Der 30. April ist ein besonderer Tag. Nichts für Geschichtsbücher. Nichts Politisches. Nichts Künstlerisches im Sinne von musikalischer Komposition oder malerischen Gemälden. Und doch geht´s um einen, der die Kunst beherrschte, seine Zuhörer, Zuseher, Zeitungs- und Bücher-Leser in plakativen Worten, dramatischen Formulierungen und/oder mitreißender Stimmgewalt zu fesseln. Kurz gesagt, es geht um Heinz Prüller, der am 30. April 2021 seinen 80. Geburtstag feiert. Längst emeritiert und nur noch als Buchautor immer noch aktiv, aber immer wieder präsent, auch und vor allem, wenn im ORF-Sport + sozusagen alte Formel-1-Platten neu aufgelegt werden. Wenn er sich vor Aufregung über Dramen, Sensationen, Kollisionen oder Rekorde überschlägt, dann hat meine, aber auch noch weit jüngere Generationen mit seiner Stimme auch Heinz Prüller vor Augen. Hätte es ihn mit all seinen Facetten als fast omnipräsenten, sporthistorisch beschlagenen Journalisten mit Leib und Seele, nein, weit mehr: Reporter aus Fleisch und Blut nicht gegeben, man hätte ihn mit allen Histörchen und Anekdoten, mit all seinen Stärken, aber auch geradezu liebenswerten Schwächen bis Marotten, erfinden müssen.
Heinz, mein alter Freund, was ich hoffen darf zu sagen, es ist unglaublich, was Du in achtzig Jahren und davon weit mehr als sechs Jahrzehnten als rasender Reporter, polyglotter Interviewer, mit umfassendem Insiderwissen gesegneter Kommentator, verbindlicher Moderator und natürlich auch Verfasser zahlreichen Bücher und Biografien erlebt hast. Kaum ein Weltstar, dem Du kein Gespräch entlockst hast, kaum ein Champion, mit dem Du nicht auf Du und Du warst. Ob in der Welt des Motorsports und der Formel 1, ob in der Ski-Welt – sogar buchstäblich, warst Du doch auch Chef eines Magazins dieses Namens – ob auf dem Eis, ob auf dem grünen Rasen, ob bei Olympischen Spielen, Fußball-Welt- oder Europameisterschaften, beim Tennis oder anderswo, wohin die Sportwelt blickte – an Dir, Heinz, hat selten ein Weg voreigeführt. Mag sein, dass Dich und Deine Karriere der Name jener Zeitung ganz besonders geprägt hat, die in roter wie blauer Farbe und Form als Morgen-, aber auch als Abendblatt erschien: Express. Jawohl, Express. Ein Synonym für Heinz. Oder Prüller als Synonym für Express.
Heinz, der Maturant, der Bücherwurm und Kinofreak, brachte als Reporter, der das Handwerk von der Pike auf, aber auch beim Express-Chef Fahrensteiner gelernt hatte, den Sport-Boulevard zur Blüte. Ich sage das aus höchstem Respekt vor einem Kollegenfreund, der mit hohem Wissensstand und Bildungsgrad diese vermeintlichen „Niederungen“ nie gescheut hat. Nach dem Express kam die Krone, der Heinz seinen Stempel über Jahrzehnte ebenso aufdrückte wie dem ORF-Sport, bei dem er einige Zeit sogar zweigleisig unterwegs war: Universeller Fernseh-Sportler am Küniglberg und in aller Welt zum einen, Radio-Sportchef als Nachfolger des legendären „I-werd-narrisch“ Edi Finger zum anderen.
Auch wenn Prüller und meine Wenigkeit, der „Presse“-Sportchef, aber für ihn nur „Metzi“, in unterschiedlichen Medien in die Tasten griffen, über die Jahre hinweg entwickelten wir uns zu journalistischen Blutsbrüdern, die sich gegenseitig, wann immer nötig und gefordert, aus der Pasche halfen und – g´hört ja zum G´schäft – auch G´schaftl verschafften. Ja einer hat mitunter für den anderen gearbeitet, meist unter frei erfundenen Namen, die sogar Kolumnisten anderer Medien auf falsche Fährten hetzten, sie gar dazu veranlassten, den „Autor“ Giuseppe Marcellaio vulgo H. P. als primitive Metzger-Verschleierung zu verhöhnen. Sei´s drum. Hätten wir´s dementiert, wär´s Krone wie ORF womöglich aufgestoßen. Als „Honorar“ für die Star-Aushilfe gab´s für Marcellaio dann und wann ein Dinner zu zweit. Ob in Monza. Ob Montreal. Kyalami. Oder beim Rampoldi in Monte Carlo, in Relation zum Preis despektierlich „Ramberger“ genannt.
Jetzt sind wir beide, der Heinz und der Metzi, schon länger in Pension, der eine mehr, der andere etwas weniger. Aber gerade jetzt, da wir nicht mehr miteinander im Formel-1- Zirkus, im Ski-Weltcup oder bei Olympia unterwegs sind, werden Erinnerungen an alte Zeiten immer wieder immer mehr wach. Wie gesagt, lieber Heinz – würd´s Dich nicht so geben, wie Du bist, man müsste Dich in all Deinen Facetten erfinden. Auch das würde Bände sprechen und Bücher füllen. Mit dem an Jules Verne angelehnten Titel: In 80 Jahren mehrmals um die Welt. Als Alternative gibt´s ja immerhin ein Grand-Prix-Buch, das einige Deiner Wegbegleiter über Dich verfasst haben. Alles Gute zu Deinem Runden. Im Formel-1-Deutsch: All the Best zum Birthday-Fest. Lass Dich feiern, so lang es geht..