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Erste Kvitfjell-Abfahrt als Signal zum Nachdenken und zum Handeln für neuen Alpinchef

Im Hundertstelkrimi auf der Olympia-Abfahrtspiste von Kvitfjell in Norwegen wurde Triple-Olympiasieger Matthias Mayer nicht nur vom Schweizer Niels Hintermann, einst Kombi-Sensationssieger am Lauberhorn (2017), abgefangen, sondern auch vom kanadischen ex-aequo-Sieger Cameron Alexander. Ein Nobody, ebenso 24 Jahre jung wie sein Landsmann James Crawford (13.), beide aus der Truppe von Alpinchef Max Gartner, dem Ex-Kicker bei Wacker-Innsbruck und Mann von Abfahrts-Olympiasiegerin Kerrin Lee-Gartner (1992).

Und zeitgleich mit dem zweitbesten ÖSV-Abfahrer, dem bald 29-jährigen Daniel „Düsentrieb“ Danklmaier, landete der einige Jahre jüngere Deutsche Simon Jocher (25) auf Platz 7. Schweiz, Frankreich und Italien haben z. B. mit Allroundstar Odermatt (24), Rogentin (27), Bailet (25) oder Molteni (23) mögliche künftige Abfahrtstrümpfe im Talon, die sich allesamt weit vor dem drittbesten Österreicher, Daniel Hemetsberger (22.), klassierten. Pech allerdings, dass Doppelweltmeister Kriechmayr (55.) offenbar zum falschen Ski gegriffen haben dürfte…

Nichtsdestotrotz ein Resultat, das zum Nachdenken anregt. Und auch den neuen Alpinchef Herbert Mandl schon jetzt zum Handeln zwingt, um die Weichen in die Zukunft zu stellen. „Was den Nachwuchs und den Nachschub aus dem Europacup betrifft“, so betont Mandl ohne Wenn und Aber, „sind wir nicht sehr gut aufgestellt. Und dabei bei den Damen noch etwas besser als bei den Herren!“ Abgesehen davon, dass Mandl den mitunter schon als Nachfolger des scheidenden Damentrainers Mitter kolportierten aktuellen „Hochleistungssport-Chef“ Patrick Riml („Der war ja in Amerika ein Guter, was aber waren bis jetzt bei uns seine Kompetenzen?“) anderswo effizienter eingesetzt sieht, nennt er keine Namen. Mitter hatte seinen Abschied übrigens angekündigt, bevor er Mandl treffen und sprechen sollte…

Was geschieht mit Hochleistungssportboss Patrick Riml(l.), den Neo-Alpinchef Herbert Mandl (r.) nicht als Nachfolger Mitters sieht?

Wie gesagt, in der Nachwuchsarbeit wäre es dringend nötig, an Schrauben zu drehen. Die Selektion der Trainer verlange auch Fingerspitzengefühl. Absolute Priorität müssten Erfahrung und Blick für das skitechnisch Wesentliche haben, denn da und dort hätten sich bei manch jungem Talent durch die Jagd nach Resultaten und FIS- oder sonstige Punkte auch Fehler eingeschlichen, die es auszumerzen gelte. Mitunter, so Mandl, wäre ein weniger an Rennen mehr wert. Oder anderseits, wenn´s körperliche Defizite gebe, „soll man ja niemanden aufhalten, mehr an speziellem Training zu machen!“ Ganz allgemein formuliert, ohne auch da irgendwelche Namen zu nennen.

Für Mandl bedeutet die neue Funktion als Alpinchef nicht nur eine neue Herausforderung, sondern eine zusätzliche Aufgabe. Und inwiefern? „Weil ich weiter Chef in St. Christoph in der Ski Academy bleibe – auch deshalb, damit ich weiterhin die Trainerausbildung in den Händen hab.“ Damit frei nach den Brüdern Grimm die Jungen über kurz oder lang so zwitschern, wie die Alten sungen. Und weitere Skimärchen geschrieben werden können.

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