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Fabelhafter Scheffler und toller Straka im Schatten des wundersamen Tiger-Comebacks

Er kam nach mehr als 540 Tagen, sah und – nein: vom Siegen ist noch keine Rede beim Golf-Tiger Woods, da fehlt ihm dann und wann, hier und dort noch jenes Quäntchen an Glück und Präzision, das man nur mit Matchpraxis bekommt. Man sieht ihm die Verletzungs-Folgen des schweren Autounfalls vor 14 Monaten noch immer an, wenn er bei kleineren Hürden auf dem legendären Augusta National Course das rekonvaleszente rechte Bein etwas nachzieht. Aber Hindernis, nein, Hindernis ist´s keines.

Mit welch Ehrgeiz, Können und Einsatz er aber am zweiten Tag unter schwierigen, windigen Bedingungen gegen eine kurze Krise ankämpfte, sie überwand und dann als geteilter Neunzehnter ganz locker die beiden Finalrunden des Masters erreichte, das löste bei den Abertausenden an Golf-Fans, die ihn wie eine Karawane begleiteten oder aber am Grün erwarteten, wahre Jubelstürme aus. Am liebsten hätte ihm jeder einzelne der35.000 Fans, die dabei sein dürfen, und auch alle (Mit)-Spieler inklusive, ein High Five gegeben.  

Alle feierten die fast wundersame Auferstehung des mehrmals totgesagten, vielleicht besten Golfers aller Zeiten ebenso wie sein Flight-Partner, just jener Chilene Joaquin Niemann, der vor ein paar Wochen in Los Angeles die Sieges-Trophäe samt Winner-Scheck des von Woods veranstalteten 12-Millionen-Turniers aus dessen Händen empfangen hatte. Damals, als noch keine Rede davon war, dass sich Woods so schnell in ein Comeback tigern würde, dafür aber der mehr Austrio- als Amerikaner Sepp Straka mit einem Top-20-Resultat ziemlich laut von sich reden gemacht hatte. Inzwischen ist alles anders. Inzwischen hat der Multimillionär Woods ein Musterbeispiel dafür geliefert, dass im sportlichen Sinne nicht Money talks, wie die Amis zu sagen pflegen, sondern das innere Feuer und der Drang nach Selbstbestätigung die Triebfeder jeden Erfolgs sind.

Scheffler (l.) auf den Spuren des jungen Tiger, 46, der auferstanden ist. Und Neuling Sepp Straka mischt mit. eist.

Und was für das mittlerweile 46jährige Comeback-Kid Tiger gilt, das trifft auch auf den Masters-Neuling und historischen ersten österreichischen US-PGA-Turniersieger Straka zu, der als geteilter 23., nur einen Schlag mehr als der Fünffach-Masters-Sieger Woods, schon bei seinem Debüt die Endrunden erreichte. Und wie Tiger, so war auch der stramme Sepp zu Beginn der zweiten Runde mit einem Doppel-Bogey unter Druck geraten und Gefahr gelaufen, den Cut zu verpassen. Aber in dieser heiklen Situation zeigte sich, dass Sieg und Top-Resultate, die Straka zum Olympia-Auftakt in Tokio und heuer geliefert hat, wie Doping für Selbstvertrauen wirken – und dann, wenn´s dringend nötig ist, auch die nötigen Mut-Injektionen verpassen.

Das ist es, was zu dem so salopp formulierten Satz führt, der einst dem unvergessenen Rudi Nierlich entschlüpft war: Wenn´s laft, dann laft´s. Eine un- und unterbewusst gesteuerte Automatik, die dabei einsetzt. Und hätte es dazu eines Beweises bedurft, dann wurde er vom neuen Weltranglistenersten Scottie Scheffler spektakulär geliefert. Nach den ersten drei Siegen in seiner Karriere bei nur fünf Saisonstarts liegt der Amerikaner mit deutschen Wurzeln mit sage und schreibe fünf Schlägen Vorsprung in Führung. Wenn er so weitermacht, könnte er den Woods-Rekord aus dem Jahre 1997 von 12 Schlägen vor dem ersten Verfolger womöglich einholen. Es sei denn, der Auferstandene macht sich auf eine noch wundersamere Verfolgung …

PS: Unser Tennisfreund Dominic Thiem kann sich vom Comeback-Tiger eine Scheibe abschneiden. 

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