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Guardiola oder: Ultimative Herausforderung nach Finaltriumph kann nur Weltmeister England sein

Was hatte man alles nach der Demonstration gegen das Weiße Ballett von Manchester City im Finale der Champions League erwartet. Von einem Feuerwerk an Genieblitzen hatte man geträumt, von einem Fußball wie von einem anderen Stern, dass es nur so funkelt und glänzt im as Nachthimmel von Istanbul! Aber erstens kommt´s anders, zweitens als man denkt. Endspiele haben eben sehr oft andere Gesetze – und erst recht dann, wenn eine italienische Mannschaft dabei ist, erst recht dann, wenn sie Inter Mailand heißt, die darauf spezialisiert ist, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, die Schotten dicht zu machen und darauf zu lauern, dass der Gegner einen Fehler macht.

Genau das und nichts von Glanz und Glitter ist eingetroffen an diesem Abend, der so enttäuschend verlief, dass meine Wenigkeit das Finale im Live-Stream am Laptop verfolgen musste, weil das TV-Gerät einen Empfang verweigerte! Na, bitte schön, wo kein Hi-Tech im Fußball, dort gibt auch einfache Technologie des Alltags offenbar ihren Geist auf. Die italienische Legionärstruppe allein dafür verantwortlich zu machen, weil sie keinen Abend der offenen Türen eröffnete, wäre eine zu simple Erklärung für die eher matte, erst am Ende etwas dramatischere Sache, als Inter verzweifelt, aber vergeblich gegen das 0:1 anstürmte. Es hatte ganz sicher auch mit dem weidwunden Kevin de Bruyne zu tun, ohne den ManCity weder das Spiel (richtig schnell) machen noch die sonst unaufhaltsame, hünenhafte, kraftstrotzende nordische Eiche Erling Braut Haaland in Szene setzen konnte.

Es schien, als wäre die englische Millionentruppe vor den Augen ihres Milliarden-Scheichs ebenso mit ihrem Latein am Ende wie Wunderwuzzi-Trainer Pep Guardiola. Mehr noch, um ein Haar wäre sie von Inter sogar nach der Pause ausgekontert worden, ehe ein Glücksschuss aus dem Hinterhalt, vorbei an Freund und Feind, wie es so schön heißt, das Zerrbild eines tollen Endspiels entschied. Buchstäblich zum Glück im Interesse des aufs Toreschießen und nicht Torverhindern ausgerichteten Fußballs für Manchester City, das binnen Wochen nach Meisterschaft und FA-Cup jetzt erstmals auch die Champions League gewonnen hat.

Und dieser Pep, Fußballnarr im positivem, offensiven Sinne, hat sich damit zwölf Jahre nach seinem letzten Triumph (mit Barcelona) in der Königsklasse endgültig in den elitären Kreis der Saison-Triple-Sieger eingereiht, die da Alex Ferguson, Jose Mourinho, Jupp Heynckes und, ja auch Hansi Flick (Pandemie-Jahr 2020), heißen. Für mich stellt sich jetzt, da Pep Guardiola mit den Citizens das nächste Highlight seiner Karriere erreicht hat, die Frage: Was will der katalanische Spanier abgesehen vom Weltcup und alles mal Zwei eigentlich noch mit ManCity erreichen?

Und lachen Sie nicht, wenn ich jetzt sage und schreibe, dass es für einen der erfolgreichsten, einen der besten, einen der fanatischsten Trainer der Fußball-Weltgeschichte nur noch eine ultimative Herausforderung gibt, die zu bewältigen wäre. Wenn, dann ist wohl nur der unumstrittene Briten-Kenner Pep Guardiola dazu fähig, aus dem ehemaligen Lehrmeister nach geschlagenen 60 Jahren wieder einen Fußball-Weltmeister England zu machen. Abwarten, ob dieses eher naheliegende denn absurde Stück gespielt wird.

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