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In eigener Sache: Auszüge aus Metzgers Buch unveröffentlichter skurriler Anekdoten

Anlässlich der Präsentation meines Buches legendärer, aus Respekt vor handelnden Personen so gut wie nie veröffentlichter Anekdoten (vom Verlag von Legendär umgetitelt: „Auf a Badhos´n passt ka Sponsor“) erlaube ich mir in eigener Sache eine witzige Leseprobe in meinem Blog zu stellen. Ich werde auch in den kommenden zwei, drei Tagen auserlesene Sequenzen präsentieren, die teils kabarettistische Züge tragen. Den Anfang macht heute eine Krankl-Fani-Metzger-Story rund um das Cup der Cupsieger-Finale 1979 in Basel, als Barcelona gegen Düsseldorf 4:3 gewann.

….. Als Krankl in seiner ersten Barcelona-Saison schon uneinholbarer Tor-, mehr noch: Rekordschütze in der damals nur 16 Klubs fassenden spanischen Liga war mit 29 Treffern, kam der große Knacks mit einem Knall, sprich Unfall! Sein Auto war in der General Mitre gerammt worden, ihm war so gut wie nichts passiert, seine auch stets so titulierte Gattin Inge allerdings so schwer verletzt, dass sie nach Not-Operationen tagelang zwischen Leben und Tod schwebte – mit einem von Training und Liga-Spielen befreiten, um sie Tag und Nacht wachenden, bangenden Hans. Das hatte sich Ende April, ereignet, ein Schicksalstag, der mit einem Schlag alles veränderte. Eine Niere musste Inge entfernt werden, aber sie kam durch, zumindest gab´s Entwarnung von der Klinik. Hätte sie die nicht gegeben, Krankl wäre nie und nimmer zum Europacupfinale der Cupsieger gegen Fortuna Düsseldorf (nicht mehr mit Josef Hickersberger) nach Basel geflogen und von dort per Luxusbus ins fürstliche Team-Quartier Chateau d´Isenbourg nahe Colmar im Elsaß gefahren. Merken Sie sich diesen Namen!

Als der Countdown zu diesem ersten Europacup-Endspiel der Katalanen seit 17 Jahren auch für einen Krankl einsetzte, der kaum trainiert und eingefallene Wangen hatte, die der wuchernde Bart noch unterstrich, machten sich auch seine treuen Diener oder Gesellen namens Fani und Metzger auf den (Luft-)Weg von Schwechat nach Zürich, um von dort mit einem Leihauto nach Basel zu düsen. Man schrieb zwar erst den 15. Mai, aber es herrschte sommerliche Hitze, es waren vorverlegte Hundstage mit Tages-Temperaturen um die 30 Grad, also ganz schön heiß. Halb so schlimm, so dachten sich Fani und Metzger, als der Herr Doktor, als Mercedes-Besitzer sozusagen erprobter „Sternsinger“, ein Fahrzeug aus der schwäbischen Luxusschmiede orderte und auch eines zur Verfügung stand. Air-Condition als sanfte Kühlung. Hurra! Also nichts wie rein und ab die Post nach Basel, nein; besser gleich nach Chateau d´ Isenbourg zu Krankl, von dem wir wussten, dass er ein Zimmer mit Oranje-Legionär Neeskens teilen würde, also Johann und Johan, die Freunde, die sich bestens verstanden.

Nach etwa zehn Minuten Fahrzeit wurd´s trotz Klima-Anlage nicht kühler, sondern wärmer. „Sepp, schau nach bei der Air-Condition …“, forderte mich Fani auf. „Skender, ich kenn´ mich nicht aus beim Mercedes, ich hab´ einen Golf – ich weiß leider nicht, wo und wie ich drehen soll!“ Also gab´s einen kurzen Stopp für einen Check, aber keiner von uns beiden hatte sozusagen den Stein des Weisen oder rettenden Einfall. Wir hörten tatsächlich schon die Sterne singen, weil die Innentemperatur im Auto stetig anstieg. „Skender, roll´ lieber das Fenster runter, das ist ja sonst nicht auszuhalten, es geht ja noch gut 60 Kilometer!“ Was das bedeutet bei 130 und mehr km/h muss man ja nicht eigens sagen. Also hieß es gleich wieder: Fenster rauf! Schweiß perlte nicht nur von der Stirn, allmählich mussten wir uns erst des Sakkos, dann des Hemdes entledigen, um im Schweiße unseres Angesichts, aber auch Mangel an technischem Mercedes-Know-how den Teufel im Detail zu verfluchen.

