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Kühner: Weil einst Schneekanonen in Kitz fehlten, wurde alternativ aus ihm eine Reitkanone

Gut und schön, es war für uns und ist immer noch Fußball-Euro mit dem Endspiel in Berlin als letztes Highlight. Gut und schön, es läuft der Final Countdown zu den Olympischen Sommerspielen in Paris, worauf uns Einkleidung, Vereidigung und Verabschiedung beim eher unsportlichen Kettenraucher-HBP mit dem ziemlich geeichten Sportminister im Schlepp in Vorfreude aufmerksam gemacht haben. Natürlich sind uns ein Medaillensammler wie Lukas Weißhaidinger oder der vor allem im Tiroler Westen populäre Klettermaxe Schubert ebenso ein Begriff wie neuerdings die Speerspitze Victoria Hudson oder Krauler Felix Auböck, die als Europameister: In grüßen lassen. Wer aber, Hand aufs Herz, verliert schon viele Worte über Max Kühner (Cover-Foto), der als langjähriger Wahltiroler mit echter bajuwarischer Starnberger Schnauze gemessen am einstigen Beute-Österreicher aus der deutschen Weinstraße, also Hugo Simon, dem eingebürgerten Hugo Nazionale, ein mediales Mauerblümchendasein fristet.

Dabei ist der angehende, großgewachsene elegante stramme Max sportlich dem inzwischen emeritierten, demnächst 82jährigen, kernigen Kämpfer hoch zu Ross aus Weisenheim am Sande schon auf den Fersen – Führender in der von Jan Tops organisierten Global Tour („Das ist die Formel 1 des Springreitens!“), Dritter der  Weltrangliste und zuletzt Zweiter des Millionenturniers in Monte Carlo, wo die springgewaltigen 1 PS dort über die Hürden gehen, wo sonst die 800-PS-Boliden in den Boxen stehen.

Ein Erfolg, der umso toller ist, weil ihn der tollkühne Max mit einer mehrfach verschraubten, bei einem Sturz im Nationenpreis von Sopot gebrochenen Hand errang. Schmerz lass nach, Härte zählt, wenn´s gilt, das 13jährige Springinkerl namens Electric Blue zu zügeln. Ohne Electric Blue, dem eine schöpferische vor-olympische Pause gegönnt wird, führt Kühner derzeit beim Topturnier im heißen Budapest („Bei 34 Grad schwitzen auch die Pferde!“) als Aufgalopp für Paris die seit langem wieder für Sommerspiele qualifizierte rotweißrote Equipe an, die im Vorjahr sensationell EM-Bronze in Mailand gewonnen hat, die erste Medaille seit Olympiasilber 1992. Mit Kühner und Routinier Gerfried Puck (51, Foto Mitte) wird Katharina Rhomberg (Foto links), 31, aus Dornbirn das Trio für den zweitägigen Teambewerb in Paris bilden, mit dem Anfang August die Springreiter beginnen.

 

Rhomberg (Foto Links), die so genau nicht sagen kann, ob und um wie viele Ecken sie weitschichtig mit der einstigen Abfahrts-Olympiazweiten Edith Zimmermann-Rhomberg (1964) verwandt ist, wuchs in Dornbirn mit Pferden auf, entschied sich dann aber als alternativlose Lösung zu BWL-Studium und Teilzeitbüro fürs professionelle Springreiten dank des Mentors Gerhard Rausch, in dessen Stall elf Pferde stehen. Darunter Cuma, mit dem Katharina den Sprung ins Team, zu Bronze, nach Paris und wer weiß, was noch kommt, geschafft hat.

Als eiserne Reserve mit dabei ist Christoph Obernauer (Foto rechts) vom Reiterhof Mauring in Kitzbühel, womit sich der Kreis zum Vorreiter Max Kühner schließt, einem der allerbesten Springreiter der Gegenwart. Hätte es, als er noch ein 10jähriger Dreikäsehoch aus Starnberg war, schon Schneekanonen gegeben und keine grüne Wiesen im Weihnachtsurlaub, wer weiß, ob er je von seinen Eltern beim Obernauer-Reithof aufs Pferd gesetzt worden wäre, „damit er beschäftigt ist!“ Wenn zumindest seit 1974 und dem Slalomsieg von Hansi Hinterseer kein Alpinstar mehr aus Kitzbühel kam, dann hat wenigstens der bajuwarische Tiroler alles Glück dieser Erde auf dem Rücken Kitzbüheler Pferde entdeckt und gefunden. Und noch ist ja nicht aller Kühner-Tage Abend.

Es ist darum alles andere denn kühne Spekulation, wenn Max davon träumt, jene olympische  Medaille für Rotweißrot zu holen, die sein Vorgänger Hugo „Nazionale“ Simon mehrmals erst am letzten Hindernis ab- und wegwarf – oder dann, als er sie in Gold (Einzel) beim „Reiter-Ersatz-Olympia“ in Rotterdam 1980 tatsächlich gewonnen hatte, in den IOC-Annalen letztlich nichts zählt. Es würde auch seiner bisher offenbar aus Desihteresse medial fast verheimlichten Weltklasse und seiner darob unterentwickelten Popularität endlich und hoffentlich Max-imal die Sporen geben…   

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