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Julia Grabher oder: Wie man sich im Schatten anderer hochdienen muss

Noch wissen wir nicht, ob sich Dominic Thiem, zweimaliger Paris-Finalist und US-Open-Sieger, vom moralischen Lyon-Rückschlag erholt und wieder in Form kommt. Die Hoffnung, dass es bei ihm doch noch klappt, stirbt jedenfalls zuletzt. Alle anderen Hoffnungen sind schon in der ersten Qualifikations-Runde der French Open gestorben – mit einer Ausnahme, die ausgerechnet Julia Grabher heißt. Die 24-jährige Vorarlbergerin aus Dornbirn ist zwar die aktuelle österreichische Meisterin, aber seit Jahren eher Stiefkind denn Liebkind des ÖTV, der schon immer Barbara Haas präferierte, und nicht erst, seit Grabher von Günter Bresnik unter die Fittiche genommen wurde.

Die laufstarke, aber auch schlagkräftige Tochter des früheren Skirennläufers Jürgen Grabher (u. a. Sieger eines Europacups, jetzt Verkaufsleiter Hefel-Wäsche, Schlaf-Coach) hat´s nach Erfolgen über die Russo-Spanierin Bolsova und die Belgierin Benoit ins Quali-Finale von Roland Garros geschafft, wo sie auf die US-Amerikanerin Baptiste trifft, von der ihr Herr Papa sagt, „dass sie mit ihr auf Augenhöhe ist, das ist machbar.“ Immer vorausgesetzt, Julia packt ihr bestes Tennis so aus wie in der ersten Quali-Runde gegen Bolsova. Dann könnte die erstmalige Teilnahme an einem Grand-Slam-Turnier winken.

Julia Grabher braucht Sponsoren, um ihre Tennisträume zu verwirklichen: Wer hat mich, wer will mich?

Anders als andere, die mit mehr oder weniger geschickter, auch regionaler PR als Stars von (über)morgen verkauft wurden wie eben eine Haas (schnelles Aus in Paris, Doppelnull in Linz) oder auch Mira Antonitsch (Nr. 710), musste sich das stramme Mädle aus dem Ländle in deren Schatten langsam nicht nur hochdienen, sondern mit Kleingeld auch die Kassa füllen. Einerseits mit insgesamt acht Einzelsiegen auf der zweiten Ebene, der ITF-Tour, andererseits mit Klubverträgen im In- und Ausland wie mit diversen Sponsoren, die „Korporal“ Grabher so unterstützen wie das Heeressportzentrum oder das Sportland Vorarlberg und die Stadt Dornbirn. In den Heimatklub, wo sie als Fünfjährige dem Bruder zum Tennis folgte und auch die sieben Jahre ältere Tamira Paszek kennenlernte, ist sie von einträglichen (Titel-)Ausflügen in Steyr und Weigelsdorf (NÖ) inzwischen zurückgekehrt. Um „Mimi“, einst Nr. 26 der Welt, ist´s still geworden. Midtwen Julia hingegen hat´s ihrerseits in der Hand, am Freitag in Roland Garros zu ihrem bisher größten Schlag auszuholen. Und damit ein bisschen an rotweißroter Tennisehre zu retten. Sieht man von Thiem ab, so ist just Julia der letzte Rest vom einst gefeierten Schützenfest. Ja, wer hätte das gedacht? Aber im nachhinein ist man eben klüger, als manch einer denkt..

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