Noch kreisen sie zwischen den Häuserschluchten und rund ums Schwimmbad im Hafen, wo die mehr oder weniger teuren Luxusjachten welcher Oligarchen auch immer ankern. Noch scheint unvorstellbar, dass es schon in zwei, drei Jahren keinen Grand-Prix von Monaco mehr gibt, jenes Formel-1-WM-Rennen, bei dem sich Glanz und Glitter, High Society und Adabei-Snobiety seit Jahrzehnten mit einer alle anderen Events übertreffenden Medienpräsenz. Aber kein anderer als der Boss des Automobil Clubs von Monaco, Monsieur Boeri, hat davor gewarnt, dass das sehr wohl mit Ablauf des Vertrages mit den Ecclestone-Nachfolgern, dem US-Konzern Liberty Media, passieren könnte.
Ausgerechnet Monaco, aber eigentlich Monte Carlo, jener Stadtteil des Fürstentums, in dem die Piloten ihre 800-PS-Boliden mit Zentimeter-Arbeit um legendäre Passagen wuchten, driften oder fast im Schneckentempo bewegen wie die alte Bahnhofs-, dann Loews- und jetzt wie immer heißen, oder mit Licht-Schattenwechsel durch den Tunnel oder via Rascasse zur Zielgeraden und dann rauf zu Casino und Mirabeau. Wo sonst, bitte vielmals, gibt´s so viele klassische Streckenteile, die alle ihre eigene Geschichte haben, tragische ebenso wie triumphale, man denke nur an Rindt und Lauda, die hier rotweißrote Siegesspuren hinterlassen haben.
Aber wie heißt´s so schön nicht nur im Volksmund? Geld regiert die Welt. Oder in anderer Form gesagt: Wer zahlt, der schafft auch an. Oder ab, um die Gefahr anzusprechen, dass der Monaco-Monte-Carlo-Grand-Prix aus profanen, sprich: finanziellen Gründen aus dem Kalender gestrichen wird. Geschichte, Tradition, PS- und Promi-Spektakel, das alles zählt nichts, wenn die neuen Formel-1-Machthaber nur Profit im Kopf und Visier haben – und Rennen und Rechte nur an die vergeben, die den höchsten oder zumindest einen um ein Vielfaches höheren Preis zahlen, als etwa Monaco gewillt ist hinzublättern.
Und wer sind die Krösusse, die an einer Geldspirale drehen, an der davor nie zuvor derart gedreht wurde, weil bei ihnen mit Öl und Gas auch die Dollars nur so sprudeln? Das Saudi-Königreich und ihre kleinen, reichen Verwandten am Rande, die Scheichs aus den Emiraten! Ob Fußball oder Formel 1, ob Tennis oder Golf, ob Schwimmen oder Leichtathletik, demnächst womöglich gar Indoor-Ski oder Eishallen-Hockey, die Neureichen von der arabischen Halbinsel haben den kommerziellen Spitzen- und Profisport binnen weniger Jahre in ganz neue, für meine Begriffe (ganz ohne sauertöpfische Töne) unmoralische Höhen und finanzielle Dimensionen getrieben, dass irgendwann das ganze System implodieren oder explodieren muss.
Allzu viel, wie ein geflügeltes Wort sagt, ist ungesund. Und wenn allzu viel sich schon in Richtung Milliarden oder sogar Billionen bewegt, dann dreht sich alles in einer falschen Richtung. Es wird Zeit, dass über ausgewachsenen Kommerz und ungestellte Geldgier hinaus im Sport auch wieder der ganz normale Hausverstand eingeschaltet wird…