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Mit „Djoker“ zum Jackpot im Wien-Roulette

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Vor einigen Wochen hatte Veranstalter und Turnierdirektor Herwig Straka noch angedeutet, dass die Chancen gestiegen wären, nach einigen missglückten Versuchen endlich einmal das Paris-Monster Rafael Nadal für das Stadthallenturnier zu engagieren.  Dieser Traum ist zwar inzwischen geplatzt, aber was hätte es für eine bessere Alternativlösung geben können als die Nr. 2 von Roland Garros und die Immer-noch-Nr. 1 der Welt, die heuer erst ein reguläres Match verloren hat?! Der langen Rede kurzer Sinn – den e/Motion-Bossen Straka und Weindorfer ist´s gelungen, das ohnehin illustre Feld mit Novak Djokovic so aufzuputzen, dass es alles schlägt, was es bisher bei der Erste Bank Open 500 gegeben hat! Welch „D-Joker“ für einen Jackpot im Tennis-Roulette-Royal! Wenn nämlich alle sieben unter den Top Ten, die fürs Turnier genannt haben, tatsächlich beim erste Bank Open 500 aufschlagen, dann kommt das einem Vorgriff auf das ATP-Finale in London gleich, dann wird Wien mit der Stadthalle zumindest via Fernsehen für eine Woche lang zum Nabel der Tenniswelt!

Wobei sich der Opus-Hit Live is Life in der Tat fast ausschließlich auf die TV-Direktübertragungen beschränkt, weil die neuen und womöglich verschärften Corona-Regeln die Tore nur für eine gewisse Anzahl an Fans öffnen dürfen. Nicht nur eine große finanzielle Einbuße, sondern auch ein nicht taxierbarer Verlust an Atmosphäre, Ambiente samt Hauch bis Geschrei zu Rivalitäten und Animositäten, die jenseits aller kommerziellen Komponenten hinweg zu den Ingredienzien des Sports gehören. Pappfiguren statt Zuschauern, Applaus aus der Retorte, Klatschen aus der Dose, all das ist nichts anderes als der verzweifelte, aber trotzdem untaugliche Versuch, in form von Surrogaten als Lückenbüßer zu dienen unter dem Motto: Der kleinste Nenner ist besser als nichts.

Es wird erst das zweite Mal sein, dass der Serbe in Wien spielt – und das erste Mal seit sage und schreibe 13 Jahren, als er in der Stadthalle das Finale gegen Stan the Man Wawrinka gewann. Damals befand sich Djokovic, der lange in München bei der Niki-Pilic-Akademie trainiert hatte, auf dem aufsteigenden Ast und als Nr. 3 der Welt im Ansturm auf den ersten seiner mittlerweile 17 Grand-Slam-Titel, den er in Melbourne 2008 gewann. Wer heutzutage ins Gesicht des „Gluten-Feindes“ Novak schaut, der blickt in einen total austrainierten Asketen, übersieht aber dabei den Komödianten im Vollprofi, der nicht nur Gegner ausspielen, sondern auch Lachmuskeln kitzeln kann.

Seit aber seine Imitationen von Tennisgrößen bzw. Djoker-Rivalen wie einst eines Andy Roddick beim US-Open in die falschen Amerikaner-Kehlen gerutscht waren und sich danach mit Pfeifkonzerten entladen hatten, zieht Djokovic diese Show von Becker bis McEnroe, Nadal bis Federer und die Williams-Sisters lieber nicht mehr ab. Na ja, wer das French-Open-Finale erlebt hat, der wundert sich nicht, dass im heutigen Ernst des Tennislebens auf höchstem Niveau solche ablenkenden Einlagen nicht mehr möglich sind. Nicht bei Grand Slams, nicht bei Masters-Turnieren; nicht bei einem mit 1,55 Millionen Euro dotierten Erste Bank Open 500, dem Djokovic die Ehre gibt vom 24. Oktober bis 1. November. Bei seiner Wien-Rückkehr diesmal als die Nr. 3 nur insofern, was seine inzwischen gewonnenen Grand-Slam-Titel (17) betrifft, aber als unbestrittene Nr. 1 der Weltrangliste, die heuer (sportlich) nur das French-Open-Finale verloren hat. Gegen Nadal, der bei den Veranstaltern des Traditionsturnieres aber ganz sicher weiter auf der Wunschliste steht. Sag niemals nie.

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