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Eine ernüchternde Bayern-Pleite, die nicht nur einen, sondern viele Väter hat

 Jeder, der ihn hört oder gar besser kennt, der weiß natürlich, dass Lothar Matthäus ein Plapper- und manchmal auch Lästermaul ist. Es war aber weder Ironie oder gar Sarkasmus, als der frühere Bayern- und Team-Star in Sky-Diensten auf der Fahrt zum Dortmund-Spiel  bei der Radio-Nachricht vom 5:1 der Frankfurt gegen die Bayern meinte, da müsste der Sprecher die Vereinsnamen verwechselt haben. Hatte er zum Entsetzen der Bayern-Legende natürlich nicht, das 5:1 war nämlich Tatsache und zudem kein einmaliger Ausrutscher, weil ein ebensolches 5:1 der Eintracht vor gut drei Jahren den Rauswurf des inzwischen bei Wolfsburg wankenden damaligen Bayern-Trainers Niko Kovac besiegelt hatte.

Was geschieht diesmal mit Thomas Tuchel, den einstigen Meistermacher und Champions-League-Sieger, der inzwischen in seiner ganzen Erscheinung, in seinem ganzen anti-bayrischen Wesen längst zu einem Buhmann auch der Fans und vieler Kritiker geworden ist? Ja, das ist die Frage, die sich ganz sicher auch der immer noch im Hintergrund die Fäden ziehenden grauen Hoeneß-Eminenz stellen wird.

Da werden keine Hinweise auf (allerdings unspektakuläre) Erfolge in der Champions League und Platz 2 mit nur einer, eben dieser krachenden Niederlage in der Bundesliga darüber hinwegtäuschen können. Gemessen am finanziellen Aufwand und den allzu klingenden Namen, die da geradezu wahllos gesammelt worden waren rund um jenen Harry Kane, der letztlich bei all seinem Torinstinkt von einer funktionierenden Truppe abhängig ist,  spielt der FC Bayern alles andere denn mitreißenden Fußball, ein paar Ausnahmen abgesehen.

Wie vordem beim allzu früh als Wunderwuzzi hochgejubelten und nun auch beim DFB-Team erfolglosen Julian Nagelsmann fällt es schwer, eine Trainerhandschrift zu erkennen, es erinnert alles eher an Kraut und Rüben, weil die Kicker – und Tuchel hat ja im Fernsehen zugegeben, dass der taktische „Input“ vielleicht zu groß gewesen wäre in Frankfurt – vor lauter Systemquatsch darauf vergessen, wie Fußball auf simple, aber zielführende Weise gespielt wird.

Um bei der neudeutschen Ausdrucksweise zu bleiben, die auch längst zum TV-Kommentatoren-Zungenschlag gehört a la Diagonalpässe in Schnittstellen, so beginnt der Overkill an Taktik allmählich den Fußball in den Würgegriff zu bekommen. Und Schuld daran sind auch Trainer, die lieber auf leidenschaftslosen Rasenschach setzen statt auf herzhaftes, intuitives und kreatives Spiel frisch von der Leber weg.

Statt der ausufernden Statistiksucht würd´ mich freuen, wenn mehr auf technische Gustostückerl und einfallsreiche Aktionen geschaut und auch Wert gelegt würde. Auch beim FC Bayern, der sich so lange mit Minimallistenfußball begnügte, bis er eine auf den Deckel bekommen hat. Höchste Zeit, um aufzuwachen. Und Nägel mit Köpfen zu machen. Köpferollen allein aber ist zu wenig. Die Frankfurt-Pleite hat ja viele Väter und nicht nur einen, dem man alles in die Schuhe schiebt. 

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