Er ist kein geborener Kitzbüheler. Dafür aber umso mehr ein g´standener Kitzbüheler. Nicht wegzudenken aus der Hahnenkammstadt, wo er seit Jahrzehnten in der Hahnenkammstraße residiert. Er ist Kommerzialrat, aber in erster Linie ein echter Sir vom Scheitel bis zur Sohle. Als Schneider himmlischer Hosen hat er es zumindest in diesem Metier zu Weltruf gebracht. Bei ihm haben sich Adel und Geldadel, Filmstars und Politgrößen, Fußball- und Skilegenden die Klinke in die Hand gedrückt. Morgen feiert Franz Prader seinen 90. Geburtstag in alter Frische – und man verzeihe den Ausdruck – modisch wie aus dem Ei gepellt. Da muss alles aufeinander abgestimmt sein. Vom Stecktuch bis zur Schuhspitze. First Class for First Class, die selbstredend auch ihren Preis hat. Schließlich kommen die Stoffe, aus denen modische Träume für Frau und Mann sind, auch aus Italien, das geopolitisch die Heimat des zugewanderten Kitzbüheler Urgesteins war.
Ja, Franz Prader stammt nämlich aus Südtirol, genauer gesagt kommt er von der Plose-Alm bei Brixen. Eines von, man wagt es kaum zu glauben, ja eines von 14 Kindern einer Großfamilie, die anno dazumal auch große Mühe hatte, über die Runden zu kommen. Die ärmlichen Verhältnisse, in denen er aufwuchs, haben ihn und sein Leben geprägt. „Eiserne Disziplin, Demut und Bescheidenheit“ , sagt Michaela Kerschbaumer, die ihm seit 30 Jahren, jawohl 30 Jahren, als Verkäuferin zur Seite steht, „sind seine wichtigsten Prinzipien!“ Die lebt er auch seinen Mitarbeitern vor: Pünktlich wie die Uhr steht er morgens im Geschäft, um mit einer kurzen Mittagspause bis abends die Kunden zu empfangen, zu beraten und zwischendurch zu vermessen, Gewänder zuzuschneiden oder aber zu ändern und anzupassen. Einmal Schneider. Immer Schneider. Mit 90 wie mit 40.
Und immer Sir Prader in aller Höflich- und Förmlichkeit gegenüber der Kundschaft, bei der er keinen Unterschied macht zwischen Promis und Nobodys. „Jeder Kunde ist für mich gleich“, betont der Herr Kommerzienrat, der sein Handwerk als Schneiderlehrling in Innsbruck im Proxauf-Sportladen gemacht hat – jenem Geschäft, in dem auch der erste Nachkriegs-Hahnenkammsieger und erfindungsreiche, spätere Kitzbüheler Skischulchef Karl Koller angestellt war, offiziell als Verkäufer, vor allem aber als Trainer der Skischwestern, von denen die Anneliese in Cortina 1941 auch WM-Medaillen gewonnen hatte, die ihr aber aus politischen Gründen später aberkannt wurden. Damit hatte der junge Franz nichts auf dem Hut, dafür aber Kontakt zum (Hosen) Schneider Sepp Rainalter, der die Keilhose auf Skipisten zum Mode-Hit gemacht hatte. „Durch ihn“, so Prader; “bin ich nach Kitzbühel gekommen. Jetzt bin ich seit den 60er-Jahren da!“
Und vom lernwilligen Schüler zum Platzhirsch geworden, der zur richtigen Zeit auch am rechten Platz war – anno 1969, als der Film „Downhill Racer“ mit Robert Redford und Gene Hackman u. a. in Kitzbühel gedreht wurde. „Ich hab´ sie alle damals am Filmset eingekleidet – und alle zwei Tage das Geld kassiert, weil du keines mehr siehst, wenn die weg sind: Ich hab´ damals super verdient!“ Filmreif; Und wo Tauben sind, so sagt der Volksmund, fliegen Tauben zu. Die Promi-Liste, quasi verewigt durch die Fotos an den Geschäftswänden, umfasst von Redford bis Schwarzenegger, Romy Schneider bis Omar Sharif, Toni Sailer und Franz Beckenbauer bis zum einstigen EU-Chef Jean Claude Juncker ganz große Namen aus vielen Szenen. Auch Bernhard Langer, deutsche Golf-Legende, gehört dazu. Jener erfolgsorientierte Augsburger, der den Prader-Filius Clemens zwar Toptalent attestiert, dem es aber ein Trainingsfleiß mangle. Herr Papa ist ja selbst Golfer zum Ausgleich: Und auch langjähriges Mitglied des Golf- wie Tennis- und Skiklubs. Mit einer der Gründe seiner Fitness.
Und jung wie auf Trab hält den Jubilar auch die Familie mit Ehefrau Bettina und der inzwischen 34jährigen Tochter Stephanie, die nicht nur als rechte Hand des Bergbahnchefs für die Verbindung der „Praderei“ zum Skisport sorgt, sondern seit einer Ehrung für ihren Vater mit dem damaligen Tischnachbarn ein Herz und Seele ist – mit dem früheren bayrisch-tirolerischen Weltklasseläufer Fritz Dopfer!. Und wer des Öfteren dem Schneider nicht nur himmlischer Hosen die Aufwartung zum Small Talk macht, dort auch im Fernsehen manch Sport live konsumieren und Krethi wie Plethi treffen darf, der weiß, dass beim Franz nicht nur Stoff-Fäden zusammenlaufen. All the best zum 90. Wiegenfest, Sir Franz. Und ad multos annos.