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Frau Doktor Lara musste bittere Pillen schlucken, um mit Lukas auf Goldwelle zu segeln

Disqualifikation zum Start, Goldjubel beim Happy End für Lara Vadlau und Lukas Mähr im Mixed Dinghi, sprich: der 470er Jolle! Es ist vollbracht, Gold im Wasser in trockenen Tüchern, das erste rotweißrote der Sommerspiele 2o24. Das kongeniale Duo einer Kärntnerin und eines Vorarlbergers nahm der zunehmenden Kritik am Olympiateam im wahrsten Sinn des Wortes den  (Leicht) Wind im Mittelmeer vor Marseille aus den Segeln. Zwölf Jahre nach ihrem Olympiadebüt im Ärmelkanal und acht Jahre nach der Olympiapleite von Rio mit ihrer eingebürgerten und schnell wieder ausgewanderten polnischen Partnerin Ogar erreichte Lara mit Lukas die Endstation Sehnsucht in einem taktisch cleveren Rennen, in denen sie sich an das Rezept hielten, dass kluge Verteidigung doch besser ist als ungestümer Angriff. Und so genügte im Medal Race der siebente Platz, um mit den aus den Resultaten aller Regatten addierten 38 Punkten vor dem japanischen und dem schwedischen Boot am Ziel der Kindheitsträume angelangt zu sein.

Im ersten Moment noch etwas ungläubig bis skeptisch, bis sie sich im offiziell bestätigten Triumph mit Betreuern um den Hals fielen beim ersten Segelgold für Rotweißrot seit 20 Jahren, seit dem zweiten Tornado-Olympiasieg von Roman Hagara mit Hans Peter Steinacher vor Athen. Roman war und ist auch ein Goldstück im Siegespuzzle von Marseille – nicht nur als erfahrener Seebär, der instinktiv ahnt, woher der Wind weht, sondern auch als Leiter des Technologie-Ressorts im Segelverband. High-Tech spielt mit den besten Segler-Eigenschaften mittlerweile eine Hauptrolle nicht nur in den schnellsten Klassen, sondern auch bei den kleineren Jollen.

Wie Lara Vadlau von Jolanta Ogar und Wettkampf-Segeln, um Medizin zu studieren, so hatte sich auch Vorschoter Lukas Mähr von seinem Steuermann Bargehr trotz WM-Bronze getrennt, ehe die olympische Einführung des Mixed-Dinghi und das Vadlau-Comeback die beiden versuchsweise in ein Boot setzten. Erst im November 2021 feierten sie ihre Wettkampfpremiere, als WM-Vierte 2023 holten sie den Quotenplatz für die Spiele – im gleichen Jahr, in dem Lara an der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien zum Doktor der Humanmedizin promovierte.

Und ehe sie mit Lukas Mähr zu Gold segelte, war sie schon akademisch gekrönt worden – mit dem Forschungspreis 2024 für plastische Chirurgie. Wie man daraus trotz Querelen um die Freud-Privat-Uni sieht, handelt es sich bei der Tochter eines Segel-Exeuropameisters, Drachenfliegers und Vielseitigkeit-Reiters aus Velden um eine höchst bemerkenswerte, zielstrebige Person, die sich zum zweiten  Mal in den olympischen  Annalen verewigt hat – 2012 als damals jüngstes Segel-Wunderkind mit 18 Jahren, jetzt als vergoldete Frau Doktor.

Die bitteren sportlichen Pillen, die sie schlucken und lange verdauen mussten, erwiesen sich schlussendlich als wirk- und heilsame Medizin. Und mit Lukas Mähr der an einer Privatuni in Salzburg studiert, konnte sie immer mehr und immer besser buchstäblich auf der gleichen  Wellenlänge segeln – bis zur Erfolgswelle vor Marseille, mit der nebenbei auch der Partner eine kleine Geschichte schrieb. Mähr ist der erste Sommersport-Olympiasieger aus dem Ländle seit dem vor einigen Jahren verstorbenen Scharfschützen Hubert Hammerer, der 1960 in Rom Ins Schwarze getroffen hatte. Am Mittelmeer haben sich Kreise geschlossen. Das erste Gold dieser Spiele macht angesichts der Medaillenhoffnungen, die in den letzten Tagen folgen, Lust auf mehr…

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