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Lindsey Vonn oder: Bullige Show, die zurück in die Zukunft heißt

Mit dem Nations-League-Pflichtsieg in Almaty gegen dezimierte und fu0ballerisch unterbemittelte Kasachen, der weit höher hätte ausfallen müssen, Team und Teamchef aber nicht hinderten, wieder gegen den vorübergehenden Arbeitgeber ÖFB vom Leder zu ziehen, will ich mich nicht mehr beschäftigen Mich beschäftigt viel mehr die Herz-Schmerz-zurück-in-die-Zukunft-Story von Lindsey Vonn, der zunächst erfolgreichsten nicht nur US-Skirennläuferin aller Zeiten, ehe sie mehr als nur sportlich von ihrer weit jüngeren, zumindest ebenso attraktiven und noch erfolgreicheren Landsfrau Mikaela Shiffrin klar übertrumpft wurde. So ein  Stachel muss ziemlich tief sitzen, vor allem  und auch dann, wenn die knapp 30-jährige der gerade 40-Jährigen auch auf Showbühnen immer öfter die Schau stiehlt.

So etwas stachelt natürlich den Ehrgeiz an, sich wieder auf die Füße/Beine zu stellen, erst recht, wenn ein künstliches Knie mithilft, sich schmerzfrei dem hinzugeben, was man am besten kann: Skifahren oder mehr noch: So schnell oder noch schneller Skifahren als nicht nur die kleine Mikaela, die noch Schülerrennen gefahren war, als  die große Lindsey ihr einziges Olympiagold in Vancouver 2010 eroberte, sondern alle anderen. Und da die Katz (e) bekanntlich das Mausen nicht lässt, will Frau Vonn nicht mehr nur Schmusekätzchen bei Tiger und Konsorten spielen, sondern wieder auf den Rennpisten räubern, sprich: Rad der Zeit um mehr als fünf Jahre zurückdrehen, um mit neuen Maßstäben auch neue Rekorde zu setzen.

Ganz nach dem Geschmack der Energy, die aus der Dose kommt. Gut, Stierblut ist nicht unbedingt Frauensache, zur Bullen-Philosophie allerdings gehört jene Abenteuerlust, die unter anderen in Lindsey Vonn steckt. Und da wir in  einer Zeit der neuen Normalität leben, vor allem aber einer, in der alles medial kritiklos bejubelt wird, was Superlative, Sensationen und Rekorde verspricht, so wurde das Vonn-Comeback von langer Hand so gut lanciert und thematisiert, bis endlich die Vollzugsmeldung von hochoffizieller US-Verbandsseite kam. Lindsey is back. Hurra. Freude schöner Götterfunken. Saalbach-WM und sogar Olympia 26 stehen nicht mehr in den Sternen, sondern quasi ante portas.

Während mit angestachelten sozialen auch die Bussi-Bussi-Medien vor Begeisterung aufheulen, dass Frau Vonn (schon mehr als ein Jahrzehnt ohne Hrn. Vonn) wieder die Abfahrten in Angriff nimmt, schlagen manch erfahrene Haudegen über Kaiser Franz Klammer hinaus die Hände über den Kopf zusammen. Durchaus legitim, dass ein auf Sensationslust bauendes Dosen-Imperium ein altbekanntes, optisch omnipräsentes Rennpferd aus dem (Renten)-Stall holt, damit es Werbung im Galopp macht – wo aber bleiben da die sonst so guten Geister, die nach noch mehr, noch effizienteren und noch teureren Sicherheitsvorkehrungen rufen und dazu noch fordern, bei Highspeed auf die Bremse zu steigen?

Ob das für den alpinen Skirennsport wirklich von Nutzen oder über Lindseys Ego-Trio hinaus  von Vorteil ist, sollte sie als mehrfach runderneuerte, mit Kunstknie versorgte Jung-Vierzigerin nach fünfjähriger Rennpause den jüngeren Generationen die Stirn bieten, wage ich zu bezweifeln. Eher kontraproduktiv mit der latenten Gefahr, dass das blonde Pistengift womöglich des Wahnsinns Beute werden könnte. Ich würde eher sagen: Vorbeugen wäre vernünftiger als später zu heulen, wenn was passiert. Die gute Lindsey ist ja – so nebenbei – auch im Übermut an Risikofreude selbst in ihren besten Jahren immer wieder vom Skihimmel in die Hölle gestürzt…

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