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Märchenhafte Euphorie um Frauenfußball schon im Euro-Countdown

Wenn´s nach dem medialen Mainstream geht, dann scheint es, als wäre ein halbes Jahrzehnt nach dem ersten ein zweites Sommermärchen der Fußballfrauen fast schon so etwas wie eine ausgemachte Sache. Zinsberger hin, Billa her, Zadrazil da, Puntigam, fesch samma mit amerikanischer Ehefrau, also alles führige Fuhrmann, tralala. Dass sich Ronaldo aus Manchester wieder vertschüssen will, hat aber nichts mit Brotneid wegen des ausverkauften Old-Trafford-Stadions beim Euro-Eröffnungsspiel von Rotweißrot gegen die Three Lionesses Albions zu tun. Ja 75.000 Fans und eine Kulisse, die auch unsere Deutschland-Legionärinnen so gut wie nicht kennen, das hat schon jetzt bei unseren Fußballfrauen für Gänsehaut gesorgt, die sich – das steht zu hoffen – in positive Energie verwandelt, wenn´s ernst wird.

In Tagen, wie diesen, in denen die Frauen den derzeit nur am Transfermarkt und in bedeutungslosen Testspielen tätigen Herren der Schöpfung den Rang ablaufen, gibt´s ja jede Menge an Motivationsschüben für das Nationalteam . Wie etwa Auf- und Abmarsch beim Bundespräsidenten in der Hofburg, die Ankündigung von ORF-Live-Übertragungen und Rundum-Berichterstattung von der Europameisterschaft, die immerhin so wichtig ist, dass auch der ORF-TV-Sportchef auf die Insel geflogen ist, um zu sorgen, dass die Sensations-Frauen von 2017 endlich wieder zu ihrem Recht oder den Rechten kommen, die sie sich wünschen.

Arsenal-Waffe Zinsberger gegen englische Granaten. Durch Heirat „aufmunitioniert“: Rekordlerin Puntigam.

Und ganz so, als würde jetzt in geballter, komprimierter Form schlechtes Gewissen abgearbeitet, dass wenig bis nichts aus dem Holland-Sommermärchen gemacht worden war, klopft sich auch der ÖFB selbstkritisch an der Brust. Vom Neo-Präsidenten über Generalsekretär bis Sportdirektor nehmen sich alle schuldbewusst bei der Nase, dass es – welch unnötiger Vergleich angesichts der unterschiedlichen Ländergrößen – in der Relation zu England viel zu wenig Fußballmädchen und Fußballfrauen gibt, man also dort den Hebel ansetzen müsste, um ….

Gemach, gemach, neuentdeckte Fortschrittsgeister der Gender-Mania, die bekanntlich derzeit viele, wenn nicht alle Grenzen sprengt. Wenn sie mich fragen und wie mir auch meine 15jährige Tochter aus ihrem Gymnasialleben berichtet, dann gibt´s zum Leidwesen manch Pressure Groups halt doch keinen Massenandrang, sondern immer noch nur eine Hand voll an Mädels, die dem (Fuß)Ball nachjagen wollen. Spaß am Spiel, Lust am regelmäßigen Training und den Ehrgeiz, Erfolg zu haben, auf diese drei Eckpfeiler stützt sich die positive Langzeit-Entwicklung in jedem Sport, das Feuer muss innen brennen und lässt sich so leicht auch mit besten Mitteln nicht von außen entzünden.

Da ja der ORF in einer politisch korrekten Vorreiterrolle seit einiger Zeit auch Spiele der Frauen-Bundesliga live überträgt, kann man sich selbst davon überzeugen, dass es dabei nur ein Häuflein Aufrechter an Fans am Spielfeld-Rand, vor Klubhäusern oder dann und wann auf Tribünen gibt. Und Live-Sendung hin, Frauenkick her – hierzulande bekommt der Konsument ja mit ein paar Ersatz-Ausnahmen nur die zweite und dritte Garnitur zu Gesicht, da die Beletage eben im Ausland engagiert ist. Schön, dass sich Made in Austria als Gütesiegel von England bis Frankreich, von Deutschland bis Italien und Schweiz gut verkauft – Second Hand allerdings ist halt kaum gefragt.

Jetzt liegt´s an der ersten Garde, mit einem zweiten Sommermärchen eine Basis für Nachhaltigkeit zu liefern. Medialer Hype und laute Werbetrommel sind zwar, wie man Neudeutsch sagt, wichtige Tools, um das Interesse anzufachen – schlussendlich aber entscheidet immer und überall Erfolg über Wohl und Wehe. Ohne ihn bleibt alles nur verlorene Liebesmüh…

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