Die Globalisierung in welcher Form immer treibt auch im Sport ganz schöne Blüten, wofür schon die direkt oder indirekt mit der Politik verbundenen oder von ihr abhängigen Funktionäre von unten bis oben sorgen. Der nicht nur gottverbotene Kuss, der um die Welt ging, hinterlässt noch immer und ganz besonders in Spanien seine Spuren – oder, wie es der aktuelle Anlass beweist, hat er eine derartige Kraft bis Gewalt, dass er ebensolche Spuren sogar von Namensgebern löscht.
Nein, nicht von diesem Gottseibeiuns Rubiales ist die Rede, der sich mit Zeitzündung gar nicht so oft schuldbewusst an die Brust klopfen kann, dass ihm nicht in aller Öffentlichkeit und ganz sicher auch noch vor Gericht der Prozess gemacht würde. Nein, es geht diesmal gar nicht mehr um den spanischen Küss-den-Mund-Präsidenten, der – so verraten es zumindest Insider – in ein „Lesben-Nest“ gestochen haben soll bei einem Liebespärchen, deren vom Spanischen ins Deutsche übersetzte Namen Hermoso und Putellas geradezu Nestroy´sche-Züge tragen, weil sie mehr als nur die Schöne und das Biest bedeuten, da muss man nur zum Langenscheidt greifen.
Der nächste, der sich da den Mund verbrannt hat mit einer politisch nicht (mehr) korrekten, allerdings von der schweigenden Mehrheit getragenen Aussage, heißt Alfonso Perez (Munoz), legendärer, aus Getafe stammender Stürmer von Real-Madrid und Barcelona. Kaum hatte er gewagt zu sagen, dass Frauenfußball bei allem Fortschritten auch puncto Fans, Budget und Klasse noch immer weit hinter dem der „Herrschaft“ herhinkt, war der (Pfui) Teufel los. Mann oh Mann, welch Götterfrauenlästerung!
Auch wenn Perez noch so eine Getafe-Legende ist, nach dem sogar das Klubstadion benannt wurde, so etwas lassen sich die besten aller Gutmenschen auch unter Männern nicht gefallen. Quintessenz: Das Alfonso-Perez-Coliseum hat sich im verbalen Lean Management mit einem politischen Machtwort zum einfachen Coliseum rückentwickelt, ganz ohne Don Alfonso. Ob sich fürs Fußvolk was ändert, wage ich zu bezweifeln. Und ob´s die Fans goutieren, interessiert weder Pressure-Groups noch Apparatschiks…
Womit wir zu einem ganz anderen Thema gleichen Sinnes kommen. Ob Uefa, ob Fifa, beide Verbände scheinen sich darauf spezialisiert zu haben, nicht nur aus Mücken riesige Elefanten zu machen oder, wenn´s ums Geld geht a la Qatar, dieses Zitat auf den Kopf zu stellen. Beide wollen nämlich allmählich auch die Kunst beherrschen, es allen Leuten recht zu tun, damit es noch ein bisserl mehr mit immer mehr WM- oder EM-Endrundenteilnehmern in der Kassa klingelt.
Nach der ersten Europameisterschaft in ganz Europa und der WM 2026 in USA, Kanada und Mexiko (alle Fixstarter) schickt sich der Weltverband jetzt langsam an, die WM in drei von fünf Kontinenten der Welt mit einem halben Dutzend an fix qualifizierten Gastgebern auszutragen, in Südamerika, in Afrika und in Europa! Eröffnet soll zum 100-Jahr-Jubiläum n Uruguay werden, wo 1930 die erste WM gespielt worden war, dann geht´s über den Atlantik ab nach Marokko und schließlich übers Mittelmehr nach Europa, wo auch noch gestreut werden muss, damit alle auf ihre Rechnung kommen.
Wenn die Fifa, was zu erwarten ist, diesen Plan absegnet, dann darf gewettet werden, dass wider alle Warnsignale, Klimaproteste und sonstige Demos in Zeiten wie diesen von einem aufgeblähten Tross rund um die Welt gejettet wird, als gäbe es kein Morgen. Küss den Mund und Küss den Pfennig ist eben zweierlei, wenn´s in erster Linie darum geht: Seid umschlungen. meine Abermillionen!