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Milliarden-Eröffnung in Paris oder: Olympia als Spielball politischer Botschaften

Es war natürlich unglaublich spektakulär, unheimlich teuer, unglaublich fortschrittlich nicht nur im digitalen, sündteuren technologischen Sinn. Verkleidet in atemberaubende Designs und/oder 3D-Vorspiegelungen wurden dem teils erstaunten, teils entgeisterten bis entsetzzten  TV-Konsumenten mehr oder weniger versteckte Botschaften bei der aufwendigsten und tatsächlich einzigartigen Eröffnungsfeier, die es je gab, untergejubelt.

Dem französischen Präsidenten, der nur kurz für die Eröffnungsformel der Olympischen Spiele 2024 zu Wort gekommen war, muss das Herz im Leib gelacht haben, weil alles wie am Schnürchen funktioniert, sieht man vom kräftigen  Schnürlregen ab, der die Zeremonie mit Schirmen und Pelerinen von  A bis Z unaufhaltsam begleitet hatte. G,Öanz so, als wäre auch Petrus in Tränen ausgebrochen, wie sehr quasi unter dem Schutzschild heuchlerischer Granden das vom hehren Baron Pierre de Coubertin wiederbelebte Olympische Theater mit allem von einer Minderheit geprägten bis diktierten Drum und Dran in eine weltpolitische Schaubühne verwandelt wurde.

Mit einem Chefolympier, der in aller Unterwürfigkeit das alles abgesegnet haben muss. Mich würde nicht wundern, würde jetzt ein  Großteil der Franzosen – Nationalstolz hin oder her – bei so viel Schwarzweißmalerei im wahrsten statt politischen Sinn des Wortes rot sehen. In einem Atemzug mit dem Lippenbekenntnis verschworener Einheit wird unübersehbar den Andersdenken, aber meist nicht Andersartigen, etwas im Sinne des Fortschritts aufs Aug gedrückt, was sie in  dieser geballten Form nicht goutieren, aber lauthals gar nicht kritisieren dürfen.

Es wurde natürlich alles ganz anders, spektakulärer und verschlüsselter präsentiert als 1980, was ja angesichts der modernen Technologie logisch ist, aber irgendwie hat mich dabei die Erinnerung an die Eröffnung der Boykottspiele in Moskau erinnert, als im damaligen noch nach Lenin  benannten Stadion der letzte Fackelläufer – lang einstudiert – über den Rücken ausgesuchter KP-Genossen die Tribünen bergauf stürmte, um dort das olympische Feuer zu entzünden.

Die Zeiten haben sich geändert, die Technologie ist eine andere, Milliarden spielen offenbar kaum eine Rolle, aber die Devise ist die gleiche – auch oder gerade darum, weil man in dieses Spiel mit dem Spielball Olympia auch berühmte Feigenblätter oder Herz-Schmerz-Darsteller wie Rafael Nadal, den ältesten lebenden (Rad)Olympiasieger Coste (100) und die rekonvaleszente Stimme von Celine Dion nachdem Motto einbettet: Gib dem Affen Zucker, er frisst dir eh aus der Hand. Der Spuk ist vorbei, bei Tagesanbruch ist der Sport am Wort. Endlich. Oder aus rotweißroter und Auböck-Sicht doch nicht ganz so gut…

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