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Geradezu sensationell, wie verdrehte Tatsachen untergejubelt werden

Ich bin mir schon dessen bewusst, dass ich mich als Nonkonformist da wie dort immer wieder mit meinen unverblümten Ansichten ziemlich unbeliebt mache, auch bei manch (vor allem jüngeren) Kollegen, aber auch alten Weggefährten bis Schrittmacher aus der Sportszene. Trotzdem finde ich, dass ich es mir schuldig bin, manchmal auch gegen einen medialen Mainstream zu schwimmen, der für mich deshalb höchst bedenklich ist, weil er sich viel zu sehr und viel zu unreflektiert auch an mitunter ungeheuerlichen Ergüssen der Social Media samt grammatikalisch verstümmelten Postings halber Analphabeten orientiert.

Oder Berichte, die von gut gesinnten Lobbyisten gesteuert werden – wie etwa jene über den heimischen Serienmeister auf Mittel- und längeren Strecken, den Bürgermeistersohn Andreas Vojta. Ja, da stand doch tatsächlich, dass er den 10.000er-Titel mit Rekord gewonnen habe, was allerdings nur peripher stimmt. Nicht etwa, dass er den österreichischen Rekord brach, von dem er 1:20 Minuten entfernt war, nein, er hat nur neuen Meisterschaftsrekord fixiert. Aber wer weiß denn das schon, dass Günther Weidlinger und auch (der alte Meisterschaftsrekordler) Didi Millonig (in den 80er-Jahren eine Minute und mehr schneller gelaufen sind als der nur für heimische Begriffe ganz gute Andi Vojta jetzt?

Szenen- und Disziplinen-Wechsel. Wenn ich heute lese, dass Rapid in London eine Sensation verpasst hat, aber mit eigenen Augen gesehen habe, dass sich Grünweiß zwar mit Anstand gegen West Ham aus der Affäre zog, aber mit Ausnahme des falschen Elferalarms so gut wie chancenlos war, dann frage ich mich unwillkürlich: Wie bitte kommt man als Journalist zu so einer Schlagzeile? Man könnte auch sagen: diese Verdrehung der Tatsachen ist sensationell! Und nicht anders verhält es sich mit Freund Alaba, der für ihn nicht nur finanziell erfreulich als erster Österreicher beim Renommierklub Real-Madrid spielt. Aber welche Kränze ihm da aus welchen mir unerklärlichen, eher undurchsichtigen Gründen geflochten werden, während er von neutralen Kritikern zuletzt die schlechtesten Noten aller Doch-nicht-ganz-Galaktischen bekommen hat, das entzieht sich sowohl meiner Kenntnis als auch Vernunft. Irgendwann, glauben Sie mir, geneigte Blog-Leser, haben Lügen eben doch kurze Beine, über die sie dann stolpern.

Womit wir auch wieder bei der immer noch höchst wohlgesinnten Berichterstattung über den leidgeprüften, Grand-Slam-Star Dominic Thiem sind, dem samt neuem Management in der unter anderen auch mit (aktuellen?) Love- und Zirkusprinzessinnen-Stories gefüllten Zwangspause nichts Besseres einfällt, als einen Erfolgsgaranten nach dem anderen auf dem Weg zum US-Open-Triumph auszutauschen, was man in der Regel eher dann macht, wenn alles schiefgelaufen ist. Und wenn wir schon beim Tennis sind, dann muss ich schon hinterfragen, ob es zu den Agenden des neuen Sportdirektors Jürgen Melzer gehört, einen (mit Preisgeld) versüßten Abschied nach dem anderen zu nehmen als Doppelspieler mit wechselnden Partnern, ob mit Neuseeländer in New York, ob mit dem nicht mehr taufrischen Bruder Gerald (32) in Tulln, ob demnächst mit dem deutschen Olympiasieger Sascha Zverev beim Erste-Bank-500 in der Stadthalle –  aus eigenem Antrieb, dem Wunsch seines und des Turniersponsors folgend oder als Thiem-Ersatz-Ticketseller des Veranstalters?

Wenn Sie mich fragen, dann würde ich mir wünschen, dass der Herr Sportdirektor, Ex-Semifinalist in Paris, mehrfacher Grand-Slam-Achtelfinalist, fünffacher Grand-Slam-Sieger (Single Juniors Wimbledon 1999, Juniors Doppel Australien, Herren Doppel Wimbledon, US-Open, Mixed-Doppel Wimbledon) mit seiner Erfahrung als (Doppel-)Stütze für eine der leider wenigen jungen Hoffnungen a la Lukas Neumayer oder Filip Misolits dient statt als 40jähriger mit einem Ausländer im Applaus zu baden. Ja, das würde meiner bescheidenen Meinung nach mehr Sinn im Interesse des heimischen (Tennis-)Sports machen, als solche übrigens als Fortsetzungsgeschichte seit Jahren plakatierte Abschiedsvorstellungen.

Es wäre schön, würde sich der einst sehr gute Tennisprofi schweren Herzens, aber endlich doch vom Turnierspieler verabschieden, um sich voll und ganz Konzepten zu widmen, die über kurz oder eher lang wieder neue Musters, Melzers, Thiems produzieren. Ansonsten werden wir so die Überfuhr verpassen wie Rapid die Sensation bei West Ham, an der die Grünweißen allerdings nicht einmal geschnuppert haben, geschweige denn An di Vojta am echten 10.000er-Rekord… 

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