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Chefolympier Bach und seine Lobeshymne auf eine „Mattenflucht“ der Topstars

Für Krauler Felix Auböck galt im dritten Olympia-Finale in Folge, was nach vier Golftagen auch auf Sepp Straka, den Austria-Amerikaner aus Wien, zutraf. Weltklasse bestätigt, Medaille aber verfehlt. Knapp vorbei ist eben auch daneben, so bitter und hart das im Sportlerleben auch sein mag. Nur zu hoffen, dass der eine wie der andere dadurch keinen Psycho-Schock erleidet wie die hochdekorierten und hochgejubelten, aber an selbst veröffentlichten Burnouts oder Depressionen gescheiterten Topstars Naomi Osaka (Tennis, vierfache Grand-Slam-Siegerin für Japan) und Simone Biles (vielfache Turn-Olympiasiegerin und Weltmeisterin aus den USA).

Kaum hatte Osaka vor der TV-Weltöffentlichkeit das Feuer entzündet, schon wurden die Gold-Hoffnungen der Nummer 2 der Welt gelöscht. Und kaum hatte der zum Twen gereifte, 1,42m kleine Turngigant Biles eine unerwartete, für sie unbekannte, noch dazu veritable Bruchlandung beim Teambewerb im Sprung hingelegt, schon zog sie – zum Schaden der entthronten US-Mannschaft, aber zum eilends plakatierten Schutz ihrer angegriffenen (mentalen) Gesundheit – die Reißleine, trat einfach ab, ward an Geräten nicht mehr gesehen und wird wohl, wie die Dinge liegen, auch nicht mehr im Kampf um Einzelgold am Stufenbarren eingreifen.

Irgendwie mutet es seltsam an, dass sich der einen wie der anderen im Gegensatz zu den Grand-Slam-Triumphen oder olympischen Seriensiegen vor vollen Häusern, begleitet von Medien-Auflauf und PR-Terminen, die Dinge just in der leeren Tokio-Blase ohne üblichen Termin-Stress die olympischen Ringe so um den Kopf gewickelt haben wie dem Laokoon in der griechischen Mythologie die Schlangen. Das sind natürlich hochinteressante Entwicklungen bis Gefahren im heutigen Spitzensport, deren Anfängen man unbedingt wehren muss. Und so hochinteressant ist auch die Reaktion des Chefolympiers Thomas Bach, eines ehemaligen Weltmeisters und (Team)-Olympiasiegers mit dem Florett, der sich als IOC-Präsident längst auch den Ruf eines mehr oder weniger eleganten Spiegelfechters erworben hat, der offen scheint für alles.

Für mich als in die Jahre gekommenen, auch olympisch 19mal geeichten Sportschreiber wär´s selbstverständlich gewesen, hätte Bach, seines Zeichens Jurist, als Advokat der Fairness die “geschädigten“ SportlerInnen ehrlich bedauert und gute Besserung gewünscht, auf dass sie angesichts ihrer Jugend in drei Jahren neue Anläufe nehmen können. Ich meine in aller Bescheidenheit, dass das gereicht hätte. Nicht aber für einen so ehrenwerten Mann wie Thomas Bach, der bestens Wissens und politisch korrekten Gewissens noch eins draufgesetzt hat. Der Chefolympier aus Mannheim hat sich nicht mit Wünschen begnügt, sondern eine Lobeshymne auf das afro-amerikanische Turn-Girl Simone Biles angestimmt ihres Mutes wegen, auf sich selbst zu schauen statt um Medaillen zu kämpfen, wo es doch noch einmal viel Gold hätte regnen können. Das sei die wahre olympische Größe… 

So etwas, geneigte Blog-Leser, ist meiner bescheidenen Meinung nach tatsächlich einmalig, dass der höchste aller Sportfunktionäre fast in Begeisterung ausbricht, wenn ein Topstar ohne ersichtliche Verletzung oder Behinderung die Bühne verlässt. Was wirklich hinter diesem mysteriösen Rückzug und dem aus meiner Sicht noch mysteriöseren Jubelsturm des Chefolympiers steckt, wird man wohl so schnell nicht erfahren. Aber wenn ich mich recht erinnere, gab´s da ja vor einiger Zeit den Vorwurf, dass US-SportlerInnen mit medizinisch definierten Ausnahmegenehmigungen quasi eine Lizenz zum Doping in die Hand bekommen hätten. Und dabei war auch der Name Simone Biles genannt worden. Weutere Utersuchungen a la Armstrong gab es aber nie.

Da damals der Vorwurf aus der sowieso suspekten bis geächteten russischen (Medizin)-Ecke des „Putintaten“ gekommen war, wurde er auch gleich in die Ecke gestellt. Es kann ja wohl nicht sein, was nicht sein darf. Gelobt seien dafür solch mutige Selbstbekenntnisse wie jene von Naomi Osaka und erst recht von Simone Biles. Aber vielleicht wird´s irgendwann eine neue olympische Disziplin geben, die da heißt: Wer (oder was) outet sich am schnellsten, dass er/sie/es zum Schutz der Gesundheit eilends die Matten- oder sonstige Flucht antreten. Unter dem IOC-Präsidenten Thomas Bach, der schon immer offen für alles war, scheint nichts ausgeschlossen und alles möglich. Nur eine Frage von Mut, oder?

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