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Ein ziemlich verpatzter Kitzbühel-Tag mit Pleiten im Einzel und Thiem-Ofner-Doppelpack

Ich hab´s leider nicht mehr live erlebt, weil ich schon auf der Rückfahrt nach Wien war, wo Wichtigeres auf mich wartet als ein groß aufgezogenes, noch viel größer verkauftes, aber sportlich leider ziemlich tief angesiedeltes Tennisturnier in Kitzbühel. Als zusätzliches Zuckerln zu all den anderen Schmankerln des einstigen Sandplatzklassikers wurde uns auch die Premiere des Thiem-Team-Doppelpacks mit Dominic, der ehemaligen Nr. 3 der Welt, und der neuen Nr. 1 im Lande, Sebastian Ofner, auch medial auf den Präsentierteller serviert. Quasi als Montag-Ass, bevor es den „Thiems-Tag“ mit dem Duell des ersten Heimsiegers (2019) seit Muster (1993) gegen den Argentinier Facundo Bagnis unter neuem, 200.000 Teuro-Flutlicht (19.30) gibt.

Von einer tollen Premiere der neuen Knallpaarung allerdings war zum Leidwesen der Fans ebenso wenig zu sehen und zu reden wie vordem beim Untergang des Austro-kroatischen Vorjahrsfinalisten Filip Misolic gegen jenen Guido Andreozzi (7:5, 4:6, 2:6) aus Argentinien, der mit seinem 16 Jahre älteren Partner mit dem schönen Namen Duran dann für Thiem-Ofner zur unüberwindlichen Hürde wachsen sollte. Ja, mit Ausnahme von Dennis Novak, der erst am Thiems-Tag dran ist, ist´s in Kitzbühel trotz bisherigem Wetterglück mit nur kurzem Schauerpech wirklich blöd, wenn nicht schlecht gelaufen aus rotweißroter Perspektive.

Wir wollen ja nicht so unverschämt sein und daran erinnern, dass ein Becker mit 17 schon Wimbledon gewann, ein Muster mit 19 in Hilversum siegte, und ein in Kitz anno 2021 früh gescheiterter Alcaraz als Teenager beim US-Open triumphierte, aber bei voreiligen Lobeshymnen über heimische Starlets sollte man eher Vorsicht walten lassen. Zwischen Jugend- und Juniorenbereich, aber Challenger- und erst recht ATP-Turnierszene ist´s wie vom Weit- zum Dreisprung, um das plakativ zu formulieren.

Nicht nur Fans und Insider werden sich daran erinnern, wie ein davor abseits der Tennisszene ziemlich unbekanntes Wesen namens Misolic als neuer Stern, der in der Gamsstadt strahlend aufgegangen wäre, sozusagen der Komet, der den Tennishimmel stürmen würde. Noch kann man insgeheim hoffen, dass er zumindest teilweise Vorschusslorbeeren in naher Zukunft einlöst, aber die (latente) Gefahr scheint zumindest ebenso groß, dass es ihm ergeht wie einem Meteoriten, der verglüht. Zwischen den verständlichen Wunschvorstellungen und der rauen Wirklichkeit tut sich leider eine Kluft auf, die wieder den Vergleich von Weit- mit Dreisprung zulässt.

Um große Sprünge zu machen, müssen viele Faktoren stimmen, damit sich daraus ein passendes Puzzle bilden kann. Gardemaß gehört beim Power-Tennis von heute ebenso dazu wie flinke Füße, schnelle Hand, flinke Füße, gute Schläge, beste Technik, wichtige Antizipation, harter Schädel, aber auch kluges Köpfchen, mit dem sich die Klasseleute aus der Schlinge ziehen, wenn´s eng wird. Ganz wichtige Eigenschaften, zu denen noch eine andere ganz wichtige gehört, die fast immer über Wohl oder Wehe entscheidet. Nicht mit noch so schönen Kunstbällen oder Zauberschlägen werden Matches gewonnen, sondern in der Regel gewinnt der, der die wenigsten Schwächen hat und darum die wenigsten Fehler macht.

Darauf kommt es im Tennis so an wie beim Fußball mit dem letzten tödlichen Pass und nicht mit pompösen Ballbesitzzahlen. Bin gespannt, ob das bei den Zukunftshoffnungen von Schwärzler über Neumayer bis Misolic auch irgendwann ein- und zutrifft.

PS: Wenn es wirklich stimmen sollte und nicht von bösen Zungen erfunden wurde, dann soll sich hinter meinem Kitz-Rücken rund um Dominic Thiem ein unglaublicherAffront abgespielt haben. Wie gesagt, ich wurde erst abends über Umwege informiert, dass sich Thiem – wie ein Fussballklub – hinter verhängtem Trainingsplatz („unter Ausschluss der Öffentlichkeit“) eingeschlagen und sich dazu noch geweigert hätte, den wartenden, meist jugendlichen Fans ein Autogramm zu geben. Ich kann nur hoffen, dass nicht einmal die Hälfte davon stimmt. Selbst die wäre nämlich schon ein echter Skandal!

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