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Horror-Sturz mit Folgen, der zu denken gibt

rtl

Die Qualifikation fürs Weltcupfinale auf der Skiflugschanze in Planica wurde von einem schweren Sturz überschattet. Noch weiß man nicht, wie es ausgeht, kann aber nur hoffen und beten, dass der norwegische Weltklassespringer Daniel-Andre Tande möglichst gut aus diesem Schreckens-Szenario herauskommt. Der deutsche Skiflug-Weltmeister Karl Geiger, der – Nomen Est Omen – aktuelle Prim-Geiger in dieser speziellen Sparte, der als nächster Springer an der Reihe war, stand unter Schock, hatte aber doch alle seine Sinne so weit beisammen, um daran zu erinnern, „was das für eine Riesenschanze ist!“  Und was es heiße, wenn man entweder selbst einen kapitalen Fehler mache oder zum Spielball der Elemente werde, was bei windigen Bedingungen schneller der Fall sein könne, als man glaube. Tande war ja nicht der erste Weltklasseflieger, den es auf Skiflugschanzen erwischt hat, es gab auch andere Kapitalstürze, bei denen man um den/die Springer bangen musste.

Der aktuelle Fall Tande und Planica allerdings sollte, nein: müsste auch die FIS als mitverantwortlichen Weltverband dazu anregen, nein: geradezu auffordern, die Problematik von Skiflugveranstaltungen zu analysieren. Nicht nur den Sinn (oder Unsinn) von Weiten- und/oder Rekordjagden zu hinterfragen, eine Forderung, die in Zeiten auch televisionär geforderter Superlative obsolet zu sein scheint. Auch wenn Planica als finaler Austragungsort schon eine (Jahrzehnte lange) Tradition besitzt, so sei daran erinnert, dass das Weltcupfinale früher einmal im slowenischen Cevapcici-Paradies und Springer-Dorado neben Kranjska Gora auch auf den kleineren 70er- oder 90er-Schanzen ausgetragen wurde und nicht auf der überdimensionalen Flugschanze, die schon in den 30er-Jahren mit dem ersten 100er eines Sepp „Bubi“ Bradl berühmt geworden war. 

Spektakel hin, Nervenkitzel her – die Experten und Granden des Weltverbandes sollten in sich gehen, um die Gretchenfrage zu beantworten, die da lautet: Ist es vonnöten, nach einer durch Corona mit allen Folgen geprägten und auch an den mentalen Kräften der Athleten zehrenden Saison das Weltcupfinale unbedingt auf einer Flugschanze durchzuführen? Oder grenzt es sogar an Fahrlässigkeit, ausgerechnet dann, wenn die Akkus vieler (Top-)Leute schon ziemlich leer sind, aber auch das Niveau an Konzentration viel tiefer als sonst ist, sie bewusst höherem Risiko und größeren Gefahren auszusetzen als im Normalfall? Ich möchte nicht in der Haut derer stecken, die solche Entscheidungen treffen, ohne womöglich fatale Folgen ins Kalkül zu ziehen. Nur zu hoffen, dass der Horrorsturz zum Weckruf wird. Und die hehren Funktionäre aufwachen. Wie Tande aus dem künstlichen Koma.

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