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Bronze einer schon Versilberten darf Pannen, Pech und Pleiten nicht wegwischen

Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, hat sie sich nach einer Welle von Enttäuschungen am fünften Tag der Sommerspiele jetzt doch erfüllt in  Form einer Bronzemedaille der schon in Tokio 2021 versilberten Wimpassingerin Michaela Polleres. Im Judo, einer harten Bandage, die uns nicht gerade im Blut liegt, in der Rotweißrot aber auch schon goldene Zeiten erlebt hat. Ob dieses Bronze, errungen gegen eine Spanierin, zum Katalysator für einen Medaillenregen oder gar Goldsegen wird, das wird sich erst weisen.

Als Mutter aller Weisheiten ist jedenfalls Vorsicht eher angebracht denn kühner Aberwitz angesichts der täglichen Watschen, die wir uns mit wenigen Ausnahmen bei den Sommerspielen 2024 täglich abgeholt haben. Und bei denen Erinnerungen an verpatzte Spiele wie einst in Seoul 1988 oder London 2012 wieder wach werden mit end-, aber letztlich fruchtlosen Diskussionen danach, die keine nachhaltigen Fortschritte brachten, dafür unter dem Vorwand erhöhter Professionalität gut dotierte Versorgungsposten für mehr oder eher weniger erfolgreiche Sportler oder Trainer…

Die Medaillenflaute ist beendet, Rotweißrot ist im Medaillenspiegel drauf, aber wirklich aufatmen kann man nicht angesichts der Pleiten, die sich auf den verschiedensten Sportstätten seit Beginn jagen mit wenigen Lichtblicken, für die neben der seit Jahren erfolgreichen Polleres eine aus Moldawien zugewanderte Pingpongkanone, eine eingebürgerte Judo-Britin oder ein ausgewanderter Schmetterling sorgten, der in Amerika (wie früher Rogan und Auböck) gelernt hat, wie man sich als Fremder durchsetzt.

Ich bin  mir sicher, dass mit Polleres jetzt auch die ehemalige Ossi-Olympiasiegerin Snir-Bönisch als Frau hinter den Erfolg verkauft wird, kann mich aber erinnern, dass mir schon vor vier, fünf Jahren vom Ex-Judoka Adi Zeltner aus Wimpassing prophezeit wurde, dass in Michaela, wenn sie fit ist, ganz großes Potenzial steckt, auch von körperlicher wie mentaler Stärke her. Die Bronzemedaille von heute ist ja nur Bestätigung der Silbernen von Tokio und weiterer Medaillen bei WM, EM oder Weltcups. Wie viel Bönisch im Polleres-Edelmetall drin steckt, lässt sich als Au0enseiter der Judo-Gesellschaft schwer beurteilen. 

Wie auch immer, so erlaube ich mir, die Rolle heimischer Sportdirektoren zu hinterfragen, die sich in den Verbänden so eingenistet haben wie bei doch weit kommerzielleren, professionelleren Fußballvereinen – im Schwimmen, in der LA, im Tennis, im Tischtennis, im Golf, im Triathlon und wo auch sonst immer. Hat Martin Espernberger je einen gut honorierten Sportdirektor gebraucht, um ins Olympiafinale zu flattern? Mitnichten! Hat Golfer Sepp Straka, als Junggolfer bemuttert und dann ausgewandert nach Amerika, je einen Sportdirektor gehabt, von dem er profitiert hat? Mitnichten!

Wo sind die entdeckten und geförderten Nachwuchstalente abseits vom ungeschliffenen Rohdiamanten Schwärzler im Tennis, die womöglich in vier Jahren bei Olympia und/oder bei Grand Slam auftrumpfen? Fehlanzeige! Welch tolle Triathleten haben wir, seit es auch dort einen Sportdirektor gibt, der eine Zeit lang auch das Edelprodukt Rogan in der Südstadt unter seinen Fittichen hatte, ehe der Goldfisch und Silberhecht einige Häuser weiter nach Rom und Los Angeles zog? Fehlanzeige!

Julchen, die Frau Hauser, landete nur auf Platz 32 mit einigen Minuten Rückstand. Lisa Perterer, voreilig vor Jahren hochgejubelt,  wurde 50.,hat aber die Strömung in der Seine überlebt! Dafür leistete sich Hauser vor geraumer Zeit einen  eigenen PR-Agenten, der sie wie eine Campionessa in spe an jene verkauft hat, die den Unterschied zwischen World Series und Weltcup in Triathlon nicht kennen, der in etwa so groß ist wie Weltcup und Europacup auf Pisten. Die beiden Herren der Schöpfung waren als Pedalritter kurz vorn, am Ende aber leider nicht mehr am Laufenden, sondern im Niemandsland auf den Plätzen 23 (Knabl) und 33 (Kaindl) zurück. Gut und schön, Kate Allen war ja eine Frau und mehr Australierin als Österreicherin, also wurde der 23. Platz als historisch beste olympische Triathlon-Leistung eines Österreichers so bejubelt, als wären Südafrikaner in einer Olympiaabfahrt unter den Top 25 gerast. Halleluja, wenn man das noch rufen darf!

Wenn mich jemand fragt, dann würde ich zunächst einmal den Rotstift bei den meisten Sportdirektoren ansetzen, die ein Vielfaches dessen kosten, was früher ehrenamtliche, vielleicht auch geltungssüchtige Sportwarte machten. Und mit dem Geld, das man spart, sollte man versuchen, fehlende Rahmenbedingungen zu verbessern und auch für die Sportkinder fähige Trainer finanzieren, die ihnen das Einmaleins ihrer Disziplinen so gut beibringen, dass man darauf aufbauen kann. Wie beim ganz normalen Hausbau, wo es aber auch darauf ankommt, wie gut die Arbeiter vom Grunde weg arbeiten, aber nicht, wie wichtig sich der Vorarbeiter nimmt, der keine Hand anlegt. Oder vice versa als gelernter „Handwerker“ aufs Planen vergisst. Schon Rom litt unter dem circulus vitiosus. Ein hausgemachter, teurer Teufelskreis.

 

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