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London und Paris: Dramatische Wenden, tragische Helden, siegreiche Rekordler

Ich gestehe in aller Ehrlichkeit, dass ich um etwa ½ 3 Uhr morgens eingenickt bin nach fünfeinhalb Live-TV-Stunden, die erst im Fußball, dann im Tennis unübersehbare Parallelen aufwiesen. Sowohl im Champions-League-Finaldrama in Wembley als auch im Drittrunden-Thriller in Roland Garros gab´s dramatische Wenden mit untröstlichen Außenseiter-Verlierern a la Borussia Dortmund bzw.  Lorenzo Musetti  und rekordträchtigen Happy Ends der Favoritensieger, die Real-Madrid in London und Novak Djokovic in Paris hießen. Wer sonst eigentlich, wenn man in die Rekordbücher schaut, die beide jetzt in vielfältiger Form um neue Kapitel ergänzt haben. Und mittendrin beim Jubelsturm im Fußballtempel Wembley mit Rasta-Look ohne Locken auch David Alaba, der mit 36 Klubtiteln jetzt unter den Top 3 aller Zeiten einen wohl unüberbietbaren Ö-Rekord hält…

Wäre ich nicht nur peripherer, sondern glühender Borussia-Dortmund Fan, als Gelbschwarzer hätte ich mich grün und blau geärgert, als der sonst so gute Ex-Salzburger Adeyemi gleich zweimal, Füllkrug und Brandt in einem grandiosen BVB-Auftritt vor der Pause so viele Topchancen verjuxten, dass sie frühzeitig das Endspiel hätten entscheiden müssen. Und wäre ich entweder Fan der 22jährigen italienischen Tennishoffnung Musetti oder einfach nur ein Daumendrücker für auftrumpfende Außenseiter, ich hätte gehofft und gewünscht, dass der vermeintlich nimmermüde Lorenzo den vermeintlich nach Atem ringenden Novak bei einer 2:1-Satz- und 1:0, 15:30-Führung im vierten auf die Verliererstraße schickt. Aber was ist passiert? Ganz genau das Gegenteil! Als er fix und fertig schien, schlug Djokovic entscheidend und vernichtend zurück. Wie Real Madrid in London.

Es war einer jener Abende, an denen sich geflügelte Worte in siegreiche oder frustrierende Tatsachen verwandelten. Wie: Tore, die man nicht schießt, die kriegt man. Auch ein Tennisspiel ist erst aus, wenn es zu Ende ist. Und irgendwie hat mich beides auch an den einstigen Spruch des Boxweltmeisters Joe Frazier erinnert, der vor dem ersten, siegreichen Duell mit Muhammad Ali gesagt hatte: Hit the body and the head will die. Ja, so war´s schließlich da wie dort, wenn ich daran denke, dass jener Füllkrug, der vorn nicht getroffen hatte, vom Rekord-Champions-League-Sieger Carbajal beim Kopfballtor zum 1:0 aber quasi um Scheitellänge übersprungen wurde. Und dass dem 2:0 dann ein kapitaler Dortmund-Fehlpass in Strafraumhöhe vorausgegangen war, den Real eiskalt ausnützte. Der Wille ging nimmer fürs Werk…

Alles wie gehabt und alles kein Zufall in Zeiten, in denen wir mit Zahlen, Daten, Fakten, (auch irreführenden) Statistiken und Rekorden aller Art zugedeckt bis gepflastert werden, damit ein Kommentator den anderen übertrifft. Dessen ungeachtet setzen sich unterm Strich immer und überall, von Ausnahmen abgesehen, die die Regel bestätigen, die höhere Qualität, die größere Konstanz, der stärkere Kopf und das Plus an Selbstvertrauen durch. Ob bei königlichem Ballett, bei Kaugummi-König Ancelotti, Carbajal, Kroos und Alaba in London, oder bei Novak Djokovic in Paris, wo nie zuvor ein Match so spät geendet hat, nämlich exakt um 3:07 Uhr am Sonntag früh.

Mit dem 389. Grand-Slam-Einzelsieg des 24fachen Grand-Slam-Siegers, der damit einen Federer-Rekord egalisierte und im Rennen um seinen 25. Grand-Slam-Titel und den 4. Sieg in Paris bleibt. Am Ende hatte er vermeintlich fast schon Besiegte nicht nur Trostworte für Musetti („Es hätte keinen Verlierer geben dürfen!“) übrig, sondern auch noch die Lacher der bis zum Schluss ausharrenden Zuschauer auf der Seite, als er sagte: „Ich hsb zu viel Adrenalin, ich kann nicht schlafen.  drauf, Wo ist jetzt eine Party? Ich bin mit von der Partie!“ Da komme noch einer und sage, der Djoker geht zum Lachen in den Keller…

PS: Ein Treppenwitz, der alles andere denn zum Lachen ist, war das Versagen der Security wie der Ordner, die endlos lange brauchten, um zum Glück harmlose Autogrammjäger einzufangen, die gleich nach Ankick über die Werbetransparente gesprungen und aufs Feld gelaufen waren. Nicht auszudenken, hätten sie anderes im Schilde geführt als Selfies mit Stars.. 

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