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Da zweimal einer durchkam, darf Rotweißrot silberne Evergreens feiern

 Einer kommt durch. Ein Motto, das auf (Normal)-Schanze wie im Eiskanal versilbert wurde. Und auch mit der Devise, die für den einen wie den anderen gilt: Alter schützt vor Klasse nicht, hilft aber, wenn kaltes Blut und kühler Kopf gefordert und gefragt sind. Mit Manuel Fettner, bald 37, und Evergreen Wolfgang Kindl, demnächst 34, feierten zwei mehrmals abgeschriebene Routiniers bei den Peking-Spielen ihre glorreiche Auferstehung. Schlag auf Schlag, wenn man so sagen kann, mit Silbermedaillen, die man eher von den jüngeren, schon vergoldeten Semestern hätte erwarten können. Während aber ein Mehrfachweltmeister und Weltrekordler wie Stefan Kraft auch an Wetterpech scheiterte, tat dem Rodel-Titelverteidiger David Gleirscher wie seinem Bruder Nico der Überschuss an Übermut alles andere denn gut.

dersteif hielten, als es um alles oder nichts ging, wäre Rotweißrot mit den jungen Hupfern verloren gewesen. Und das ist kein Jammern auf hohem Niveau, sondern Fakt, weil der zweitbeste Österreicher auf der Schanze, der heuer oft labile Kraft-Meier, nur auf Platz 10 zu finden ist, der nächste Österreicher im Eiskanal, der jüngere Gleirscher, gar erst an der 12. Position, der ältere nach Sturz und verlorener Motivation auf 15. Wichtig, dass in beiden so unterschiedlichen Sportarten und Lagern entweder immer noch oder mittlerweile schon wieder das Prinzip hielt, dass es aus dem Quartett oder Trio zumindest einer schafft.

Ironie am Rande, dass ausgerechnet Manuel Fettner die erste olympische Einzelmedaille für Österreich seit Schlierenzauer-Bronze vor 12 Jahren holte – jenem Schlierenzauer, der fünf Jahre jünger ist, aber auch fünf Jahre nach Fettners überbewerteten Aufstieg aus dem Nichts in Bischofshofen (5./2001) zu seinen Himmelstürmen angesetzt hatte. Selten im Einzel, dafür im Team stellte Manuel immer wieder seinen Mann – auch unter dramatisch-akrobatischen Umständen und Eindrücken wie 2013, als er nach der Landung einen Ski verloren, aber nicht gestürzt war, sondern WM-Gold gerettet hatte. Trotzdem blieb er eher ein fünftes /Ersatz-Radl am Springer-Wagerl.

 

Weil der ganz große Sprung nicht und nicht gelang, stellte der übrigens in Wien geborene Fettner mitten unter der Saison die Sprungski ins Eck, um sich dem Management-Studium (in Salzburg) zu widmen. Statt sich den Kopf zu zermartern, warum´s auf der Schanze nicht klappt, fand der kluge Kopf einem alternative geistige Herausforderung, die ihn nach der schöpferischen Pause wieder reif für den Rücktritt vom Rücktritt und ein kontinuierlich aufgebautes Comeback machte. Jetzt hat er es mit Silber sensationell und unerwartet gekrönt – und damit auch seinem Cheftrainer Andi Widhölzl zu dessen bisher wichtigsten Erfolg verholfen. Jenem Andi Widhölzl, der damals die Vierschanzentournee gewann, bei der der 15jährige Fettner voreilig als Wunderkind gefeiert worden war. Es hat 21 Jahre gedauert, bis aus der Sternschnuppe von damals doch noch ein Olympiastar werden sollte.

Ein Märchen, das wieder einmal Olympia schrieb – und zu dem auch Silber-Rodler Wolfgang Kindl ein Kapitel beigetragen hat. Gemessen am Gardemaß, das vor allem die deutschen Größen mitbringen, ist der Wolfi wahrlich mit seinen 1,66m nur ein Kindl. Aber der Innsbrucker, der seit 22 Jahren rodelt, ersetzt körperliche Nachteile durch spezielles Gefühl für die Linie, hervorragende Technik und den Ehrgeiz, es den Großen zu zeigen. Die langwierigen Folgen einer Sturzverletzung in Nordamerika hatten Kindl zumindest zwei Jahre lang eingebremst, ehe er im Olympiawinter 21/22 als 33jähriger Exweltmeister ein fantastisches Comeback feierte mit geteiltem Weltcupsieg (mit Langenhan, D) und mit EM-Gold in St. Moritz. Und seit er sich in Yanqing bei Peking versilbert hat, ist das olympische Stiefkind von 2018 (Neunter) jetzt auch mit den fünf Ringen eins. Und versöhnt. Wer solche Evergreens hat wie einen Kindl und einen Fettner, der kann sich die Hände reiben. Auch ein bisher n och medaillenloser Skifabrikant wie Augment. Auch für ihn  ist endlich einer durchgekommen.

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