Es ist so weit, es geht wieder los, das Rad, nein: die Räder drehen sich wieder. Nicht nur bei der Tour de France, die morgen mit dem Prolog und einem halben Dutzend an Österreich-Profis, darunter Jungstar Felix Gall und alten Helden wie Patrick Konrad, beginnt. Anderntags feiert die nicht nur der Pandemie wegen sanft entschlafene Österreich- Rundfahrt unter dem international klingenden Titel „Tour of Austria“ ihre Auferstehung.
Einerseits in komprimierter Kurzform von fünf statt sieben Etappen von Dornbirn über Innsbruck, Sillian, St. Johann/Alpendorf bis zum Sonntagsberg in Waidhofen/Ybbs, zum anderen mit Masse, in der auch der auch einiges an Klasse steckt, man denke nur an Namen wie die Rundfahrtspezialisten Sivakov, Formolo, Fortunato, Pena, aber auch einen Lukas Pöstlberger, der vor einigen Jahren einmal die Giro d´Italia-Premieren-Etappe mit einer Solofahrt gewonnen hat, oder den deutschen Topsprinter Pascal Ackermann.
Ja, da sind schon fixe Größen dabei, die seit Jahren gezeigt haben, was sie draufhaben, aber auch solche, für die diese alte, neue „Tour of Austria“ womöglich der Startschuss zu einer tollen Karriere wird. Das sind nicht nur leere Worte, weil ich mich dabei erinnere, wie vor Jahrzehnten hier spätere Tour-, Giro- oder Vuelta- und Klassiker-Stars als talentierte Amateure zum ersten Mal die Aufmerksamkeit auf sich lenkten – Legenden wie Charly Gaul, Joop Zoetemelk, Rinus Wagtmans, aber auch heimische Granden von Adolf Christian über Helmut Wechselberger,
Georg Totschnig, Peter Luttenberger und Co. bis zum jungen Patrick Konrad, der als Vierter erstmals Aufsehen erregte.
Wie ehedem es quasi Pflicht war, dass die Rundfahrt im bergigen Österreich auch zum Hochtor und Fuscher Törl führt, also zum Großglockner als Dach der Tour, so darf diese Königsetappe auch heuer nicht fehlen. Es ist, so könnte man sagen, auch wenn zwischen manch Etappenziel und Startort ein längerer Transport liegen, das Comeback einer drei Jahre vermissten Tradition, die durch die Mithilfe auch heimischer Radsportteams wiederbelebt wurde.
Und auch dank der Verbindungen von Rad-Papa Wolfgang Konrad, der seit Jahrzehnten den Wien-Marathon (VCM) bestens organisiert, Darum schmerzt es als sportbegeisterten Wiener, dass sich die an- und vorgebliche Sportstadt Wien bei dieser Renaissance nicht hat einbinden lassen, weil ein Start oder Ziel in der Hauptstadt auch zur Tradition gehört haben wie es bei Paris bei der Tour de France mit der Siegesparade am Champs d´Elysee normal immer der Fall ist.
Abgesehen vom kommenden Jahr, wo die große Schleife nicht an der Seine, sondern in Nizza an der Riviera endet. Aus gutem Grund, weil 2024 in Paris die olympischen Sommerspiele in Szene gehen. Aber von so einem Sport-Festival ist die an Sportstätten arme/verarmte lebenswerte Millionenstadt auch Lichtjahre entfernt. Selbst für eine Tour of Austria gibt´s keinen Tag der offenen Tür im schönen Wien. Leider.