus Respekt vor dieser eben est verunglückten Leitfigur der Todesmutigkeit die Frage aufwerfen soll, inwieweit ein Weltkonzern wie das gemessen an anderen Getränke-Giganten immer noch relativ kleine Dosen-Imperium RedBull samt seinem kleinen, mitunter feinen Fernsehkanal die Grenzgängerei zwischen Siegen und Fliegen, unersättlichem Erfolgshunger und ungestilltem Wissendurst, euphorischer Abenteuerlust und depressivem Frust als Alleinstellungsmerkmal seines Unternehmens propagieren soll. Diese eher einseitige Ausrichtung, die einst den Bullen-Höhenflug eingeleitet hatte, scheint mir in Zeiten wie diesen allmählich ein Anchronismus zu sein wie die Formel 1, die einerseits eine Geldvernichtungsmaschine ist, aber andererseits nicht zum Stillstand kommt, weil sie immer wieder aufs Neue durch immer potentere Sponsoren den Overdrive einlegen kann. In diesem Fall beschränkt sich, seit es die lebensrettenden Karbon-Chassis gibt, der Grenzgang eher zwischen (meist) Höchstgewinn und (kaum) Millionenverlust, der nur finanziell schmerzt …

So traurig-tragisch auch der Anlass, so bin ich persönlich der Meinung, dass es sich bei Grenzgängern grundsätzlich um Unikate handelt, also um Einzelgänger, die in Bereiche vorstoßen, die auch für durchaus sportliche  Typen in der Regel unerreichbar und darum auch nicht in falscher Lobhudelei simplifiziert und pauschalisiert werden dürfen. Temporausch. Schräglagen-Hype. Kletter-Seiltanz, was auch immer. Extremismus im Sport kennt kein Links und kein Rechts, sondern nur Oben und Unten, Überleben oder Untergang. Auch der Körper ist ein Imperium, das zurückschlägt, wenn es allzu sehr angegriffen wird. Es ist manchmal leider halt nur eine Frage der unerklörlchen, unfassbaren (Un) Zeit …

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