Der ORF-Kommentator überschlug sich nicht nur angesichts der tollen Siegesfahrt des Tessiner Evergreens Lara Gut-Behrami vor Begeisterung, mit ihm ging auch patriotische Euphorie ein bisschen zu viel durch, als er bei den immer noch bescheidenen Plätzen 7, 11, 15 und 20 von einem „Superergebnis für die ÖSV-Damen“ sprach. Gemessen an noch weit schlechteren Riesenslalom-Resultaten war´s natürlich ein Schritt fort aus der Sackgasse, in der die österreichischen Damen vor allem in dieser technischen Basisdisziplin gelandet waren.
Und nicht nur für die nach vielen Verletzungen endlich rennfähige Julia Scheib das beste Weltcup-Ergebnis ihrer Karriere, sondern speziell für Katharina Liensberger (Foto) weniger des elften Platzes wegen ein ganz wichtiges Indiz, dass sie wieder in (den richtigen) Schwung kommt, sondern vor allem darum, weil sie mit dem für Albanien fahrenden italienischen Teenager Lara Colturi, Tochter der 2002-Super-G-Olympiasiegerin Daniela Ceccarelli, im Finallauf erstmals wieder im Riesenslalom eine Bestzeit hingeknallt hatte.
Egal, ob sie jetzt durch eine frühere Startnummer begünstigt war oder auch nicht – es gibt keine bessere Mut-Injektion und Selbstvertrauens-Spritze wie den Schwarz-auf-Weiß-Beweis, noch schneller als die insgesamt Schnellsten gewesen zu sein. Nicht nur einer Gut-Behrami, mit dem 39. Karriere-Sieg eine der Besten ihrer Branche. Nicht nur einer unerschrockenen, risikofreudigen, wiedererstarkten Kiwi wie Alice Robinson. Nicht nur einer Weltcup-Rekordlerin und Lokalmatadorin wie Mikaela Shiffrin, einer Olympiasiegerin wie Sarah Hector oder einer Weltmeisterin wie Federica Brignone.
So eine Top-Fahrt kann nicht nur Futter für die leidgeplagte Seele sein, sondern auch wie ein reinigender Katalysator wirken, der zurück zum sauberen, erfolgreichen Skilaufen führt. Und wenn es mit Scheib auch der lange verunsicherten Liensberger gelingt, die Zwangsjacke der Verunsicherung zu sprengen, dann können solch Einzel-Achtungserfolge auch zu einem Ruck in der ganzen Mannschaft führen.
Das lässt sich als Hoffnung aus dem an sich immer noch mittelprächtigen Abschneiden als das wahre Superresultat herausfiltern. Auch wenn in Abwandlung des sommerlichen Schwalbenspruches die ersten Schneeflocken noch lange keinen Winter mit immer größeren Erfolgen machen. Immerhin ist einmal ein Anfang gemacht, dass es nach der endlosen Abwärtsspirale endlich doch wieder bergauf geht…