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Liverpool, Leipzig und alles, was „bekloppt“ ist

You´ll never walk alone, so lautet der Song, den die Liverpool-Fans über Jahre hinweg angestimmt haben, bevor er mit ihnen aus den Stadien verbannt wurde. Und jetzt, da die Reds nach dem ersten Meistertitel seit 30 Jahren der Pandemie wegen plötzlich zum Alleingang gezwungen wurden, geht´s mit ihnen auf geradezu atemberaubende Weise bergab. Ja, ist denn diese Truppe auf einmal „bekloppt“, so ist man versucht zu sagen in Anlehnung an ihren Headcoach? Vor kurzem noch war Jürgen Klopp als Welttrainer des Jahres von Fachleuten in den Fußballhimmel gehoben worden, jetzt könnte der impulsive, extrovertierte deutsche Erfolgstrainer nach historischen, noch nie registrierten sechs Heimpleiten in Folge – ohne Zuschauer allerdings auch ohne echten Heimvorteil an der Anfield Road – als eher wortkarg-verschlossener Mastermind des Misserfolgs in des Teufels Küche kommen.

Vom Glücksritter zum Pechvogel, vom Helden zum Buhmann, vom gefeierten Meistermacher zum bekloppten Verlierer, das geht im Fußball manchmal schneller, als es der Beteiligte begreift. Was Klopp und die aktuelle Negativ-Serie von Liverpool in der Premiere League betrifft, so erinnert das an eine Neuauflage seines Abgesangs bei Borussia Dortmund. Auch da gab´s zunächst den Titel und das (erst in der Verlängerung verlorene) Finale in der Champions League gegen den FC Bayern, ehe die Abwärtsspirale in der Bundesliga den BVB in die Nähe der Abstiegsplätze beförderte – und damit auch Klopp, eine Art von Rumpelstilzchen des Aufstiegs, aber auch Falls, ins Abseits und in eine längere Zwangspause.

Wer oder was abgesehen von wichtigen Langzeitverletzten a la Van Dijk, Gomez etc. wirklich Schuld trägt, dass Mane, Firmino, Salah und Co vorne einfach nicht und nicht treffen, hinten aber die Tage offener Türen eingeläutet wurden, das wird höchstens peripher oder oberflächlich erörtert, aber nicht wirklich hinterfragt. Schließlich dreht sich ja schon heute das Rad weiter, wenn der FC Liverpool im Rückspiel der Champions-League mit einem 2:0-Polster auf RB Leipzig trifft – übrigens wie schon im „Hinspiel“ wieder im Puskas-Stadion in Budapest, weil es der Corona-Virus-Mutanten wegen für Briten in Deutschland keine Lande-Erlaubnis gab und andererseits die roten Bullen des Rasensport-Ballklubs aus Leipzig nach einem Gastspiel auf der Insel in eine lange Quarantäne gehen müssten, was aus Termingründen nicht machbar wäre. Also trifft man sich in Ungarn, das die Corona-Krise ziemlich strikt handhabt …

Warum aber, wenn die deutsche Regierung den Rollbalken für Briten runterlässt, der sächsische Fußballklub RB Leipzig dafür haftbar gemacht wird und – was in anderer Form einer Geldstrafe gleichkommt – um die zwei Millionen Euro an den für diese Champions-League-Phase übliche Prämien umfällt, das soll die UEFA einmal den einfachen Fußball-Normalverbrauchern mit Hausverstand erklären. Es ist aus welchen Gründen immer eine juristische Spitzfindigkeit, die ebenso schwer, wenn nicht noch schwerer zu erklären, geschweige denn zu enträtseln ist wie die schon jetzt historische Pannen-, Pech- und Pleitenserie des FC Liverpool. Das eine wie das andere ist und bleibt jedenfalls „bekloppt“.

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