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Der wilde Sturz von Kilde weckt Erinnerungen und regt zum Nachdenken an

 Bei den Damen in Altenmarkt hat´s auch einige Speed-Girls erwischt, auch da war der Helikopter im Einsatz, so schlimme Folgen wie die wilden Stürze von absoluten Topstars beim Lauberhorn-Klassiker in Wengen aber hatten sie nicht. Gestern hat´s mit Jungvater Alexis Pinturault, für den die Saison vorbei ist, mit einem Kreuzbandriss und weiteren Knieverletzungen einen der technisch besten Allrounder erwischt. Als heute Shiffrin-Freund und Speed-Superstar Alexander Aamodt Kilde total entkräftet im Ziel-S von Wengen in die Absperrung flog, wurden mit den Erinnerungen an den Todessturz von Gernot Reinstadler vor der Saalbach-WM 1991 auch Befürchtungen wach, dass …. Zum Glück gab´s ja kein verhängnisvolles Netz mehr, sondern eine abweisende Plane, die noch viel Ärgeres verhinderte als den offenen Schienbeinbruch des Oberelchen.

Selbst hartgesottene Abfahrer schlugen da die Hände vorm Gesicht zusammen. Und ein alter, als Dritter heil ins Ziel gekommener Haudegen und alles andere denn Angsthase wie der aktuelle Gröden- und frühere Streif-Sieger Dominik Paris aus Südtirol, sprach den schmalen Grat zwischen Sieg oder Sturz, Pokal oder Spital, Triumph oder Tragödie an, wenn bei Highspeed der kleinste Fehler die Topleute gerade darum, weil sie so schnell, sind, fatale Folgen hat.

Nichtsdestotrotz zieht dieses frivole Spiel mit der (Lebens-) Gefahr mehr oder weniger junge, aber umso risikofreudige Skisportler so an wie die Fans der Lokalpatriotismus, gemixt mit Nervenkitzel, in den Bann. Wär´s anders, würden nicht Abertausende weder Mühen noch Kosten scheuen, um live dabei zu sein beim Spektakel, wenn Skikanonen weit jenseits Tempo 100 auf schwierigsten Pisten offensichtlich weder Tod noch Teufel fürchten.

Nach den Dramen von Wengen ist kommende Woche auch vor dem Klassiker auf der berühmt-berüchtigten Streif in Kitzbühel, nach der längsten also die schwerste aller Abfahrtsstrecken mit Mausefalle, Steilhang, alter Schneise, Oberhausberg, Kompression und Zielschuss mit begradigtem Sprung. Dort, , wo es um die 150 km/h ganz schön bergab und zur Sache geht, wie viele wilde Abflüge gezeigt haben. Die meisten aller, die es fast zerbröselte, aber sind immer wieder aufgestanden, um es nochmals und nochmals und nochmals zu versuchen wie Gehorsamssprünge.

Auch wenn die Abfahrt auch gerne als Formel 1 auf zwei (High-Tech) Bretteln bezeichnet wird, so ist´s ein Vergleich, der mehr als nur hinkt. Das können all jene Stars, die nach Verletzungen mit Krücken hinken und humpeln, bestätigen. Im Gegensatz zum Spiel mit dem Risiko auf vier Rädern gibt´s nämlich wie eh und je trotz allen Fortschritts für die Abfahrtshelden eher noch aerodynamischeres Dress und keine Knautschzonen, höchstens den Airbag als Rücken-, aber weder als Kopf- noch Knie- oder Schienbeinschutz, den das Sturzopfer Kilde so gebraucht hätte wie den Schutzengel, der ihn vor dem Schlimmsten bewahrte.

Das einzig logische Fazit wäre, dass vernümftige Kurssetzer die Tempobremse ziehen, indem sie mehr Kurven einbauen. Speedrekorde mögen zwar Schlagzeilen liefern,  bis zu 20 km/h auf oder ab jedoch sehen auch die routiniertesten Fans keinen Unterschied! 

 

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