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Eine Frage der Zeit, bis sich einer der Störche im Djoker-Nest einnistet

Ob man ihn jetzt mag oder nicht, man muss Novak Djokovic ob seines trotz verpassten Grand- und Golden Slams ungebrochenen Ehrgeiz bewundern. Wie sich der Serbe in Paris nach der langen Pause seit der US-Open-Finalpleite wieder zurück in Form kämpfte und in einem der hochklassigsten Endspiele dann gegen Medwedew das Match drehte, war mehr als aller Ehren wert. Hatte er die ersten zwei großen Ziele der Saison nach drei Grand-Slam-Triumphen (Australien, Paris, Wimbledon) zwar verpasst, so entschädigte er sich als neuer Masters-Rekordsieger (37) und längste Nummer 1 der Profigeschichte, die obendrein nach der Federer-Marke von sieben ATP-Finalsiegen greift. Rekorde, so sagt der geradezu besessene „Djoker“, seien für ihn da, um gebrochen zu werden, das sei immer noch die größte aller Triebfedern, um als Multimillionär alles aus sich herauszuholen.

Nichtsdestotrotz sind, das hat ja Medwedew in New York schon demonstriert und in Paris-Bercy zumindest einen Satz lang bestätigt, die Tage von Djokovic als Nummer 1 angesichts seines Alters und der Meute junger Herausforderer gezählt. Und wenn man sich die Namen anaschaut, die darauf lauern, dem Serben über kurz oder lang den Rang abzulaufen, dann findet man höchst interessante Parallelen, was nicht nur ihre körperlichen Maße, sondern auch Gliedmaßen betrifft. Es sind fast durch die Bank höchst ausgewachsene junge Twens jenseits der 1,90 bis an die zwei Meter, die alle auf extrem dünnen, langen Beinen unglaublich schnell unterwegs sind und dazu über eine Reichweite verfügen, die es ihnen erlaubt, vermeintlich unerreichbare Bälle nicht nur zu erlangen, sondern kraftvoll zurückzuschlagen. Entschuldigen, wenn ich es so sagen, aber es kommt einem vor, als würde sich da eine ganze Reihe an „Störchen“ aufmachen, um neue Überflieger zu werden – von Medwedew über Zverev, Tsitsipas, Rublev, Berrettini bis zu Jannik Sinner und anderen, die ähnliche Typen sind.

Von Rublew, Medwedew, Tsitsipas, Berrettini bis Zverev – eine ganze Armada an „Störchen“ ist unterwegs zur Nr. 1

Reiner Zufall oder doch schon so etwas wie ein Gesetz der Serie, dass da über kurz oder lang ähnlich geartete, auf den ersten Blick fast unsportliche, blasse Spieler die neuen Supermänner des Tennissports werden? Time will tell, wie es im anglizistischen Neudeutsch heißt. Evergreen hin oder her, Gesundheitsapostel hin oder her, auch ein Djoker hat halt ein Ablaufdatum. Und während da die Uhr quasi immer schneller geht, beginnt bei den sich so ähnelnden Jung- und Mid-Twens der Wettlauf um die neue Nummer 1. Ob am Ende nicht des Tages, sondern nächsten Jahres auch Dominic Thiem ein Wörtchen mitredet, steht vorderhand noch in den Sternen. Von Typ, Figur und Person her gehört er allerdings nicht zu den Störchen.

 

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