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Ein Djokovic und ein geradezu fliegender Generationswechsel rundherum

Ja, es ist ein Schicksalsspiel, das Novak Djokovic im US-Open-Semifinale bestreitet. Just gegen Sascha Zverev, gegen den in Tokio der Traum vom Golden Slam mit der olympischen Götterdämmerung endete. Es geht also um Revanche, mit der er wieder den immer noch möglichen Traum vom ersten Grand-Slam seit Rod Laver (1969), also seit mehr als einem halben Jahrhundert, ins Visier nehmen und realisieren könnte. Und nicht nur darum wird´s zum Lostag für den „Djoker“, sondern auch insofern, dass er mittlerweile der letzte „Überlebende“ der „Großen Drei“ geworden oder geblieben ist, der immer noch körperlich so fit ist, um sein bestes Tennis zu spielen. Und das wird nicht nur gegen den besten Zverev, den es je gab, nötig sein, sondern im Falle des Finales auch gegen den wahrscheinlichen Endspielgegner Daniil Medwedew, der eher einem Storch gleicht denn einem Spitzensportler, und in seiner ganz normalen Emotionslosigkeit wirkt, als würde er Star eines Stummfilmes der flotten 20er des vorigen Jahrhunderts sein.

Emma Raqducanu (l.) und Leilah Fernandez verkörpern die neue Erfolgsgeneration bei den Tennis-Mädchen..,.

Auch wenn ihn Djokovic mit seiner Extra-Klasse und in seinem Mega-Ehrgeiz bis zur Verbissenheit, die ihm von Fans mitunter übelgenommen wird, heuer noch hinauszögert – bei den Tennisherren, aber auch bei den Damen vollzieht sich in Windeseile der Generationswechsel. Ja, bei den Damen geht´s sogar so schnell, dass da gleich zwei Generationen übersprungen werden, denkt man an die schillernden, teils exotischen Jungstars Leilah Fernandez, 18, Tochter eines Bolivien-Profikickers und einer Philippinin, oder Emma Raducanu, 19, die wieder die Tochter eines nach Kanada emigrierten Rumänen und einer Chinesin ist, die mit den Eltern von Toronto nach London kam und deshalb auch als Multi-Kulti-Kind für Großbritannien spielt.  Und dann  gibt´s noch die Griechin Sakkari, die rumänische Kanadierin Andreescu, die Olympiasiegerin Bencic, die als Mittzwanzigerin erst ihre Versprechen einlöst. Und. Und. Und.

Bei allem Respekt für ihre 23 Grand-Slam-Siege, ihre Goldmedaillen und Turniersiege – angesichts dieser neuen, erfrischenden, unbekümmert aufspielenden, auch technisch beschlagenen Mädchen-Mania wurde schneller, als das je jemand gedacht hätte, über Serena Williams der Mantel des Schweigens gebreitet. Und auch das Burnout- oder Depressions-Promi-Opfer Naomi Osaka war kurz nach dem neuerlichen Blackout kein Thema mehr. Im Grunde müssten sich alle Tennis- und Sportfans die Hände reiben, wenn es nicht nur im Tennis, sondern generell in der ganzen  Sportberichterstattung wieder mehr um Sport als um lachhafte Adabei-Stories oder mehr als entbehrliche, oft erlogene Bussi-Bussi-Geschichten geht.

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