Am gestrigen Regentag war sie noch halbleer, die kleine, feine, steinerne Tennis-Arena im schmucken Kitzbühel, wo es heute eine Enttäuschung nach der anderen regnete, ehe es am steirischen Austrokroaten Filip Misolic lag, die rotweißroten Fahnen hoch- und neben den deutschen Gästen die heimischen Fans über den Dienstag hinweg doch noch bei Laune und der Stange zu halten. Anders als früher, als Gott und die Welt nach Kitzbühel gekommen war, um zu Füßen der Streif die ganz großen Stars der Tennisszene zu bewundern, gibt´s heutzutage regional und lokal auch mit Hilfe von Partnermedien eher hochgeschaukeltes Interesse an mehr oder weniger guten Mitläufern aus dem In- wie aus Ausland.
Hand aufs Herz, wer hätte sich vor 20 und mehr Jahren jemals gedacht, dass es bei allem Respekt eimal heißen würde: Gemma heute unsern Misolic oder den kasachischen Stützstrumpf Bublik schauen – und vielleicht auch noch Frührentner Thiem, wenn er von einer Pressekonferenz kommt und nicht etwa von einem Schaukampf, den er meines Wissens nach nicht in der Gamsstadt bestreitet, sondern an der Waterkant am Hamburger Rothenbaum hinter sich hat mit dem besseren Ende für den 16 Jahre älteren deutschen Steirersohn Tommy Haas!
Wer verfolgt, mit welch Inbrunst und Aufwand der bullige Dosen-Sender dieses gemessen am Erste Bank Open Wien eigentlich drittklassige Turnier überträgt, als wär´s tatsächlich der Monte-Carlo-Klassiker und längst nicht mehr die Alpen-Karikatur dessen, der kann nur sagen: Na Servus, was es alles gibt heutzutage in der Medienwelt! Was auch dahingehen gilt, dass der Turnierdirektor ohne jede Scheu und Scham quasi in eigener Sache als Co-Kommentator auftritt. Interessenskonflikt? Fremdwort!
Wie gesagt, es ist mit allen heutigen Möglichkeiten ein eher künstliches Interesse, das erzeugt wird – im Gegensatz zu der unglaublichen, magntischen Anziehungskraft, die der ewige, echte, unverwechselkbare Radklassiker Tour de France auf das Fußvolk ausübt, eine gleichsam unzerstörbare Magnetwirkung, der auch die schlimmsten Dopingsünder und/oder medialen Dopingverteufelungen nichts anhaben konnten: Wer heute verfolgt und gesehen hat, welch Kolonnen an Fahrzeugen unterschiedlichster Bauarten sich entlang des berühmt-berüchtigten Vulkankegels Mont Ventoux eingeparkt hatten und welch Girlanden an Menschen trotz Hitze stundenlang darauf warten, bis ihre großen Idole oder tragischen Helden sich den meist steilen Anstieg bis zum Planetarium auf 1900m hinaufquälen, der weiß, was klassischer Charakter bedeutet.
Einer, der nichts zu tun hat mit dem Tour-Partner l´Equipe, den es schon seit Jahrzehnten gibt. Und n ichts hzu tun mit schöngefärbter Provinzialität. Dem Faszinosum Tour de France rennen alle Medien weit über Frankreich hinaus die Türen ein. Vom Big Business, das die Grand Boucle mit sich bringt, ganz zu schweigen. Da dem so ist, wie es ist, haben auch die sauertöpfischen Moralapostel vom ARD-Fernsehen inzwischen wieder von Mattscheibe auf Vollbild umgeschaltet.
Und die Deutschen mussten dabei wie wir Österreicher sehen und eingestehen, dass ihr Jungstar mit großer Perspektive, Florian Lipowitz, ebenso wie unser Klettermaxe aus Lienz, Felix Gall, beim besten Willen und trotz schönster Ankündigungen halt doch nicht ganz Tritt halten können mit den beiden Allerbesten der Zunft, dem neuen Kannibalen Tadej Pogacar aus Slowenien, und dem dänischen Erzrivalen Jonas Vingegaard, auch wenn sie heute ganz oben Außenseitern ausnahmsweise den Vortritt ließen.
Zwei unglaublich gute, universelle Pedalritter, die sich von der Konkurrenz so abgehoben haben wie im Tennis das neue Super-Duo mit Sinner und Alcaraz, dessen Langzeitvertrag mit dem Generali Open leider nur von sehr kurzer Dauer war. Einfach blöd gelaufen wie die Spiele der ersten drei Österreicher, die in Kitz ausgeschieden sind. Zum Glück hat Misolic voll Selbstvertrauen die Erstrunden-Negativserie des Argentiniers Etcheverry nützen können, um die Ejre Ösgterreichs zu retten. Womit für Rotweißrot zumindest im Einzel bis auf weiteres das Motto gilt: Gemma Filip schauen…