In Mailand, einem der olympischen Schauplätze der nächsten Winterspiele, tagt derzeit der Skiweltverband, die FIS also. Und wie man nicht nur hinter vorgehaltener Hand hören, sondern ohne Rücksicht auf Verluste auch mit brisanten Interviews lesen konnte, wetzen die klassischen Skinationen schon die Messer gegen ihren ersten, vor einem Jahr noch mit überwältigender Mehrheit gewählten Unternehmer-Präsidenten und Head-Besitzer Johan Eliasch.
Auch der emeritierte ÖSV-Langzeit- und aktuelle FIS-Vizepräsident abeundi Peter Schröcksnadel, vor einem Jahr zum Entsetzen der (N)Eidgenossen noch Feuer und Flamme für seinen alten Ski-Freund, spart nicht mit Kritik am autoritären Führungsstil von Eliasch, dem er vorwirft, „mit seinen Plänen einfach drüberfahren zu wollen!“ Und dabei ginge es nicht nur um höchst umstrittene Weltcuppläne, sondern vor allem um die von Eliasch angestrebte Zentralvermarktung, die in dieser Form vor allem von den alpinen wie nordischen Klassikern angelehnt wird.
Wenn einem normal gut informierte, wenn nicht bestens eingeweihte Kreise zuflüstern, dass sich die wichtigsten Mittel- und Nordeuropäer sozusagen auf ein „Packl“ gehaut haben, um sich in einer stundenlangen Sitzung auf eine gemeinsame Oppositionslinie einzuschwören, dann kann man davon ausgehen, dass es stimmt. Und wenn dem so ist, wie es klingt, dann könnte das Experiment Eliasch schon nach nur einem Jahr zu seinem Sturz führen. Oder aber zu einer beinharten Einschränkung seiner Machtbefugnisse, es sei denn, der schwedische Milliardär mit Wohnsitz London und Traumrevier in St. Tropez mutiert vom Diktator zum Demokraten, geht also aus Vernunft in die Knie und nimmt dabei einen Teil seiner lauthals proklamierten Reformen eher kleinlaut wieder zurück.
Jedenfalls darf man gespannt sein, wie sich die FIS-, Weltcup- und WM-Dinge in den nächsten Stunden und Tagen entwickeln. Und ebenso gespannt kann man auch sein, wie sich die rotweißrote Next-Generation von Roswitha Stadlober über Patrick Ortlieb, der die Schröcksi-Nachfolge im FIS-Council anstrebt, bis zum neuen ÖSV-General Christian Scherer verhält, wenn es um Wohl und Wehe von Events, aber auch vertraglichen wie personellen Entscheidungen geht. Denn längst spielen sich hinter den FIS-Kulissen in Mailand nicht nur mögliche Diadochenkämpfe ab, sondern es dreht sich einiges auch auch um den Fehdehandschuh, den die Kleinen der Branche den Großen und Krösussen im Skisport hingeworfen haben. Den ersten Sieg allerdings – und gar nicht im Eliasch-Sinn – hat das Establishment mit der Crans-Montana-Wahl als WM-Ort 2027 eingefahren. Und die Schweizer werdens sicher mitveinem Gegengeschäft danken. So ist halt der Lauf in der kommerziellen Sportwelt…