Was vermutet worden war, ist jetzt Gewissheit: David Alaba, zuletzt kritisierter Stammspieler beim Europacup-Rekordsieger Real Madrid, fällt mit einem durch ein Rasenbüschel verursachten Kreuzbandriss für einige Monate aus, ganz sicher die ganze Frühjahrssaison, und wohl auch für die Euro in Deutschland – es sei denn, es passiert ein medizinisches Reha-Wunder! Bei allem zuversichtlichen Hoffen ist das Bangen nicht zu leugnen, dass es auf gut Neudeutsch den „worst case“ gibt, also die schlimme Konsequenz, dass der (alternativ zu Inter-Jolly-Joker-Freund Arnie) österreichische Teamkapitän nicht mehr als Abwehrchef zur Verfügung steht.
Das ist oder wäre natürlich für Alaba selbst, das Team und Teamchef Rangnick eine bittere Pille, gar keine Frage. Wer aber den deutschen Tüftler und Taktiker richtig einschätzt, dem wird und muss klar sein, dass sich Rangnick nicht an einen Strohhalm klammert, sondern sich mit bestmöglichen Neuordnungen in der Abwehr und dem Aufbau aus der Defensive beschäftigt. Und wenn ich persönlich den mir nur peripher bekannten Deutschen richtig einschätze, dann wird er versuchen, das Verletzungspech des Kapitäns insofern in einen Vorteil zu verwandeln, dass es die möglichen Ersatzkandidaten zu noch besseren Leistungen anspornt, um sich aufzudrängen.
Bei allem Respekt vor Alaba, seinen vielen Titeln und Pokalen, die er mit dem FC Bayern und danach mit Real Madrid gewonnen hat – die harschen Kritiken der spanischen (Fach)-Medien in den vergangenen Wochen an einen Spieler seiner Klasse sind ja nicht aus der Luft gegriffen worden. Wenn einer wie David, der mit 14 oder 15 aus Wien ausgezogen war, um die Welt tatsächlich zu erobern, nach fast eineinhalb Jahrzehnten im Profifußball schon vor der fatalen Verletzung unter Verschleißerscheinungen gelitten hat, so war und ist das durchaus verständlich.
Allzu lautes Heulen und Zähneknirschen, das heute früh sowohl in Print- als auch elektronischen Medien angesagt war, sind kein probates Mittel zum Zweck, der da heiß: Beste alternative Lösung des ganz frischen Problems suchen und finden, um nach den wichtigen Testspielen für die Euro gegen Frankreich, Holland und einen noch unbekannten dritten Gegner beim noch weit mehr gebeutelten Nachbarn bestens gerüstet zu sein. Herausforderungen sind dazu da, gemeistert zu werden. Einem Strategen wie Rangnick muss man es zutrauen.