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LA-WM in Tokio: Ein toller, alter Hecht und selbstzufriedene Insel der Seligkeit

Im Tennis sind wir nach der Debrecen-Sensation unter den Top 8 im Daviscup, im Fussball steht die Tür zur WM-Endrunde 2026 weit offen, Felix Gall fuhr bei Tour und Vuelta unter die Top 10, bei der LA-WM in Tokio haben wir hoffentlich auch noch das eine oder andere Ass im Ärmel. Und da der nächste Winter wie auch immer sicher kommt, können wir nach Adam Riese die nächsten Erfolge auf Schanzen, Loipen, Pisten garantiert erwarten. Patriotenherz, was willst du noch mehr von der Sportnation in Rotweißrot?

Nur  solche gern als Schwurbler abgekanzelte Realisten wie meine Wenigkeit schauen halt – weder aus schlechter Laune, Masochismus, noch aus Jux und Tollerei – mitunter auch auf die vielen Kehrseiten von Medaillen und wenigen Topergebnissen, die mitunter mit Erfüllungsgehilfen und Pressereferenten als Allerweltserfolge verkauft werden. Ganz so, als würden wir auf (Sport) einer Insel der Seligen leben, auf der selbstzufrieden Beifall geklatscht wird, als wäre das auch sportlich ziemlich früh entwickelte Land im Herzen Mitteleuropas ein insulares Fleckerl im Pazifik wie Vanuatu, wo man solche Resultate vielleicht bejubelt. Ich ziehe natürlich den Hut vor dem 35jährigen Raphael Pallitsch, der in einem tollen Endspurt noch das Semifinale im extrem dichten 1500m-Feld erreichte, während es sogar ein Wunderwuzzi wie Ingebrigtsen (Nor) verpasste.

Hingegen erlaube ich mir doch eher kritischer die Leistungen der anderen Österreicherinnen zu betrachten statt sie so zu begrüßen wie in der ÖLV-Aussendung. Wäre etwa Hürdensprinterin Karin Strametz beim Highlight der Saison zumindest an ihre Rekordzeit (12,81) herangelaufen und nicht gut zwei Zehntel drüber geblieben, ja dann wäre sie wie Pallitsch im Semifinale (Top 24) gelandet und nicht auf Platz 27.

Und so sehr man das Durchhaltevermögen der Ex-Kickerin und Lehrerin i. R., Julia Mayer als neue Marathonfrau durchaus anerkennenswert finden kann, nein: muss angesichts einer wahren Hitzeschlacht auf Tokios Straßen, so würde Platz 33 anderswo kaum jemand so vom Sessel reißen wie die an sich sehr sympathische  Frau Mayer, die im Überschwang der Ziel-erreicht-Gefühle gar meinte, lieber 33 statt Julia genannt zu werden.Eine Anspielung offenbar darauf, daß sie bei Olympia auf Platz 55 gelaufen war. Vom nächsten Quantensprung um 20 Plätze, so fürchte ich bei aller 33er-Euphorie, ist sie noch weit entfernt und die Erkenntnis zumindest aus meiner Doch-nicht-Micky-Maus-Perspektive näher, die Kirche im Dorf zu lassen.

PS: Kaum geschrieben, kam die nächste Ernüchterung von einer, von der man gedacht hätte, sie würde wie gehabt das Semifinale schaffen. Jedenfalls waren 400m-Lauf, Zeit (52,92) und Platzziffer (45) für eine Rekordlerin wie Susanne Gogl-Walli mehr als enttäuschend. Iregndwas muss in der Trainingsoeriodisierung also nicht gestimmt haben. Da wie dort.

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