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EM-Bilanz der Schwimmer – tolle individuelle Klasse aus eher geringer Masse

Die OSV-Bilanz der Schwimm-EM in Budapest fiel mit einmal Silber, zweimal Bronze, zwei Final-, dazu Top-10- und Top-12-Plätzen sowie einigen auch international anspruchsvollen Ö-Rekorden hervorragend aus. Nichtsdestotrotz sei erstens betont, dass es sich nicht um Masse an Klasse, sondern Klasse ohne Masse handelt, also Topleistungen einiger weniger Individualisten. Wie etwa Silber-Felix Auböck, der seit 2014 im Ausland trainiert. Wie um die drei Synchron-Nixen Alexandri, die Athen verließen, um hierzulande in besseren Bedingungen zu baden. Wie um Lena Grabowski, die 18-jährige Junioren-Vizeweltmeisterin und EM-Blecherne aus Parndorf, die eine derart gute Trainingsbasis besitzt, dass sie über 200m Rücken auf der letzten Länge sogar schneller als die italienische Siegerin schwamm.

Wie der Neo-Linzer aus Tirol, Simon Bucher, der über 100m Delfin nach neun Jahren den Dinko-Jukic-Rekord brach. Wie den Kärntner Sprinter Heiko Gigler, der auch deshalb in für unsere Kraulbegriffe neue Dimensionen vorstieß, weil er vor dem Wechsel nach Graz im heimischen Spittal von seinem inzwischen emeritierten Trainer Kendi auch auf Ausdauer (200m Lagen, 200m Delfin) getrimmt worden war. Wie Bernhard Reitshammer, der zwar daheim zu den Schnellsten auf den 50m- und 100m-Kurzstrecken zählt, aber auf doppelten Distanzen (200m Lagen, 200m Rücken, 2300m Brust?) international viel bessere Chancen hätte, einen Endlauf zu erreichen.

Trainer Fehervari mit „Lang-Atem“ Grabowski/Dirk Lange mit Sprint-Rakete Caro Pilhatsch

Womit wir bei einem Thema sind, das bei allen Jubelrufen und Schalmeien-Tönen angeschnitten werden sollte. Warum, bitte schön, begnügt sich eine zweifellos talentierte Rückenschwimmerin wie Caroline Pilhatsch samt ihrem Trainer-Mentor Dirk Lange (D) damit, auf der nicht-olympischen 50m-Strecke, am liebsten noch auf Kurzbahn (Vizeweltmeisterin 2018), der Weltspitze den Kampf anzusagen statt ihr Training auch auf die 100m auszurichten, um ein Limit knacken und überhaupt bei Olympia starten zu können? Warum spezialisieren sich Bucher und Reitshammer auf kurze Kurzstrecken, wo die Dichte so dicht ist, dass selbst für uns tolle Ö-Rekorde gerade zu einem Top-Ten-Platz, wenn überhaupt, auf Europa-Ebene reichen?

Ich habe von da und dort noch Begründungen im Ohr, die mitunter sogar finanzieller Hinsicht sind, siehe Pilhatsch, die vom nicht nur, aber auch geschäftstüchtigen Dirk Lange bei der International Swimming League und bei Preisgeld-Meetings untergebracht und „versorgt“ wurde. Und ich hab auch die Begründungen im Ohr, dass es sich bei der einen wie dem anderen um “geborene“ Sprintertypen handelt, was sich beim Schwimmen allerdings bei genauer Durchsicht der Akten, Fakten und Daten als „Fake News“ entpuppt. Ein gewisser Laszlo Cseh (35) hat seine grandiose, mit 80 Medaillen und Dutzenden an Europa-Titeln dekorierte Karriere natürlich als Ausdauer-Athlet mit der ersten WM -Medaille 2003 (Barcelona) über 400m Lagen, einer der schwersten Disziplinen, begonnen und erst auf die „alten Tag´“ bei Olympia in Rio eine Silberne über 100m Delfin gewonnen. Von wegen geborener Sprinter… Und Ähnliches gilt auch für den feschen italienischen Evergreen Federica Pellegrini, die als 200m- und 400m-Kraulsensation mit atemberaubenden Endspurts begann und inzwischen über 100m bei den Besten mitmischen kann.

s kommt also ganz sicher darauf an, ob es Trainern gelingt, die SchwimmerInnen davon zu überzeugen, ihr Glück dort zu zwingen, wo die Happy End-Chancen am größten sind. Bin schon gespannt, ob man sich hierzulande dazu durchringt – oder lieber in Selbstzufriedenheit badet, wie gut wir eh schon drauf sind. Zu unseren Nachbarn, den Neidgenossen aus der Schweiz, fehlt allerdings in der Breite an Spitze doch noch ein schönes Stück. Und das hat, auch wenn man´s an oberster Stelle nicht gern hört, mit schlechteren Rahmenbedingungen allein nichts zu tun.

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