Viva Espana, viva Espana! Erst der zweite Wimbledon- und vierte Grand-Slam-Triumph von Carlos Alvaraz in London, nur ein paar Stunden später der vierte Rekord-EM-Titel der Geschichte im Fußball für die Furia Roja, wie man die spanische Nationalmannschaft nennt. Vor den Augen des spanischen Königs Felipe (mit Tochter), der seine Fußballkönige bejubelte, während der englische Kronprinz William als eingefleischter Fußballfan nur die Rolle des Trostspenders spielen konnte.
Auch 58 Jahre nach dem legendären WM-Sieg in Wembley also wieder nichts. Und zum zweiten Mal binnen drei Jahren steht der umstrittene Teamchef Gareth Southgate mit seinem unumstrittenen, aber just in der neuen deutschen Wahlheimat glücklosen Harry Kane als noch dazu im Endspiel ausgetauschter Kapitän mit leeren Händen da. Jetzt heißt´s zwei weitere Jahre warten bis zur WM 2026 und dem 60-Jahr-Jubiläum des WM-Sieges 1966. Football Coming Home wird allmählich zum ungespielten Refrain voller Dissonanzen.
Ja, so ist Fußball in seiner Gnadenlosigkeit. Just da, als die Löwen Albions mit dem 1:1 wieder Lunte gerochen hatten, just da, als sie ohne Kane und Foden wieder Biss zu haben schienen, wurde ihnen endgültig der Zahn gezogen. Mag sein, dass Southgate, Kane und Konsorten sich im Nachhinein über den Referee ärgern, weil das Siegestor für die Spanier in der graphischen Auflösung eine Fußspitzen-Entscheidung gegen Abseits gewesen war. Und in Minute 93 der Einfädler Dani Olmo gerade noch, wieder nur eine Fußspitzen- Zentimeter-Entscheidung, auf ,der eigenen Torlinie abwehrte.
Aber das ist ja sowieso obsolet und es wäre auch ungerecht, weil mit Spanien summa summarum die bessere Mannschaft mit der summa summarum besseren Qualität gewonnen hat. In diesem Falle lügt auch die Statistik nicht, sie spricht eine zu klare Sprache zugunsten der Spanier, die Zen Jahre nach dem dritten Streich den vierten landeten. Nicht Tiki-Taka, sondern viel zügiger..
Hätte der von Servus-TV-Kommentator für meine Begriffe zu gering geschätzte englische Torhüter Pickford nicht einige Male großartig reagiert, das Finale wäre längst entschieden gewesen und nicht erst in der vorletzten Minute der regulären Spielzeit durch die Millimeterentscheidung. Das nur, um der (subjektiven) Wahrheit die Ehre zu geben und Dolchstoßlegenden von vorhinein den Garaus zu machen. Und um eine weitere Wahrheit zu bemühen, so war es ganz im Gegensatz zu den in den meisten Vorschauen auf das Duell des alten gegen den neuen Superstar reduzierten Finales, also Kane vs. Yanal, der Triumph der insgesamt balltechnisch und dann, als die Kräfte da wie dort schwanden, auch taktisch besseren Mannschaft – mit Betonung auf Teamwork.
Wo war einerseits Harry Kane außer bei einem abgeblockten Schuss? Gelb belastet! Und wo blieb andererseits der Trickreichtum samt Schussgewalt beim einst Messi-gebadeten Wunderkind Lamine Yamal? Immerhin kann er sich damit rteösten, jüngster Europameister zu sein, was ganz sicher ausgeschlachtet wird! Natürlich entscheiden oft die sogenannten Unterschiedspieler, aber noch öfter gewinnt jene Mannschaft, die kaum ein schwaches Glied in der Spielerkette hat. Und das waren eben die Spanier, die auch deshalb alle ihre sieben Spiele gewonnen haben – egal ob gegen Italien, Kroatien, Georgien, Deutschland, Frankreich oder im erst nach der Pause furiosen Finale gegen England. Drum durfte ihr König mit den neuen Fußballkönigen Europas zu Recht und richtig jubeln. Viva Espana. Viva Espana! Und Alcaraz hat obendrein dazu geklatscht. In England!