Zum Glück hatte sich der leichte Nebel vom den Schlafpulvern für den Transatlantic-Flug in Wien längst aufgelöst, um neben zwei heimischen Läufern und dem Sensationssieg der Schweizerin Ditjai Kambundji über 100m Hürden den im wahrsten Sinn des Wortes Höhepunkt des Abends in Tokio ive zu erleben. Ein Highlight, wofür – wer sonst eigentlich in der Post-Bubka und Post-Bolt-Ära — natürlich der schwedische Überflieger amerikanischer Herkunft, Armand „Mondo“ Duplantis verantwortlich zeichnete. Hatte es anfangs ausgesehen, als würde ihn der neue griechische Herausforderer Karalis ärgern können, der die immer noch klassische 6m-Mauer gemeistert hatte, so kehrte dann der US-Schwede aus Lafayette ab der nächsten Höhe quasi sein Alleinstellungsmerkmal hervor. Mit natürlicher Selbstverstländlichkeit, ganz ohne Tamtan, manchmal mit dem Einduck, als würde ein junger Schelm nur darauf warten, seine Tricks auszupacken.
Kaum hatte er die 6,15m locker im ersten Anlauf übersprungen, damit Titel, Gold, Geld (50.000$ Sieg-Prämie) und den 37. Wettkampf en suite gewonnen, da war- wie schon bei Olympia in Paris – sein Rekordhunger noch nicht gestillt, da wollte er den nöchsten Meilenstein bei einem Event setzen, das nicht nur für einen em Exklusivzirkel im Pay-TV zu sehen ist, sondern so gut wie weltweit in Fernsehen und – man würd´s kaum glauben – sogar bei uns neben dem Eurosport auch im staatlichen ORF. Allerhand. Gottseidank.
Ja, wie macht das nur der Armand, den Herr Papa nach Fußball-ET Maradona so genannt hat? Da ja bekanntlich aus Nichts nichts kommt, so muss Duplantis diese stete Steigerung der Höhen im Training mit anfangs weniger dann mit etwaigen Erfolgen geprobt haben, um zu wissen, wie lang und schnell der Anlauf sein muss, wie hoch die Griffhöhe beim Stab, um sein Gewicht in der richtigen Position in die Höhe zu schrauben. Hier, beim Stabhochsprung, treffen sich Leichtathletik, beim Aufschwung-Gymnastik-Kraftakt die Schwerathletik und summa summarum die turnerische Akrobatik, ohne die die größte Sprungkraft verlorene Mühe bliebe. Armand Mondo Duplantis, alles andere als ein Riese mit 1,80m und auch alles andere als ein Muskelprotz, obschon er alles im richtigen (Stabhochsprung)-Maß besitzt. Und weil er mit all diesen Talenten auch jenes zum täglichen Training besitzt, suf gut Deutsch, Übung den Weltmeister macht, kann er Weltrekorde wie auf Bestellung abrufen. Wie heute imKampf um WM-Gold mit im dritten Versuch gemeisterten 6,30m als Zwischenstation zu jenen visionären 6,50m, die er als immer noch junger Hupfer ((27) ins Visier nehmen will. Und genau deshalb befindet sich dieser Duplantis nicht nur quasi einen Stock höher als alle anderen Athleten, sondern geht ganz sicher in die Geschichte ein wie die historischen Allzeitgrößen von Nurmi über Zatopek, Hary, Abebe Bikila, Beamon, Lewis, Bubka und Bolt. Sprünge in den zweiten bis dritten Stock, je nach Haus, haben Selten- bis Jahrhundert wert..
PS: Während Hürdensprinter Enzo Diessl in 13,37 (18.) das Semifinale übewr 100m Hürden erreichte und nicht einiges an Verbesserungspotenzial sieht, hatte der unerschrockene, mutige 1500m-Taktiker Ralph Pallitsch (35) das Pech, um den Wimpernschlag vom einer Sekunde das 12-er-Finale zu verpassen. Seine Leistung samt Zeit (3:36,94) trotz Tempowechsel kann sich sehen lassen. Jetzt ruhen die Hoffnungen auf Diessl, Weißhaidinger, Vicky Hudson.