Es wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Zumindest quantitativ kann sich das rotweißrote Olympia-Aufgebot für Peking sehen lassen mit 106 SportlerInnen, die überall dort starten, wo es Quoten-, aber offenbar auch freie Plätze gab. Wie sonst, so erlaube ich mir ketzerisch zu fragen, wär´s nämlich möglich, dass mit der ÖSV-Präsidententochter Stadlober noch andere ÖsterreicherInnen dabei sind, die bisher zumindest in der Loipen-Kriechspur gelaufen sind. Und was erwartet man sich sowohl von den Biathlonstaffeln der Herren, aber vor allem vom Quartett der Damen, das zuletzt sogar überrundet und aus dem Rennen genommen worden war? Sind das tatsächlich Qualifikationskriterien für eine Wintersportnation wie Österreich? Oder sind wir abseits von der Alpin-Szene doch wieder Anhänger des Prinzips, wonach Dabeisein alles wäre, gegen das wir zuletzt aber im eigenen Interesse Sturm gelaufen sind? Alles hat, wie man sieht, zwei Seiten und ein Glas kann ja auch halb voll oder halb leer sein, das alles ist nur eine Frage der Perspektive.
Natürlich ist´s sowohl für den Chef-Olympier und emeritierten Glücksspiel-Boss samt Kommilitonen durchaus legitim, mit positiver Einstellung und Einschätzung zu den Peking-Spielen zu fliegen. Natürlich trifft es auf und bei Olympia zu, dass es seine eigenen (sportlichen) Gesetze hat, dank derer die ganz normale Weltcup- oder sonstige Wettbewerbswelt da wie dort immer wieder, aber generell nicht immer auf den Kopf gestellt wird. Nichtsdestotrotz kommt mir die Peking-Prognose von ÖOC-Präsident Karl Stoss ziemlich gewagt bis mehr als euphorisch vor, „dass unsere Medaillenerwartung irgendwo zwischen den 14 Medaillen von 2014 und den 17 von Korea vor vier Jahren liegt!“ Ich finde, dass diese spekulative Rechnung ein bisschen hoch gegriffen und dazu angetan ist, die eine oder den anderen Top-Athleten so unter Druck zu setzen, dass aus Kampf zu viel Krampf wird. Nimmt man zum Beispiel die letzten sieben Alpinrennen (3x Kitz, Schladming, 2xCortina, Kronplatz) in vier Disziplinen zur Hand, dann hätte es nur zwei zweite und zwei dritte Plätze gegeben, aber jede Menge an Blechtrommeln oder gar totalen Pleiten.
Zur werten Erinnerung sei dem Chef-Olympier in Erinnerung gerufen, dass sich sein Olympia-Vize Peter Schröcksnadel als ÖSV-Boss selbst in den glänzendsten Glanzzeiten eher in Bescheidenheit übte, was Edelmetall betraf. „Sechs bis acht“, so lautete die standardisierte Medaillenprognose des Ski-Napoleons im Bewusstsein, dass Vorsicht die Mutter aller Weisheit ist und der Teufel (im Detail) vor allem bei Großereignissen oft nicht schläft. Darum sollte die Faustregel gelten: Es ist allemal besser, weniger zu erwarten, dafür aber mehr zu gewinnen als es umgekehrt passiert, wenn man sich verspekuliert. Die Kugel fällt im olympischen Roulette nicht immer dorthin, wo man´s erhofft. Und wo nicht gekleckert wird, wird dann oft verständnislos geglotzt …