Kleiner Grenzverkehr in Basel, Schweiz, Deutschland, Frankreich. Links geht´s ab nach Colmar durch die Weinberge. Endlich das ersehnte Zeichen, quasi der Glücks-Pfeil, der uns den Weg wies zum Chateau d´Isenbourg, vielleicht 30 km nördlich von Basel, wunderschön gelegen, Blick auf Rheintal und rüber ins Breisgau, allein für Sightseeing hatten wir im Schwitzkasten des „Unglücks-Sterns“ nun wirklich nichts übrig. Handtücher wären super gewesen, aber nicht vorhanden. Also: Schweiß mit dem Papiertaschentuch abwischen. Schnell anziehen. Rein zur Rezeption, Skender konnte als sein ausgewiesener Anwalt nach der Krankl-Zimmernummer fragen, dann ging´s rauf und rein ins Quartier. Da lungerte Johan, der Neeskens, am Doppelbett, unserem Hans, gelernter Automechaniker und obendrein Auto-Freak vorm Herrn, beichteten wir unser Defizit an automobilem Knowhow, verbunden mit der Bitte, uns aus der Patsche, besser: Hitze zu helfen. „Da hast den Schlüssel, s´Auto steht vor der Tür, schwarzer Mercedes, Schweizer Nummer, sei so nett … wir werden sonst ja noch wahnsinnig!“

Da gerade Dolce fa niente angesagt war bei den Finalisten, also süßes Nichtstun, hätte Hans genügend Zeit für eine kleine Reparatur gehabt. Aber es genügte ein einziger Handgriff. Er legte, kurz gesagt, nur den richtigen Schalter um, um sich dann den Bauch vor Lachen kaum halten zu können. Simultan mit Freund Neeskens. „Na, ihr Zwa, ihr seid´s einmalig. So was von ahnungslos, das ist unglaublich. Habt´s wenigstens jetzt g ´sehen, wie´s geht… Wisst´s wenigstens jetzt, was machen miasst´s?“ Nach den gut drei Wochen, in denen Krankl wahrlich nichts zum Lachen gehabt hatte nach dem Unfall-Drama um Inge, hatten wir ihn mit unserer Unkenntnis wieder einen Schuss Fröhlichkeit ins Gesicht gezaubert. Balsam auf frische Wunden. Dass er dabei womöglich auch die mentale Kraft getankt hat, das siegbringende vierte Tor für Barcelona in der Verlängerung des Endspiels zu schießen, wäre allerdings mehr als eine Übertreibung. Ein Märchen. Nein. Eine Lüge.

Anderntags zur Mittagsstunde gab´s ein Zufallstreffen in der Fußgängerzone in Basel mit einem alten, nie auf den Mund gefallenen, wohlbeleibten Fußballbekannten: Hans „Buffi“ Ettmayer war uns über den Weg gelaufen, dieser Born der Heiterkeit, der so viele tolle Tore für Innsbruck, Stuttgart und den Hamburger SV erzielt hat, aber nicht ein einziges im Nationalteam, nicht einmal aus einem Elfmeter! Trübsal blasen aber waren für Buffi absolute Fremdwörter. Wo er war, dort lief der Schmäh des Schmähbruders aus Wien, der schließlich in Böblingen sesshaft wurde – als Trafikant!

Wir, also Skender Fani, Papa Krankl und ich, hatten´s lustig mit Buffi als Ouverture zum Endspiel im St. Jakobs-Stadion, jener alten, renovierten Arena, wo Österreich anno 1954 von den Deutschen im WM-Semifinale mit 1:6 eine furchtbare auf den Deckel bekommen hatte. Und für Johann K. ging´s am Abend wieder gegen Deutsche, noch dazu eine Fortuna! Als wir plaudernd durch die Fußgängerzone schlenderten, klopfte mir plötzlich jemand von hinten auf die Schulter, mit andeutend, dass ich mich umdrehen sollte. „Säge se, habe Se ihre Wallet verlüret …?“ Und streckte mir dann meine Brieftasche hin, die mir offenbar durch eine Lücke im Sakko runtergerutscht war, ohne es zu bemerken. Aufatmen. Nicht auszudenken, welch bürokratische Hürden sich da hätten aufbauen können. Dem ehrlichen Finder war Dank. Diese Brieftaschengeschichte ging gut aus und der Kelch vorüber. Anders spielte es sich dann abends nicht bei mir, sondern Papa Krankl ab. Der FC Barcelona hatte gerade seinen ersten Sieg in einem echten Europacup- und nicht Messestädtecup-Finale gefeiert mit einem typischen Krankl-Tor zum vorentscheidenden 4:2, um ein 4:3 über die Zeit zu retten.

Vorm verschlossenen Tor zum Kabineneingang warteten katalanische, aber auch andere Barca-Fans auf die Sieger, die Geschichte geschrieben hatten. Darunter mit uns, Skender und mir, auch Papa Krankl, aufgedreht, ja begeistert, welch Comeback nach dem persönlichen Drama seinem „Buam“ gelungen war. Just, als die ersten Spieler unter Jubelstürmen aus dem Stadion kamen, griff Papa Krankl unversehens aufs Hinterteil der Hose, um dann mit einem Entsetzungsschrei die Euphorie abrupt abzuschneiden. „Die Briaftasch´n … um Gotteswillen, die Brieftasch´n … aussizog´n, g´stohlen …“ Und dann folgte der wahrhaft bedeutungsschwangere Nachsatz: „… die Netzkart´n … die Netzkart´n is futsch!“ Bimm, bimm. Ja, so dachte halt ein Mann, der auf Gedeih und Verderb, also fürs Leben, ein Wiener Straßenbahnlenker war. ….

Und solcher Geschichten gibt´s jede Menge in dem Taschenbuch unter dem irreführenden Titel: „Auf a Badhosn passt ka Sponsor“ 

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