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Formel 1: Eigentlich ein Rätsel, was neuen RedBull-Schwanengesang beflügelt

Vorausschicken möchte ich, dass meine Wenigkeit von 1972/73 an die Formel 1 mit meinem alten Weggefährten Peter Urbanek und mit dem besten aller Insider, dem legendären Heinz Prüller als Mentor, soweit es als mehrfacher Ressortchef machbar war, die Formel 1 bis ins dritte Jahrzausend hinein begleitet habe mit Lauda, Berger und allen anderen, die sich dort als Stars oder Österreicher im Kreise drehten. Man hat in diesen Jahren ja viel Einblick gewonnen oder manchmal auch bekommen, ohne manches davon auch publik zu machen. Das war übrigens in Zeiten, in denen sich die Teams mit ihren Automobil- und Motorenproduzenten möglichst potente Geldgeber wie die mittlerweile verbotenen Tabakkonzerne, auch schon Ölmillionäre aus  Arabien oder Uhren-Weltmarken angelten. Damals, als die Formel 1 mit ihren aerodynamischen Bodenraketen auch immer wieder den Atem anhielt, als es immer wieder tödliche oder fast letale Unfälle gab von Weltmeistern und Spitzenfahrern, nicht nur Lauda oder im kleineren   Ausmaß auch Berger.

Mittlerweile haben sich die Räder in vieler Hinsicht gedreht. Inzwischen ist die Formel 1 feuerfest und so sicher geworden, dass selbst bei wilden Crashs die Piloten mit dem Schrecken davon kommen, wenn sie angesichts ihrer Kaltschnäuzigkeit so etwas überhaupt kennen, Und mittlerweile hat jahrelang ein Branchenfremder, der erst vor 20 Jahren ins Geschäft eingestiegen war, den eingesessenen mehr oder weniger noblen Autogiganten unter dem Mateschitz-Motto RedBull verleiht Flügel ein gutes Jahrzehnt lang den Wind aus den Segeln genommen, um seinerzeit mit Vettel und nun mit May Verstappen der in der Branche gestandenen bis dominanten Konkurrenz den Auspuff zu zeigen. Quintessenz als bittere Pille: Energy Drink hat mehr Power als Sprit in welcher Form immer. Wenn´s schon kein RB-Doppelpack  wurde, dann hat normalerweise halt Max gewonnen, der Tripleweltmeister. Und ausnahmsweise Checo, der inzwischen wieder ganz treue Diener Perez.

Ja, so war´s auch noch im Jahr eins nach dem Tode des Leitbullen Didi Mateschitz, der gar nicht trällern musste, damit alles nach seiner Pfeife tanzt – nicht nur innerhalb der Bullengerde, deren größter Stall ja in Milton Keynes in England nördlich  von London steht. Und siehe da, kaum ist das erste Didi-Gedenkjahr vorüber, da knistert es nicht nur, es ächzt und krächzt im Gebälk des Formel-1-Teams, das eine mir unbekannte Dame aus dem Umfeld des erfolgreichen, jetzt aber total umstrittenen Prinzipals Horner offenbar auseinander zu dividieren versuchte:

Es ist eine seltsame Koinzidenz, über die man sich nur wundern kann, wie aus einem nach zu Saisonstart wundersamen Puzzle plötzlich ein Stück nach dem anderen bröckelt. Verstappen-Vater gegen Horner, Horner gegen Marko, Wolff- und Stern-Köder für Max, Debatten um Perez, Klagen und Widerrufe, also ein chaotisches, medial noch befeuertes Drunter und Drüber, das offensichtlich auch sportlich-motorisch zu Fehlzündungen bis Kolbenreibern geführt hat. Und wenn´s so weitergeht, wie es zuletzt war und auch heute wieder in Monza. der Ferrari-Heimstrecke, auf der – welch geniale Regie des Zufalls – der Ferrari mit Leclerc triumphierte, dann wird wohl auch nichts mit dem vierten WM-Titel für den fliegenden Holländer und dem X-ten für RedBull Racing, das einst frischen Wind in die Szene gebracht hat, für die etablierten Autogiganten und Motorenproduzenten aber mittlerweile ein fast schon ungebetener unersättlicher Gast in der  Sprit- und Power-Szene geworden ist.

Wie gesagt, schon mehr als interessant, wie schnell sich fast über Nacht da die Parameter in der Formel 1 verändert haben – und wie schnell plötzlich jene, die jahrelang nachgehinkt sind, an Stellschrauben gedreht haben, um Ergebnisse total auf den Kopf zu stellen. Spannend, nicht wahr. So spannend wie die Frage, ob der vermeintlich unantastbare, mancherorts sogar als bester Pilot aller Zeiten hingestellte Max stramm und gut genug ist, um auch mit einem plötzlich vom Siegerauto zur Krücke verkommenen RedBull doch wieder zu gewinnen. Oder am Ende, weil´s ja Motorsport heißt, doch das Auto und der Motor entscheiden, die beide zumindest noch nicht mit Energy Drinks beflügelt werden können….   

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