Je glatter die Pisten, je höher das Tempo, desto schwieriger wird´s auch für die allerbesten der mehr oder weniger jungen Damen, mit dem Material auch den Körper zu beherrschen. Das war schon so in Jasna, als es Petra Vlhova folgenschwer erwischte – und das wiederholte sich jetzt neben anderen, die glimpflicher davonkamen, auch bei der vielleicht besten Rennläuferin aller Zeiten, bei Mikaela Shiffrin also.
Die 95fache Weltcupsiegerin, die besser als alle anderen im Kurvenfahren ist, konnte bei Highspeed die Linkskurve nicht mehr kratzen, sondern flog in die Sicherheitsbegrenzung. Als sie längere Zeit regungslos im Schnee lag, musste man schon Schlimmstes befürchten, ehe sie doch von selbst aufstand. Da sie aber offensichtlich ein Bein nicht beugen konnte, musste sie per Helikopter ins Spital gebracht werden. Es wäre kein Wunder, wäre auch für Mikaela Shiffrin die Saison so gut wie vorbei – und der Weg frei für Lara Gut-Behrami, den Weltcupsieg zu erben.
Als die schon seit 15 Jahren trotz Hüft-OP´s und anderen Verletzungen immer noch und immer wieder gute Lara trotz der langen Unterbrechung nach den ersten Stürzen eine überlegene Bestzeit hingeknallt hatte, da hätten alle gewettet, dass sie diese Abfahrt gewinnt. Es blieb beim Konjunktiv, weil eine fast schon abgeschriebene Saison-Comeback-Läuferin, das Miss Gucci genannte neue Christian-Walder-Herzblatt Stephanie Venier mit der 18 kam, oben Vorsicht walten ließ und unten so aufs Tempo drückte, dass sie dieses Rennen gewann.
Sieben Jahre nach Silber in St. Moritz; nach herben Rückschlägen und schlussendlich Materialwechsel aus Mute der Verzweiflung ist die Tirolerin aus Oberperfuss bei Innsbruck wieder an der Weltspitze angelangt. Ganz sicher auch ein Verdienst des neuen Cheftrainers Roland Assinger, der einst Ihr Abfahrtscoach gewesen und sicher mit im Spiel war, alte Selbstverständnis und Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Hätte sie das nicht gehabt, wäre sie so verunsichert gewesen wie drei, vier Jahre lang, sie wäre wohl kaum fehler- und, geschweige denn siegreich an die Endstation Sehnsucht gekommen. Ob auch der Amor-Pfeil damit was zu tun hat, das steht auf einem andern, besser: Stephanies Blatt.
In den Speed-Rennen jedenfalls hat der ehemalige Speed-Spezialist Assinger, der größere, jüngere Bruder des Ex-Rennläufers und TV-Stars, trotz des Ausfalls einer Nina Ortlieb den Weg zurück auf Podest- und Siegerstraße bereitet. Jetzt müssen ihm und seinem Trainerteam auch die Technik-Damen die Ratschläge quasi aus der Hand fressen, um den immer längeren Erfolgshunger zu stillen. Uns Österreichern jedenfalls hat die Tofana in Cortina trotz atemberaubenden Stürzen und Schrecksekunden mit dem Sensationssieg auch neues Standesbewusstsein vermittelt. Den Sturzopfern, voran Mikaela Shiffrin, wünscht unsereins im geteilten Leid mit ihrem Herzblatt Alex möglichst viel Glück bei allem Unglück.