Kaum hat Dominic Thiem seinen Grand-Slam-Bubentraum verwirklicht, kaum haben sich auch Eltern und Bruder quasi stellvertretend televisionär abfeiern lassen, schon wurde die PR-Maschinerie angekurbelt. Dazu gehören nicht nur Blitz-Pressekonferenzen mit limitierter „Stückzahl“ an Medien, nicht nur Blitz-Aussendungen von Politikern und Sport- wie Society-Promis, die ihren Experten- oder Laien-Senf dazugeben. Egal, wer oder wie – Hauptsache, man steckt sich (s)eine Thiem-Feder so schnell und möglichst medienwirksam auf den Hut, ganz so, wie es sich für Patrioten gehört, die ansonsten bei Worten wie Nationalstolz schon Alarmglocken läuten hören. Halt ganz so, wie das in der dem wahren Sinne nach Doch-Nicht-Sport-Nation aus opportunistischen Gründen schon immer so gehandhabt wurde.
Hier einige Beispiele als Indiz, dass hehre Worte in leeren Taten endeten. Was folgte, proklamierte Jahre der Leichtathletik hin oder her, auf Höhenflüge und Medaillen-Flut von Liese Prokop, Maria Sykora, Ilona Gusenbauer und Eva Janko? Jahrelange Ebbe! Wurde aus Österreich nach den bejubelten, historischen zwei Olympiasiegen des inzwischen verurteilten und verdammten Gold-Peter je eine Judo-Nation? Mitnichten! Gab´s nach Thomas Musters bewunderten Kraftakten einen ausgeklügelten Marsch- oder Fahrplan, wie man den Tennis-Boome nützt, um nicht nur bei den Herren weitere Asse aus dem Ärmel zu beuteln? Fehlanzeige! Wie war´s beim Schwimmverband? Statt einer Erfolgswelle uferten nach Rogan, Podoprigora, Jukic und Co nur die Skandale und Prozesse aus. Und. Und. Und…
Wie aber schaut´s diesmal bei und nach dem Thiem-Triumph aus, der ja alles, nur nicht aus heiterem Himmel kam, sondern nach drei verlorenen Grand-Slam-Endspielen auch wegen der ganz speziellen Umstände erhofft, ja herbeigesehnt worden war von einer Nr. 3 der Welt, Nr. 2 der Setzliste und dem neuen Nr. 1-Favoriten nach dem Djokovic-Ausschluss? Gretchenfrage: Wie hat sich der Tennisverband darauf vorbereitet, aus dem realisierten Bubentraum des „Dominators“ möglichst viel Kapital für die Buben und Mädchen von heute zu schlagen, damit aus ihnen morgen oder übermorgen ähnliche Größen oder gar (Welt-)Stars werden, die die rotweißrote Fahne hochhalten?Nächste Frage: Kann das ein Verband überhaupt, der von einer Interims-Chefin verwaltet wird, bis der designierte Präsident, seines Zeichens nicht nur Vorarlberger Tennis-Chef, sondern auch Staatssekretär in der Regierung, das Sagen hat?
Interessant, dass unter den vielen mehr oder weniger prominenten Stimmen, die sich zu Wort gemeldet haben zum Triumph unseres neuen Sporthelden, ausgerechnet jene von Dr. Magnus Brunner zumindest noch nicht zu vernehmen war. Bin schon neugierig, ob es außer üblichen Danksagungen und Glückwünschen auch so etwas wie ein vernünftig-zünftiges Konzept mit echtem Weitblick gibt, wie abseits von privaten Keimzellen und/oder familiärem Engagement a la Thiem (oder Bresnik) auch der staatlich finanzierte heimische Sport mehr als nur internationales Mittelmaß produziert. Schließlich ist das ja Sinn der Sache, (nicht zu wenig) Geld in das System zu stecken. Abwarten, ob diesmal aus alten Fehlern gelernt wird. Oder nach dem medialen Jubelsturm alles beim alten bleibt. Wie gehabt und oben genannt.
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