Mitten in unserem (Ski) Winter hat im pazifischem Raum und in Down Under das neue Tennisjahr übrigens schon am Endes des alten begonnen. Und mittendrin nach seiner längeren atem- oder schöpferischen Pause auch wieder der erfolgreichste Tennisspieler aller Zeiten, der nicht allseits beliebte, aber dafür unermüdliche, im 38. Lebensjahr befindliche Novak Djokovic. Mit seinem noch weit umstritteneren, provokanten Partner Nick Kyrgios ist er zwar nach einem Erstrundensieg in einem Dreisatzkrimi gegen die Topgesetzten im Doppel ausgeschieden, dafür hatte er freie Hand, um im Einzel zweimal 6:3, 6:3 zu gewinnen wie im Achtelfiale gegen den auch nicht mehr taufrischen Monfils.
Der Djoker, wie er genannt wird, hat immer noch so viele Asse im Ärmel, um damit als Letzter die Fahne der Tennis-Dinos hochzuhalten, die – nimmt man Murray hinzu – zusammen 69 Grand-Slam-Titel, dazu Olympiasiege/Medaillen, hunderte Turniertitel geholt und Abermillionen verdient haben. Jedenfalls so viel, das kann man ruhigen Gewissens sagen kann, dass sie für mehr als nur ein Leben ausgesorgt haben …
Während Federer, Nadal und Murray mit mehr oder weniger komplexen Abnützungserscheinungen, OP´s und künstlichen Hüften/Gelenken inzwischen das Handtuch geworfen haben, wischt sich Djokovic mit dem selbigen immer noch den Schweiß von Stirn und Händen. Ganz sicher nicht, wie viele vermeinen, um sein Millionen-Konto aufzufetten, sondern deshalb, weil er ins Tennis so verliebt ist, dass er sich dem täglich harten Trainings-Regiment mit Spaß am Sport und auch im Kampf um seine Fitness und um Siege und Titel unterwirft.
Würde er es nicht gerne tun, wäre er in seinem Alter nicht mehr so erfolgreich und tatendurstig, um sich an der neuen Nummer 1, Jannik Sinner, für die Vorjahrs-Finalschlappe revanchieren zu wollen, um mit dem 11. Melbourne-Sieg seinen 25. Grand-Slam-Titel zu holen. Schon aus dem inneren Antrieb, sich als viel gescholtener Impfmuffel für die damalige Vertreibung aus seinem Paradies zu rächen. Davor muss man respektvoll den Hut ziehen, obschon sich an diesem Djoker, der immer noch die meisten Gegner aussticht, auch viele Tennispuristen- und Sportsgeister scheiden.
Deshalb, weil er einerseits in Matches zu verbissen wirkt, obschon er abseits des Courts ein echter Spaßvogel sein kann, wie ich mehrmals als Augenzeuge registrieren konnte. Und nicht zuletzt darum, weil er sich immer wieder mit dem Mainstream der (Medien)-Gesellschaft angelegt hat. Djokovic ist halt nicht Everybodys Darling wie etwa Sinner oder ein Tiafoe, dafür aber ein Mann mit Ecken und Kanten, der mit dramatischen Geschichten auch große Tennis-Geschichte geschrieben hat. Und bei dem man kaum vorhersehen kann, wann das letzte Kapitel erst geschrieben wird. Was seine Konsequenz betrifft, können sich viele weit jüngere Tennissportler eine Scheibe abschneiden. Auch heimische unerfüllte Hoffnungen, die in der Post-Thiem-Ära irgendwo im Niemandsland der großen Szene pendeln …