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Hoch, höher, Duplantis: Von einem Wunderkind, das immer neue Rekorde aus dem Ärmel zaubert

Vor lauter Ski- und sonstigen Ereignissen in diesen wieder winterlichen Zeiten ist mir ein Highlight im wahrsten Sinn des Wortes fast durch die Lappen gegangen. Die Rede ist von Armand Duplantis, dem größten Überflieger der Stabhochsprungszene seit Sergej Bubka. Wie einst sein Vorgänger in den 80er- und 90er-Jahren, so wendet auch der clevere Duplantis aus Rekordprämien-Gründen eine Salamitaktik an, wenn es darum geht, die Bestmarke um Zentimeter und Zentimeter und damit auch sein Konto um ein paar Hunderttausende an Dollars nach oben zu verschieben Mit 6,17m hat vor nur drei Jahren alles angefangen beim Amerikaner aus Lafayette in Louisiana, der aber der in die USA ausgewanderten Mama Helena wegen für Schweden springt.

Damals war der 1,81m mittelgroße Modellathlet gerade mal ein Twen und jetzt, da er in Clermont-Ferrand bei unglaublichen 6,22 Meter angekommen ist, ist er auch erst 23 Jahre jung, also im Vergleich zu Vorgängern immer noch und buchstäblich ein junger Hupfer. Und das, obwohl er mit Weltrekorden auch alles andere, was man gewinnen kann, schon mindestens einmal gewonnen hat: Olympiagold, die WM- und EM-Titel im Freien wie in der Halle, dazu einmal WM-Silber (Freiluft). Wenn er sich weiter so entwickelt, wenn er sich nicht verletzt oder aber sein Ehrgeiz verkümmert, dann wird er wohl die 6 WM- und 4 EM-Titel von Bubka so übertreffen wie dessen zugegebener Maßen mehr als 20, wenn nicht 30 Jahre zurückliegenden Weltrekordhöhen.

Ich bin schon gespannt, zu welchen Ergebnissen die Biomechaniker und Mathematiker aus aller Herren Länder kommen, die die Figur, die körperlichen Voraussetzungen und die Rahmenbedingungen dieses Ausnahmeathleten ganz sicher bis ins kleinste Detail analysieren und zerlegen, um den Duplantis-Gegnern wie möglichen Erben auf noch größere Sprünge zu helfen. Ob man aber aus einem Unikat allgemeine gültige Schlüsse ziehen kann, das steht auf einem anderen Blatt, das ich aber bezweifeln möchte. Ginge alles so einfach, dass man nur im übertragenen Sinne eins und eins zusammenzählen muss, um das gewünschte Resultat zu bekommen, dann … Nein, nein, den oder die Weltrekordler, Weltmeister und Olympiasieger aus der Retorte oder dem Roboter, die gibt´s gottlob zumindest vorderhand noch nicht, daran wird auch die sogenannte KI, also künstliche Intelligenz, hoffentlich ebenfalls noch länger nichts ändern.

Sind wir also froh, dass es nicht nur in der Leichtathletik mit einem Armand Duplantis, aber auch in anderen Sportbereichen noch solche Wunderkinder gibt, die trotz (verschärfter ) Dopingkontrollen, aber mit Naturtalent und Überdosis an beinnhartem Training  vermeintlich Unvorstellbares aus dem Ärmel zaubern. Und machen wir uns nichts vor – in Zeiten wie diesen, die mehr denn je Sensationslust und Schlagzeilengier befriedigen, sind E. T.´s des Spitzensports im wahrsten Sinn des Wortes sowohl Goldes als auch Geldes wert. Oder: Die Millionen-Show must go on!

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